GELD-Magazin, November 2021

Geldpolitischer Hintergrund aktueller Negativzinsen Die EZB hat derzeit eine negative Ein- lagefazilität von -0,5 Prozent vorge- geben. Die OeNB als Teil des euro- päischen Systems der Zentralbanken verrechnet für die Veranlagung der Überschussreserven der heimischen Banken ebenfalls den Negativzins von 0,5 Prozent. Die Hintergründe laut OeNB: „Im Juni 2014 hat das Eurosy- stem Negativzinsen eingeführt, mit einem erstmals negativen Zinssatz in Höhe von -0,1 Prozent. Seitdem wur- den die Zinsen insgesamt vier Mal um jeweils 10 Basispunkte gesenkt, um im September 2019 den Zinssatz von -0,5 Prozent zu erreichen. Dieser Negativzinssatz wird auch für Einlagen, die bei uns im Rahmen der Überschussreserven gehalten werden, entsprechend angewandt. Durch die Einführung des Two-Tier-Systems ab 30. Oktober 2019 wurde die Verrech- nung der Negativzinsen durch die Einführung eines Freibetrages etwas abgefedert. Dieser Freibetrag (oder auch „allowance“) richtet sich nach dem Multiplier, der zurzeit bei der sechs-fachen Mindestreserve liegt“. Auf die Nachfrage, wie hoch das ak- tuelle Anlagevolumen der negativ verzinsten Überschussreserven in Europa ist? „Die ‚exempted excess reserves‘ im Eurosystem belaufen sich auf 899,2 Milliarden Euro. Nega- tiv verzinste Überschussreserven – somit ‚non-exempted excess reser- ves‘ – belaufen sich auf insgesamt 2.675 Milliarden Euro“, so die OeNB. gebühr bzw. einer Anpassung der Freibe- tragsgrenze informiert. Die Verwahrgebühr liegt bei der Erste Group Bank bei 0,5 Pro- zent. Liegt der durchschnittliche Habensal- do auf dem Kommerzkonto beispielsweise bei 150.000 Euro, so errechnet sich für das entsprechende Jahr eine Verwahrgebühr von 250 Euro. Ähnliches gilt auch für die BKS Bank, deren Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer dies wie folgt skizziert: „Die Betreuung unserer Kunden erfolgt ganzheitlich und somit spielt auch bei der Bepreisung die gesamte Ge- schäftsbeziehung eine wesentliche Rolle. Grundsätzlich verrechnen wir derzeit bis zu einem Sockelbetrag von 100.000 Euro null Prozent p.a., darüber kommt ein Zinssatz von -0,4 Prozent p.a. zur Anwendung“. Die Hypo Vorarlberg weist darauf hin, dass sich Banken bei der Höhe des Verwahrent- gelts am Zins der Einlagenfazilität des Euro- systems orientieren (-0,5 %). Dazu kommen noch zusätzliche Kosten zur Dotierung des Einlagensicherungsfonds und des Abwick- lungsfonds. „Bei der Hypo Vorarlberg gibt es keine fix definierte Grenze für die Verrech- nung von Verwahrentgelten bei Firmenkun- den. Diese hängt ganz individuell vom Um- fang der sonstigen Geschäftsbeziehung mit den einzelnen Kunden ab“, so eine Spreche- rin des Instituts. Alternativen zu Negativzinsen Die naheliegendste Alternative zum Firmen- konto wäre das Sparbuch, das Firmenkun- den aber nicht angeboten wird. Durchaus in Frage käme aber der geheime Tresor im Fir- mengebäude, was allerdings mit Einbruchs- risiken verbunden ist. Dann bleibt noch der Tresor bei der Bank. Bei größeren Beträgen sind die Safegebühren im Vergleich zu 0,5 Prozent Negativzinsen noch die kostengün- stigere Variante. Wohin die Lösungsansätze vieler Banken gehen, zeigt ein Statement der Hypo Vorarlberg: „An einer Wertpapier-Ver- anlagung kommen Kunden – ob Private oder Unternehmen – aktuell kaum mehr vorbei, zumal derzeit bei den aktuell gestiegenen Inflationszahlen mit dem bestenfalls null- verzinsten Kontoguthaben ein realer Wert- verlust des Vermögens verbunden ist“. Und die UniCredit Bank Austria dazu: „Wir bie- ten ein breites Spektrum an kurzfristigen Veranlagungslösungen auch jenseits von klassischen Einlagen an. Hier sind zum Bei- spiel Veranlagungen in Geldmarktfonds oder Festgelder zu nennen“. Und im siche­ ren Spektrum erwähnte die BKS ihr Termin- geldkonto und ab einer Million Euro das BKS Bank Liquiditätskonto mit 33 Tagen Kündigungsfrist. „Wir verrechnen derzeit bis zu einem Sockelbetrag von 100.000 Euro null Prozent p.a., darüber kommt ein Zinssatz von minus 0,4 Prozent p.a. zur Anwendung.“ Herta Stockbauer, Vorstands­ vorsitzende der BKS Bank Eine pragmatische Abhilfe gegen Negativzinsen Ein Drittel der Gelder im Firmentresor: Vorteil: Keine Tresorgebühren; Nachteil: höheres Diebstahlsrisiko. Ein Drittel der Gelder im Banktresor: Vorteil: Sichere Verwahrung; Nachteil: Safe- Gebühren. Ein Drittel je zur Hälfte in einen Geldmarkt(nahen)fonds und einen bewährten offenen Immofonds wie zum Beispiel Real Invest Austria oder LLB Semper Real Estate investieren, da wenig Spesen dafür anfallen. Bleiben die Zinsen niedrig, kompensieren die Immofonds die Negativerträge der geldmarkt(nahen) Fonds, die umgekehrt bei einem höheren Zinsniveau positiv performen. November 2021 – GELD-MAGAZIN . 23

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