GELD-Magazin, September 2021
Auch im eher trägen Sommermonat Au- gust kletterte der DAX weiter und er- reichte bei rund 16.040 Punkten einen neuen Rekordstand. Solange er nicht in seine Keilformation wieder zurückfällt, die er bei 15.500 Punkten nach oben durchbrochen hatte, steht die Ampel weiterhin auf Grün. Bei 14.800 Punkten gibt es eine gute Unterstützung. Eine echte Sommerrally ist heuer zwar ausge- blieben, Anleger sollten aber investiert bleiben. AKTIEN . Deutschland D em DAX steht im September die größte Veränderung in seiner 33-jährigen Geschichte bevor, wenn seine Mitgliederzahl von 30 auf 40 an- steigen wird. Bisher deckt der deutsche Akti- enindex mit weniger als zwei Drittel der Marktkapitalisierung (auf Basis aller ausste- henden Aktien, während die Börse nur den Streubesitz berücksichtigt) nur einen unter- durchschnittlich kleinen Teil des gesamten deutschen Aktienmarktes ab. Nach der Er- weiterung dürften es dann knapp über 80 Prozent werden, womit er in die Region des US-Standardwerteindex S&P 500 vorstößt. Die Neuankömmlinge bringen dem DAX et- was mehr Vielfalt durch Hinzufügung struk- tureller Wachstumssektoren (e-Commerce- und Medizintechnik-Unternehmen). Die Ge- wichtungen dieser Sektoren im Gesamtin- dex sind derzeit noch klein, können aber wachsen. Die breitere Aufstellung und die rund 350 Milliarden Euro an frischer Markt- kapitalisierung machen den DAX weniger konjunkturabhängig und zyklisch und könnten dem Index bei internationalen In- vestoren zu weiterer Aufmerksamkeit ver- helfen, während der „kleine Bruder“ MDax die Hälfte seines Marktwertes verliert. Das wird der höheren Wachstums- und Kursdy- namik der großen Nebenwerte aber keinen Abbruch tun. Historisch betrachtet ist die Wertentwicklung des DAX beeindruckend: Seit dem Start 1988 ist er von 1163 auf fast 16.000 Punkte gestiegen, was eine annuali- sierte Jahresperformance von gut acht Pro- zent ergibt. Doch wer steigt nun in die Top- Börsenliga auf? Wer aufsteigt, wer bleibt Schon jetzt zeichnet sich ein klares Bild ab: Die 30 aktuellen Mitglieder bleiben alle da- bei. Die besten Chancen auf die neuen Plät- ze haben Airbus, Siemens Healthineers, Za- lando, Symrise, Hellofresh und Porsche. Diese sechs gehören auf Basis der Juli-Daten sogar zu den Top 30. Auch Brenntag und Sartorius haben einen deutlichen Abstand zur kritischen Schwelle. Spannend wird der Kampf um die verbliebenen beiden Plätze: Puma und Beiersdorf belegen nach letztem Stand die Plätze 39 und 40. Vor allem für den Kosmetikhersteller wird es auf der Ziel- geraden eng. Qiagen liegt nur knapp hinter Beiersdorf, auch LEG Immobilien hat noch Außenseiterchancen, so die Analysten von Stifel Europe. Nicht auf der Kandidatenliste steht übrigens Biontech. Die Mainzer Bio- techfirma, die dank ihres Corona-Impfstoffs zum Börsenstar geworden ist, wäre mit einem Wert von knapp 75 Milliarden Euro eines der zehn größten deutsche Unterneh- men. Biontech aber hat seine Hauptnotie- rung in den USA und fällt daher für die deutschen Indizes durch den Raster. Auch wenn der DAX ab dem Stichtag 20. Septem- ber größer wird, gibt es allein durch die Auf- stockung natürlich keine Kurssprünge. Um Platz für die Neulinge zu schaffen, wird das Gewicht der Altmitglieder entsprechend re- duziert. Die Aufsteiger werden den DAX ver- ändern: Der Index wird jünger und bunter. Zalando wurde im Jahr 2008 gegründet, Hellofresh sogar erst 2011. Beide notieren künftig auf dem Kurszettel neben Urgestei- nen wie Siemens und BASF, deren Geschich- te bis in das 19. Jahrhundert hineinreicht. Neuer Branchenmix Zugleich ändert sich der Branchenmix: Za- lando und Hellofresh sind Internethändler, Siemens Healthineers und Sartorius kom- men aus dem Gesundheitssektor. Am mei- DAX-Familie wächst Der deutsche Aktienindex (DAX) wird von 30 auf 40 Mitglieder erweitert. Das steigert die Aufmerksamkeit der Investoren, die sich damit stärker auf Wachstumssektoren wie Technologie und Internet ausrichten können. WOLFGANG REGNER sten profitieren würde allerdings dank Air- bus der schon jetzt starke Industriesektor. Auch im neuen DAX wird die Kursentwick- lung stark von wenigen Riesen bestimmt. Die zehn Neuen stellen nur rund 13 Prozent des Index, aber schon kleine Änderungen können einen positiven Effekt auf die Wert- entwicklung haben. In einer Rückrechnung der Deutschen Börse hätte der DAX mit 40 Mitgliedern eine leicht bessere Rendite er- zielt. Die wichtigste, aber auch eine umstrit- tene Neuerung: Aufsteiger müssen minde- stens zwei Jahre in Folge Gewinn erzielt ha- ben. Allzu streng will die Börse an dieser Stelle aber nicht sein. Als Kennziffer wird das EBITDA herangezogen, also der Gewinn DAX . Neues Rekordhoch 2020 2021 10.000 9.000 8.000 11.000 12.000 13.000 14.000 15.000 16.000 62 . GELD-MAGAZIN – September 2021
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