GELD-Magazin, November 2021
Noch sind die Vereinigten Staaten mit Abstand die globale führende Militärmacht, aber das Reich der Mitte rüstet ständig auf. Im Arsenal befinden sich neben Nuklearwaffen (ca. 350) auch Flugzeugträger und moderne Raketensysteme. siven Angriff aus China nur zehn Tage bis drei Wochen aus eigenen Kräften wehren könnte. „Wenn keine Hilfe kommt, könnte sich Taiwan seinem Schicksal fügen“, sagt die China-Spezialistin. Kriegsmüde USA Wie könnten nun die USA als mächtiger Verbündeter Taiwans reagieren? Strategie- Experte Chellaney meint, dass es sich die Vereinigten Staaten schlichtweg nicht lei- sten könnten, bei einer Einverleibung taten- los zuzusehen. Aber es sprechen auch gute Gründe gegen ein militärisches Abenteuer, so hat bereits die Afghanistan-Schlappe dem Ansehen Joe Bidens massiv geschadet. Weigelin-Schwiedrzik führt außerdem ins Treffen: „Zunächst muss man wissen, dass die Vereinigten Staaten Taiwan offiziell nicht als unabhängigen Staat anerkennen! Sie verfolgten bisher eine Politik der Ambi- valenz gegenüber Taiwan. Einerseits wollen sie vermitteln, dass ein Angriff für China riskant wäre. Andererseits wollen sie Tai- wan auch nicht dazu animieren, den Schritt zur offiziellen Unabhängigkeit zu setzen.“ Unter Trump ist man laut der Expertin et- was von dieser Politik abgewichen, der da- malige Außenminister Michael Pompeo stellte die Frage, ob es nicht der richtige Zeitpunkt wäre, Taiwan als eigenen Staat anzuerkennen? Dem Vernehmen nach hat Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen aber ab- gewunken. Die Zeit sei noch nicht reif. Wei- gelin-Schwiedrzik: „Nun liegt es an Joe Bi- den ein neues Gleichgewicht zu finden. Wo- bei meiner Einschätzung nach zum jetzigen Zeitpunkt die USA wenig Interesse an einem bewaffneten Konflikt haben.“ Biden stiftet Verwirrung Hinzugefügt werden muss an dieser Stelle, dass sich Präsident Joe Biden im Taiwan- Krisenmanagement zuletzt keinesfalls mit Ruhm bekleckert hat. So garantierte er praktisch, den Verbündeten gegen einen Angriff Chinas zu verteidigen. Die USA hät- ten eine „Verpflichtung, das zu tun“. Offizi- elle Sprecher im Weißen Haus ruderten aber schnell zurück und relativierten: Man würde Taiwan bei seinem Recht zur Selbst- verteidigung weiter unterstützen. Das klingt schon viel weniger entschlossen. Tatsäch- lich sind in dem Inselstaat offiziell auch kei- ne US-Truppen stationiert, inoffiziell scheint nur klar, dass amerikanische Ausbil- dner der taiwanesischen Armee unter die Arme greifen. Die wäre bei einer massiven Attacke Chinas aber heillos überfordert, das Reich der Mitte zählt über zwei Millionen Mann unter Waffen, in Taiwan sind es nur 170.000. Die Pazifikinsel Guam, Haupt- stützpunkt für US-Langstreckenbomber in Ostasien, ist wiederum 2750 Kilometer „Ja, wir haben eine Verpflichtung, das zu tun.“ Präsident Joe Biden auf die Frage, ob die USA Taiwan gegen einen Angriff Chinas verteidigen würden. US-Militär in Übersee Die stärkste Präsenz in Asien zeigen die Vereinigten Staaten in Japan, in Taiwan sind hingegen gar keine US-Truppen stationiert. Quelle: DMC Militärausgaben Chinas steigen kräftig Quelle: Statista in Milliarden US-Dollar 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 250 200 150 100 50 66,8 73,4 84,5 92,9 101,6 123,3 129,4 138,9 153,1 165,6 178,8 192,8 203,9 216,5 229,2 240,3 252,3 0 Anzahl der dauerhaft im Ausland stationierten US-Soldaten Japan 55.165 Deutschland 34.674 Südkorea 26.184 Italien 12.353 UK 9.394 Guam 6.183 Bahrain 4.074 Andere 26.929 November 2021 – GELD-MAGAZIN . 11
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