GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

Z ur Klimakonferenz COP26 ist durchaus harte Kritik zu hören. Jasmin Duregger von Greenpeace spricht von einem faulen Kompromiss: „Man hat sich in Glasgow in die richtige Richtung bewegt, aber nicht weit genug. Zu kritisieren ist etwa, dass fossile Energieträ- ger noch immer subventioniert werden. Es fehlen oft die Pläne für einen Ausstieg aus Kohle und Co.“ Zu langsam WWF-Expertin Lisa Plattner findet ebenfalls wenig schmeichelhafte Worte und fasst die Ergebnisse von Glasgow mit „Viel Schatten, wenig Licht“ zusammen. „Bei den Resul- taten eines solchen Klimagipfels handelt es sich immer um einen Kompromiss, oft ist es leider auch der schwächste. Wir bewegen uns hier in einem Prozess, der sehr langsam funktioniert, aber es muss auch immerhin eine Übereinkunft zwischen über 190 Staa- ten gefunden werden. Uns steht schlichtweg kein besseres Instrument zur Verfügung.“ Österreich: Schwache Performance Jedenfalls spricht Plattner, sie war bereits bei fünf COP-Treffen vor Ort, von einem sehr unambitionierten politischen Ergebnis von Glasgow: „Alle Fakten liegen auf dem Tisch, eigentlich weiß man, was zu tun wäre. Der politische Wille zur Umsetzung ist allerdings schwer zu finden, manchmal erhält man den Eindruck, dass der Politik die brennende Problematik noch immer nicht ganz bewusst ist!“ Nicht zuletzt hat für die Spezialistin Österreich schwach per- formt: „Bundeskanzler Schallenberg ist mit leeren Händen angereist, nur eine Zusam- menfassung des Status Quo bei seiner Rede in Glasgow abzuliefern, ist schlichtweg ent- täuschend.“ Enttäuscht ist Plattner etwa auch davon, dass Indien in letzter Minute die Verhandlungen noch einmal auf die Kip- pe trieb. Was den Kohlesektor betrifft, ist jetzt aufgrund der indischen Agitation nicht mehr von einem „phase out“, sondern von einem „phase down“ zu lesen. Also nicht von einem Kohle-Ausstieg, sondern von einem Zurückfahren oder Dämpfen. „Ein feiner aber entscheidender Unterschied und ein Beispiel von politischem ,Power-Play‘ “, so die Expertin. Plattner schließt sich aber der Einschätzung des Weltklimarats an, dass die Ziele von Paris noch immer erreich- bar sind: „Das Zeitfenster ist noch geöffnet. Jetzt gilt es als wichtigsten Treiber, mög- lichst schnell die Treibhausgasemissionen drastisch zu senken, wofür wir klare gesetz- liche Rahmenbedingungen und Maßnah- men benötigen.“ Wobei sie sich für die Um- setzung auf Ebene der einzelnen Staaten BRENNPUNKT . Klimawandel Licht und viel Schatten Experten ziehen eine skeptische Bilanz zum Klimagipfel von Glasgow. Es ist sogar von „Mogelpackung“ und „faulem Kompromiss“ zu hören. Klar ist ohne Frage: Der Kampf gegen die Erderwärmung muss einen Zahn zulegen. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt/Iam Ehm; Greenpeace/Mitja Kobal Wohlhabende Industrienationen müssen im Kampf gegen die Erderwärmung die Vorreiterrolle einnehmen. Denn ihr CO 2 -Ausstoß ist hoch, dafür sind die finanziellen Kapazitäten zur Umset- zung der Klimaziele groß. Die EU, siehe Grafik, hat sich viel vorgenommen. „In Glasgow wurde ein fauler Kompromiss ausgehandelt.“ Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich Klimaziel der EU: Ambitioniert aber schwierig Quellen: EDGAR/Statista-Berechnung 1990 CO2-Emissionen der Eu27 und Großbritanniens seit 1990 (in Mrd. Tonnen) und Reduktionsziele (Stand: 15.07.2021) 4,41 4,22 3,30 1,98 0,00 Stagnierend Sinkend Ziel 0 1 2 3 4 5 1995 2000 2005 2010 2015 2019 2030 2050 12 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2022

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