GELD-Magazin, Oktober 2021
nungen, in anderen Stadtteilen oder in einem Einfamilienhaus auf dem Land. Auf- grund vieler Homeoffice-Lösungen ist zahl- reichen Kunden die absolute Nähe von Wohn- und Arbeitsort nicht mehr so wichtig wie noch vor der Pandemie. Das bedeutet, dass in erster Linie die Speckgürtel in den Ballungsräumen aber auch die ländlichen Regionen mit einer guten Infrastruktur bzw. Verkehrsanbindung aktuell im Trend liegen“. Gebiete, in denen dieWohnungs- preise explodieren In St. Pölten (Land) stiegen die Wohnungs- preise in den vergangenen fünf Jahren um 171 Prozent oder geometrisch um 22,1 Pro- zent p.a. Ebenfalls in Niederösterreich folgt Bruck an der Leitha mit 98,4 Prozent (siehe Tabelle). Als jüngste „Highflyer“ in der er- sten Jahreshälfte 2021 auf Jahresbasis fie- len die Regionen Eisenstadt (Stadt, Umge- bung plus Rust) sowie Neunkirchen (Nieder österreich) auf. Dazu Anton E. Nenning, Managing Director bei RE/MAX Austria: „Ursachen für reale und statistische Preis- steigerungen können vielfältig sein. Neubau generell macht eine Gegend teurer, sobald der Neubauanteil über dem Landes- oder Bundesdurchschnitt liegt. Wenn, wie rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof, dann auch noch sehr hochwertig gebaut wird und die Infrastruktur, insbesondere die Ver- kehrsanbindung, exzellent ist, dann schlägt sich das in den realen Preisen der Neu- bauten und in der Statistik nieder“. In St. Pölten sind u.a. folgende Preissteigerungs- faktoren im Spiel: Landeshauptstadtüber- siedlung, verbesserte Verkehrsanbindungen entlang der Westbahn (Konkurrenz ÖBB- Westbahn), neuer Hauptbahnhof und Stre- cke bis Wien Zentrum (reduziert Pendler- fahrzeiten). Zum Burgenland äußerte sich Nenning: „Wie das Weinviertel und der Bereich ent- lang der Westbahn und Westautobahn kommt das Burgenland immer stärker in den erweiterten Speckgürtel Wiens. Schnel- lere Verkehrsverbindungen und geringere Arbeitsplatzfahrtsfrequenz (Home Office) machen auch entferntere Gebiete attrak- tiver. Im Burgenland kommt noch das nied- rigste Preisniveau unter den Bundesländern als zusätzliches Attraktivitäts-Argument und als Basis für hohe Prozentsteigungen dazu“. In Vorarlberg wiederum sieht man Grundstücksknappheit, hohe Einkommen, hohe Neubauraten und hochwertige Bau- weisen als Ursachenmix für die Preisrallye. Erste Überhitzungstendenzen Der Index für das Verhältnis von Immobili- enpreisen zum Einkommen ist in Österreich von 2016 bis zum ersten Quartal 2021 von 105,5 auf 130,2 Punkte gestiegen – ein Plus von 23,4 Prozent. Noch stärkere Anstiege verzeichneten Luxemburg (31,1 %), Portu- gal (30,1 %) und die Niederlande (29,4 %), verglichen mit 22,7 Prozent Anstieg in Deutschland. Der von der OeNB veröffentli- chte Fundamentalpreisindikator für Woh- nimmobilien in Wien und Gesamtösterreich deutet im zweiten Quartal 2021 auf eine zu- nehmende Überhitzung hin – insbesondere in Wien (Abweichung von 28,2 % vs.19,4 % in ganz Österreich). Fakt ist auch, dass die Mietrenditen für Anle- ger (Jahresmiete/Kaufpreis x 100) immer dünner werden. Reikersdorfer quantifiziert „Viele Menschen haben erkannt, dass sie eigentlich woanders wohnen wollen, in größeren Wohnungen, in anderen Stadtteilen oder in einem Einfamilienhaus auf dem Land.“ Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer RE/MAX Austria STÄRKSTE PREISSTEIGERUNGEN PRO m 2 Wohnungen* 12 Monate 2021 zu 2020 jeweils HJ1 GEBIET STEIGERUNG Eisenstadt (St.+U.+Rust) 60,7% Neunkirchen 37,0% Wien 4., Wieden 32,2% Feldkirchen 31,7% *Vom Altbau bis zur Erstbezugswohnung / Quelle: RE/MAX STÄRKSTE PREISSTEIGERUNGEN PRO m 2 Wohnungen* 5 Jahre 2020 zu 2015 GEBIET STEIGERUNG PREIS/m 2 2020 Sankt Pölten (Land) 171,0% 2.901,- Bruck an der Leitha 98,4% 2.586,- Neunkirchen 75,5% 1.705,- Südoststeiermark 75,2% 2.163,- Sankt Pölten (Stadt) 69,6% 2.195,- Feldkirchen 69,0% 3.796,- Kitzbühel 64,2% 5.383,- Bregenz 61,5% 4.591,- Wels (St.+L.) 59,9% 2.836,- Kufstein 58,3% 3.553,- Leoben 56,7% 1.532,- Schwaz 54,1% 3.523,- Voitsberg 53,3% 1.682,- Deutschlandsberg 52,4% 2.301,- Wien 10., Favoriten 51,0% 3.538,- Dornbirn 50,8% 4.633,- *Vom Altbau bis zur Erstbezugswohnung / Quelle: RE/MAX Mit Ausnahme von Kitzbühel, Bregenz und Dornbirn ist eine Aufholjagd günstigerer Wohn-Immobilienstandorte zu erkennen. Oktober 2021 – GELD-MAGAZIN . 67
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