GELD-Magazin, Oktober 2021

O b die allgemeine Inflation ein vo- rübergehendes Phänomen ist, oder uns noch länger Kopfzer- brechen bereiten wird, ist selbst unter aus- gewiesenen Experten wild umstritten. Ei- nigkeit herrscht hingegen darin, dass die Lebensmittelpreise steigen werden. Und zwar spürbar. Nachfrage und Engpässe Die Ursachen beschreiben die Wifo-Öko- nomen Josef Baumgartner und Franz Sina- bell so: „Aufgrund von Engpässen im Trans- BRENNPUNKT . Nahrungsmittel und Inflation Gut aber teuer Das allseits beliebte Schnitzel könnte bald um 50 Prozent mehr kosten, Rindfleisch um 60 Prozent teurer werden. Unangenehm in unseren Breiten, für Entwicklungs­ länder wären stark anziehende Lebensmittelpreise aber katastrophal. HARALD KOLERUS Vor allem der globale Süden ist hungrig, steigende Lebensmittelpreise könnten die Situation zusätzlich verschärfen. Credits: beigestellt; pixabay INFLATIONSPROGNOSE FÜR NAHRUNGSMITTEL IN ÖSTERREICH 2020 2021 2022 1. HJ 2. HJ Jahr 1. HJ 2. HJ Jahr 1. HJ 2. HJ Jahr Nahrungs- u. Genussmittel 1,8% 2,3% 2,1% 0,9% 2,5% 1,7% 3,9% 1,8% 2,8% Unverarbeitete Lebensmittel 3,1% 4,0% 3,5% 1,2% 2,6% 1,9% 3,8% 1,4% 2,6% Verarbeitete Lebensmittel 1,2% 1,5% 1,3% 0,7% 2,5% 1,6% 4,0% 2,0% 3,0% Quelle: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen portsystem und weil das Angebot von Roh- stoffen und Agrargütern die rasch wachsen- de Nachfrage nicht zur Gänze decken kann, sind die Preise vieler Waren ab der zweiten Jahreshälfte 2020 (teilweise sehr) stark an- gestiegen.“ Erfahrungsgemäß reagieren Le- bensmittel mit einer gewissen Verzögerung auf Preisänderungen bei Agrargütern, soll heißen: Das dicke Ende für Konsumenten steht erst bevor. Für 2021 sehen Sinabell und Baumgartner einen Anstieg der Preise von Nahrungs- und Genussmitteln in Öster- reich von 1,7 Prozent. Wobei die Teuerung im ersten Halbjahr lediglich 0,9 Prozent be- trug, aber im zweiten Halbjahr satte 2,5 Prozent ausmachen soll. 2022 wird ein An- stieg von 2,8 Prozent prognostiziert. Teures Schnitzel Das klingt jetzt vielleicht nicht dramatisch, aber damit könnte das Ende der Fahnen- stange noch nicht erreicht sein. Denn im Zuge ihrer „Farm to Fork“-Strategie will die EU das europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger, gesünder und ökologischer gestalten, sowie für mehr Biodiversität sor- gen. Eine konsequente Umsetzung hätte zur Folge, dass innerhalb der EU die Produktion von Getreide, Fleisch usw. zurückgehen würde. Als Reaktion wäre wiederum ein Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln logisch, wie die Christian-Albrechts-Universität Kiel berechnet: Obst, Gemüse und Getreide könnten um 10 bis 20 Prozent zulegen, Rohmilch gar um über 30 Prozent. Was den gelernten Österreicher aber wirklich ins Herz trifft: Schweinefleisch könnte circa 50 Prozent und Rindfleisch beinahe 60 Prozent teurer werden. Wiener Schnitzel und Zwie- belrostbraten als Luxusgüter? Das würde vielen sicher nicht schmecken. Klar ist, dass 12 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2021

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