GELD-Magazin, November 2021
Nachdem die schwierigen Börsenmo- nate September und Oktober überwun- den waren, kannte der DAX kaum noch ein Halten. Er kletterte bis auf 16.080 Punkte: ein neues Rekordhoch. Damit scheint sich auch die problematische Keilformation positiv aufzulösen. Für geduldige Anleger hat sich das Aushar- ren nun ausgezahlt, sie sollten weiter in- vestiert bleiben. Die nächste Unterstüt- zung bleibt vorerst bei 14.800 Punkten. AKTIEN . Deutschland B islang läuft die deutsche Wirtschaft gut. Optisch ist das Wachstum für das dritte Quartal mit einem Plus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal aber eine Enttäuschung im Vergleich zu der von Experten erwarteten Rate von 2,2 Pro- zent. Die beiden Vorquartale wurden nach oben revidiert, getragen vor allem vom pri- vaten Konsum. Sorgen bereitet die Industrie. Sie kämpft mit einem Mangel an Vorpro- dukten aller Art. Die Lager dürften vielerorts erschöpft sein. Die gutgefüllten Auftragsbü- cher können nicht in bare Münze umgewan- delt werden, da Materialien zum Produzie- ren fehlen. Die Nachholeffekte im Dienstlei- stungssektor ebben ab, sodass der schlep- penden Industrieproduktion nicht mehr viel entgegengesetzt werden kann. Die deutsche Wirtschaft wird deshalb im Schlussquartal 2021 stagnieren. Da gleichzeitig die Inflati- onsraten auf einem hohen Niveau bleiben, kann von Stagflation gesprochen werden. Die deutsche Regierung musste ihre Kon- junkturprognose für dieses Jahr auf plus 2,6 Prozent absenken. Die Inflationsdynamik im Oktober legte weiter zu, auf plus 4,5 Pro- zent. Und das ist noch nicht das Ende: dank rekordhoher Gaspreise. Jedes zweite Indus- trie-Unternehmen, aber auch mehr als die Hälfte der Einzelhändler wollen an der Preisschraube drehen, das ist ein Rekord- wert. Dazu sinkt die Stimmung in den Chef- etagen der großen deutschen Konzerne, der Ifo-Geschäftsklima-Index fiel zum vierten Mal in Folge. Das ist eine Trendwende. Wirtschaftsboom im Jahr 2022? Spannend ist, dass nun alle Hoffnungen auf dem Jahr 2022 liegen. Hier erwarten Wirt- schaftsforscher einen regelrechten Boom mit einem Wachstum von 4,8 Prozent, so das ifo-Institut. Dies erscheint aber nur mög- lich, wenn wirklich alles rund läuft und die Corona-Pandemie unter Kontrolle bleibt. Vor allem die schleppende Entwicklung der Automobilproduktion färbte negativ auf das Wachstum ab. Dabei zeigten sich Unter- schiede: Während BMW und Daimler über- zeugen konnten, kämpft vor allem Volkswa- gen mit Problemen. Die Wolfsburger muss- ten einen Rückschlag einstecken – der aktu- elle Quartalsgewinn schrumpfte sogar. Das operative Ergebnis sank um zwölf Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro. Gleichzeitig wurden die Absatzprognosen gesenkt. Die Auslieferungen werden 2021 stagnieren. Nun geht bei VW die Angst vor Personalab- bau um. Vor allem das schwach ausgelastete Stammwerk in Wolfsburg steht im Fokus. Hier ist der Bau eines volumenfähigen Elek- troautos noch immer nicht angelaufen. Da- bei werden deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt als bei Fahrzeugen mit Verbren- nungsmotor. So will VW seine Produktivität um fünf Prozent pro Jahr steigern. Ein Bör- sengang der VW-Tochter Porsche könnte aber den VW-Aktienkurs beflügeln. Mit einem geschätzten Wert von bis zu 175 Mil- liarden Euro wäre der Sportwagenbauer mehr wert als der VW-Konzern selbst. Der Autobauer Porsche AG ist nicht zu verwech- seln mit der Beteiligungsgesellschaft Por- sche Automobil Holding SE, die seit kurzem im DAX notiert ist und die 53,3 Prozent der VW-Stammaktien hält. Dagegen trotzte Daimler der Chip-Krise mit einem Gewinn- anstieg um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro im dritten Quartal. Allerdings lief es operativ gar nicht gut: Daimlers Pkw-Toch- ter Mercedes hatte mit einem Minus von 30 Prozent den höchsten Rückgang beim Neu- wagenabsatz zu verkraften. Dabei wurden Die Stagflation ist da Das deutsche Konjunkturwachstum wird schwächer: unterbrochene Liefer- ketten und hohe Energiepreise fordern ihren Tribut. Gleichzeitig steigt die Inflation mit hoher Dynamik. WOLFGANG REGNER die fehlenden Chips vor allem in den mar- genstarken Luxus-Autos eingebaut. Damit könnte aber das Schlimmste überstanden sein. Am meisten überzeugte BMW. Höhere Preise machten den Chipmangel wett, die Margenprognose wurde angehoben. Auch sanken die Rabatte dank der engen Nachfra- gesituation. Die Stammmarke konnte den Absatzrückgang auf zehn Prozent begrenz- en, der Gewinn stieg um 7,0 Prozent. BASF und SAP überzeugen BASF gibt bei seiner Erholung Gas und er- höhte zum dritten Mal seine Jahresziele. Der weltgrößte Chemiekonzern hat zwar mit steigenden Rohstoff-, Energie- und Fracht- DAX . Rekordhoch 14.000 14.500 15.500 16.000 15.000 13.500 Jän. Feb. Mär. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. 50 . GELD-MAGAZIN – November 2021
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