GELD-Magazin, November 2021
Credits: beigestellt MÄRKTE & FONDS . Kurzmeldungen 28 . GELD-MAGAZIN – November 2021 Nachhaltigkeit: Langfristiger Horizont „MÄRKTE IMTREIBSAND“ Inflationsrisiko hält an Gefahr der „Kurzsichtigkeit“. Für In- vestoren und Unternehmen wurde Nachhaltigkeit in den letzten Jahren be- kanntlich immer wichtiger. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass die An- lagehorizonte in der Vergangenheit zu kurz geworden sind: In den 1960er- Jahren betrug die durchschnittliche Haltedauer der an der New Yorker Bör- se notierten Aktien immerhin sieben Jahre. Jetzt werden sie schon nach etwa sechs Monaten wieder verkauft! „Oft scheint es nichts Wichtigeres zu geben als die neuesten Quar- talszahlen. Aber ob eine Anlage nachhaltig ist, hat mit der Un- ternehmensentwicklung im letzten Vierteljahr eigentlich nicht viel zu tun. Nachhaltigkeit ist immer ein langfristiges Thema“, erläutert Barnaby Wiener, Head of Sustainability von MFS In- vestment Management. Zunehmend fürchtet man laut dem Ex- perten, dass auch die Unternehmen selbst zu kurzfristig den- ken. Denn Kurzsichtigkeit kann soziale oder ökologische Pro- bleme verursachen (oder zumindest verschärfen), die letztlich das gesamte Wirtschaftssystem infrage stellen. Nachhaltigkeit ist daher kein reiner Altruismus, sondern etwas durchaus Ei- gennütziges. Aktien neutral. Ob man es will oder nicht, die ak- tuelle Konstellation hinsichtlich der Inflation wird noch eine Weile so fortbestehen. Der Oktober brach- te die Bestätigung, dass die Teuerung dauerhafter ist als erwartet: Der IWF erklärte offiziell, dass wir in eine Phase der Inflationsgefahr eintreten, und die Zentralbanken räumten teilweise ein, dass die Infla- tion hartnäckiger ist als erwartet. „Aus unserer Sicht verleiht dies der Einschätzung, dass sich die Mär- kte im Treibsand bewegen, eine zusätzliche Dimen- sion, und das permanente Narrativ der Inflation ge- winnt an Fahrt“, so Pascal Blanqué, Group Chief In- vestment Officer bei Amundi. Bei Aktien sollte man laut seiner Einschätzung neutral bleiben und nach günstigen Einstiegsmöglichkeiten Ausschau hal- ten, sich aber der Risiken bewusst sein und in Pha- sen höherer Volatilität Absicherungen beibehalten, falls sich das Wachstum verschlechtert. DIE ZAHL DES MONATS 1 Billion Fluch oder Segen. Die Meldung von Aktienrückkäufen im Vo- lumen von einer Billion Dollar am US-Markt in 2021 markiert einen neuen Rekordstand. Im langfristigen Vergleich zum Jahr 2000 entspricht dies immerhin einer Verfünffachung des Volu- mens. Kein Wunder, denn der Aktienrückkauf kann für Inve- storen sehr vorteilhaft sein: „Werden die Papiere zurückerwor- ben und eingezogen, verringert sich die ausstehende Aktienan- zahl und der Gewinn pro Aktie steigt“, so der Vermögensver- walter Gane. Darüber hinaus hat ein solcher Rückkauf immer auch einen kursstützenden und kurspflegenden Charakter, ob gewollt oder ungewollt. Entscheidend für die Beurteilung, ob Fluch oder Segen, ist allerdings immer die Frage nach der Höhe des Rückkaufpreises und den alternativen Investitions- möglichkeiten. Ein exemplarisch guter Rückkäufer ist Berk- shire Hathaway. Die Beteiligungsgesellschaft von Börsen-Guru Warren Buffett tritt seit nunmehr zehn Jahren immer nur dann als Käufer eigener Aktien auf, wenn das entsprechende Unter- nehmen unterbewertet ist. Fette Jahre vorüber? Die Gewinnsaison für das dritte Quartal beginnt in Bälde. Wir werden dann zweifellos Berichte über Unternehmen hören, die ihre Umsatzziele nicht erreichen und Lieferket- tenbeschränkungen dafür verantwortlich ma- chen. Betroffen sind dabei in erster Linie Unter- nehmen, die nicht in der Lage sind, Kostensteige- rungen an ihre Verbraucher und Endabnehmer weiterzugeben. „Engpässe in der Lieferkette ver- ursachen derzeit einen erheblichen Kostendruck für globale Player, wobei einige Unternehmen stärker betroffen sind als andere“, kommentiert Karolina Noculak, Invest- ment Director bei abrdn (vormals Aberdeen), die aktuelle Entwicklung. Das hat nicht unerhebliche Konsequenzen für Investoren: Denn diese Ent- wicklungen bedeuten, dass wir wahrscheinlich den größten Teil der Mar- genausweitung in diesem Zyklus hinter uns haben und dass das künftige Gewinnwachstum weitgehend von den Nachfrageaussichten und der Preisgestaltungsmacht abhängt. Die „fetten Jahre“ könnten also vorbei sein. Umfragen unter US-Konzernen bestätigen diesen Trend. „Wir beo- bachten, dass die Anzahl der Unternehmen, die Preiserhöhungen zum Ausgleich des Kostendrucks planen, auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre sind“, fügt die Expertin hinzu. Karolina Noculak, Investment Director bei abrdn Lieferengpässe: Margen schrumpfen Barnaby Wiener, Nachhaltigkeitsexperte bei MFS Investment Management
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