GELD-Magazin, November 2021
Wasserversorgung entschieden. Der Trend hat Zukunft, denn den Staaten bzw. Ge- meinden fehlt oft das Geld für eine Sanie- rung ihrer Wasserversorgungssysteme. Hier sehen wir ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent. Dafür sind die privaten Wasserver- sorger streng öffentlich reguliert und müs- sen behördliche Auflagen erfüllen, um ihre Wasserpreise kontrolliert anheben zu kön- nen. Da geht es vor allem um Qualitäts- und Effizienzstandards. Die Versorgung und das Wasser-Management über private Betreiber ist oft qualitativ besser und wassersparen der, auch dank Investitionen ins Leitungssy- stem, wo früher zahlreiche Leckagen für hohe Wasserverluste gesorgt hatten. Dazu kommt, dass die Komplexität stark gestie- gen ist, aufgrund der immer zahlreicher ge- wordenen Verschmutzungsquellen“, weiß Pictet-Experte Buffle. Massive Investitionen Nach der im Juni 2016 von McKinsey veröf- fentlichten Studie „Bridging Global Infra- structure Gaps“ sollen im Zeitraum von 2013 bis 2030 zwölf Billionen US-Dollar in Wasserinfrastrukturprojekte investiert wer- den. Damit würde es sich um eine der welt- weit größten Investitionen in eine Infra- strukturkategorie handeln. „Die Wasserin- frastruktur in den USA ist im Schnitt rund 60 Jahre alt. Die Lebenserwartung für das Verteilsystem, Pumpstationen, Wasserauf- bereitungsanlagen etc. liegt bei etwa 50 bis 95 Jahren. Das zeigt, dass in den kommen- den Jahren eine steigende Anzahl von Was- sersystemen erneuert werden muss“, meint Nektarios Kessidis, Portfolio Manager des DWS Global Water. „Wenn sich an der Er- neuerungsgeschwindigkeit nichts ändert, müssten die US-Leitungen über 200 Jahre halten, bis das System komplett ersetzt ist: diese Rechnung geht also nicht auf. Ein An- satzpunkt ist die „Fair Market Regulation“, die in vielen US-Bundesstaaten Gültigkeit hat. „Ein Wasserversorger darf sein regula- torisches Anlagevermögen um den vollen Kaufbetrag erhöhen und nicht nur um den Buchwert, der oftmals niedriger ist. Somit hat also nicht nur die verkaufende Gemein- de einen Vorteil, sondern auch der kaufen- de private Wasserversorger, der auf dieser Basis die Kosten der regulierten Dienste be- rechnen kann, was aus Investorensicht inte- ressant ist“, weiß Kessidis. Anlagestrategien Die Portfolio-Aufstellung des Pictet-Water besteht aus einer Kombination von rund 22 Prozent Wasserversorger sowie Unterneh- men für die Abfallentsorgung, ein sehr de- fensiver Bereich mit insgesamt 34 Prozent Portfolioanteil, sowie von rund 64 Prozent Wassertechnologie-Unternehmen. Das sind Industrieunternehmen, die innovative Was- seraufbereitungs- und Reinigungssysteme anbieten. Etwa die Entkeimung des Wassers mittels UV-Licht oder Ozon, Wasseranalyse- und Monitoring-Systeme, aber auch Geräte, welche den Wasserdurchfluss messen, um etwaigen Leckagen auf die Spur zu kom- men. Die Anlagestrategie des RobecoSAM Sustainable Water Equities ist übergewich- tet bei Herstellern von Analysegeräten so- wie bei Anbietern von Wasseraufberei- tungstechnologien. Der DWS Global Water setzt auf die Wasseraufbereitung mit Tech- nologien zur Filtrierung und Desinfektion, aber auch auf Anbieter von Technologien zur Wasserentsalzung, von Detektoren zum Aufspüren von Leckagen, von intelligenten Zählern (Smart Meter) sowie von automa- tischer Fernablesung. Alle drei Fonds haben einen überzeugenden Track Record. „In den kommenden Jahren müssen eine steigende Anzahl von Wassersystemen erneuert werden.“ Nektarios Kessidis, Portfolio Manager DWS Auf welche Wasser-Themen setzen Sie? Wir sehen vier große Wassertrends: Er- stens die Urbanisierung, zweitens das Thema Wasserqualität, sichergestellt durch permanentes Monitoring (Über- wachung der Wasserqualität), drittens der Eco Trend zu wassersparenden Sys- temen und Lösungen sowie viertens die Kommerzialisierung und Privatisierung. Dabei ist der Wassermarkt global immer- hin 1100 Milliarden Dollar schwer. Wo finden Sie das größte Wachstum? Aqua-Management-Unternehmen wach- sen mit sechs Prozent pro Jahr, ein posi- tiver Vergleich mit dem globalen Wirt- schaftswachstum, das nur rund drei Pro- zent beträgt. Zudem sind High Tech-Lö- sungen für das Wasser-Management leistbarer geworden. Strukturelle Wachs tumsthemen rund um das Wasser, die acht Prozent pro Jahr zulegen, sind etwa Wasseranalysen zum kontinuierlichen Wasser-Monitoring, Digitalisierung durch Smart Meter (Hightech-Wasserzähler) so wie Anbieter von Wasseraufbereitungs technologien. INTERVIEW Marc-Olivier Buffle, Head of Thematic Client Portfolio Managers bei Pictet November 2021 – GELD-MAGAZIN . 39
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