GELD-Magazin, November 2021
Fertigstellung vonWohnungen inWien Wurden 2019 in Wien 13.400 Wohnungen fertiggestellt, so sollten es 2022 bereits 18.500 sein. Mehr fertiggestellte Wohnungen wirken steigenden Wohnkosten entgegen. gehen, lohnt sich für viele nicht mehr und dann geht man eben in das Betongold. Die- ses verspricht zumindest eine kleine reale Rendite“. Wer sind die Käufer undVerkäufer? Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von RE/MAX Austria, skizziert den aktuellen Markt: „Auf der Käuferseite finden sich ne- ben Eigennutzern in erster Linie institutio- nelle Anleger, Kleinanleger, aber auch Per- sonen, die Wohnungen zur Pensionsvorsor- ge kaufen. Aktuell gibt es wenige attraktive alternative Geldanlagemöglichkeiten – Be- tongold steht hoch im Kurs. Auf der Verkäu- ferseite stehen natürlich neue Bauträger- Projekte, aber auch die Anzahl an Verkäufen aus Erbschaften ist nicht zu unterschätzen. Weiters finden sich auf der Verkäuferseite u.a. Immobilien, wo die Eigentümer die ei- gene Wohnsituation verändern möchten bzw. Immobilien, die aufgrund von Schei- dungen auf den Markt kommen“. Ein we- sentlicher Faktor sind Institutionelle. Dazu Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH: „Die Nachfrage von institu- tionellen Investoren (bspw. Fonds, Versiche- rungen) besonders auch aus dem deutsch- sprachigen Raum ist verstärkt angestiegen. Daher werden derzeit einige große Neubau- projekte gesamt weiterverkauft als Forward Purchase oder Forward Funding Deal“. Trotz Leerständen explodierende Preise – ein Paradoxon? Kritische Stimmen verweisen immer wieder auf Leerstände, die sich allerdings auf rela- tiv normalen Niveaus befinden. Dazu bezo- gen auf den Wiener Wohnungsmarkt: „Die Leerstandsquote der Wohnungen ist nicht erheblich gestiegen. Aufgrund des derzeit großen Angebots am Mietwohnungsmarkt kommt es zu mehr Mieterwechseln, die je- doch mit der hohen Nachfrage gut ausge- glichen werden können“, so Schunker. Auch das Stichwort „Marktanomalie“ ist mit Vorsicht zu genießen. Dazu Haigner: „Ich würde hier nicht von Anomalien spre- chen, da Anomalien letztlich auf ein irratio- nales Verhalten hindeuten. Leerstände und explodierende Preise sind an sich noch kein Widerspruch, sondern mehr ein Zeichen dafür, dass es nicht den einen Immobilien- markt gibt, sondern mehrere. Dafür sorgt schon das Mietrechtsgesetz, wenn Alt- bauten nicht zu Marktpreisen vermietet werden können“. Zur Entkopplung der Immobilienpreise von der Entwicklung der Realeinkommen äu- ßert sich Haigner: „Seit 2009 sind die Real- einkommen in Österreich im Schnitt um ge- rade einmal 0,35 Prozent per anno gestie- gen. Im selben Zeitraum haben sich die Im- mobilien um gut 50 Prozent verteuert. Aber das ist keine Anomalie, sondern mehr So stark stiegen zuletzt die Hauspreise USA: Der S&P CoreLogic Case-Shil- ler 20-City Home Price Index stieg im Juli 2021 gegenüber dem Vor- jahresmonat um 19,9% (Rekordwert). Eurozone: Vom dritten Quar- tal 2020 bis zum zweiten Quar- tal 2020 beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Wohnimmobi- lien von 5,0 auf 6,8%. Mittlerwei- le weisen im zweiten Quartal 2021 elf EU-Mitgliedsstaaten zweistelli- ge Preissteigerungen amWohnim- mobilienmarkt auf. Die Superla- tive sind dabei Estland (+16,1%), Dänemark (+15,6%), Tschechien (+14,5%) und Luxemburg (+13,6%). Österreich: Laut dem von der OeNB veröffentlichten Wohnim- mobilienpreisindex stiegen alleine im dritten Quartal 2021 die Woh- nimmobilienpreise in Österreich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,4%, gebrauchte Eigentums- wohnungen in Wien um 11,3% und die gesamten Wohnimmopreise außerhalb Wiens um 10,6%. Quelle: Exploral/WKÖ/EHL 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 0 14.000 16.000 18.000 20.000 2019 2020 2021* 2018 13.500 13.400 16.700 17.600 18.500 6.900 3.500 2.500 600 6.000 3.400 3.400 600 6.100 4.700 5.300 600 6.700 5.300 4.600 1.000 2022* 4.900 4.600 6.200 2.800 Eigentum Miete freifinanziert Miete gefördert k.A. *Prognose November 2021 – GELD-MAGAZIN . 6 1 „Für Bauträger ist es mittlerweile eine große Heraus forderung, geeignete Grundstücke zu finden.“ Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von RE/MAX Austria
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