GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022
lich. Dadurch standen den rekordhohen Verschul- dungsraten historische Tiefstände an Schuldendienst gegenüber. Ehrhardt: „Sollten die Zinsen aber stei- gen, wird sich dies konjunkturell bei Konsum und In- vestitionen massiv negativ auswirken. An den Ak- tienmärkten kommt dann auch zum Tragen, dass die Bewertungen historisch hoch sind und die Überinve- stierung der Anleger in Aktien historische Extreme erreicht hat.“ Attraktive Aktien Das klingt jetzt wirklich nicht überschwänglich opti- mistisch. Es scheint so zu sein, dass die Zeit des „Easy Money“ an den Börsen ein Ablaufdatum hat. Den- noch bieten Aktien als Sachwerte Inflationsschutz und werden festverzinsliche Anlagen bis auf weiteres ausstechen. Nur sollte man jetzt eben weniger auf breite Indizes bzw. passive Investments setzen, son- dern auf aktiv gemanagte Fonds. Wer selbst Stock-Pi- cking betreibt, wird wohl um die Kategorie Quality- Growth nicht herum kommen. Zwei spannende Titel aus dem Portfolio von Seilern-Experten Faherty sind Microsoft und Adobe: „Rund 90 Prozent des Ge- schäfts von Microsoft werden in der IT-Branche ab- gewickelt. Diese verzeichnet angesichts der klaren, langfristigen digitalen Treiber ein überdurchschnitt- liches Wachstum, das voraussichtlich bis weit in die Zukunft anhalten wird. Adobe ist eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen in unserem Universum, wobei jedes Geschäftsfeld seinen Umsatz zweistellig steigert.“ Fazit: Die Zeiten werden härter, die guten Investmentmöglichkeiten gehen aber nicht aus. Auf den kommenden Seiten finden Sie attraktive Chancen rund um den Globus. Experten, lautet somit: Nicht in regionalen Schubla- den denken, und den Löwenanteil des Kapitals auf „Länderwetten“ platzieren. Stattdessen sollte man jene Titel finden, die für Wachstum und steigende Gewinne stehen. Und zwar rund um den Globus. Schlechtes Börsenjahr? Wobei es natürlich überregionale Trends gibt, die Ak- tieninvestoren nicht außer Acht lassen dürfen. Stich- worte: Zinsniveau und Tapering. So steht wohl fest, dass signifikant höhere Zinsen noch nicht in Sicht sind. Allerdings sind homöopathische Schritte der Fed im zweiten Quartal 2022 denkbar, ebenso wie ein beschleunigtes Tapering. Fed-Präsident Jerome Powell will sich bei diesen heiklen Entscheidungen logischerweise nicht in die Karten schauen und auch nicht von Politik oder Medien treiben lassen. Immer- hin steht viel auf dem Spiel: Von der Gefahr des Ab- würgens der Wirtschaft bis zur Steuerung des Job- Markts. „Die Fed achtet auf die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt und nicht nur auf die Schlagzei- len“, lautet ein Zitat des Notenbank-Chefs. Jens Ehr- hardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, fasst zusammen: „Das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen der Zinsentwicklung. Zwingt die In- flationsentwicklung die US-Zentralbank zu stärkeren Erhöhungen, so wird es höchstwahrscheinlich ein schlechtes Börsenjahr.“ Denn die gute Konjunktur- entwicklung der letzten Jahre war nur aufgrund der durch die Notenbanken gedrückten Zinssätze mög- „Wir konzentrieren uns auf die wahren strukturellen Treiber der Wirtschaft und die zugrunde liegenden Unternehmen.“ Michael Faherty, Fondsmanager Seilern Investment Management GlobalesWachstum bleibt hoch Der Konsumstau löst sich langsam auf: Im kommenden Jahr wird die globale Konjunktur deshalb zwar etwas abflauen, aber mit rund sechs Prozent noch immer kräftig ausfallen. Außer Omikron macht einen Strich durch die Rechnung. Quelle: IWF BIP Entwicklung per Region +7% +5% +3% +1% -1% -3% -5% 2022 2021 2020 Schwellenländer Industriestaaten Weltweit 5,9% 4,9% -3,1% 4,5% -4,5% 5,2% -2,1% 5,1% 6,4% Jänner 2022 - GELD-MAGAZIN . 23
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