GELD-Magazin, September 2021
N ein, der Computer als Fondsmana- ger ist keine Zukunftsvision und spektakuläre Science Fiction hat damit rein gar nichts zu tun. Tatsächlich sind sogenannte systematisch-quantitative Anlagestrategien bereits seit Jahrzehnten in breitem Einsatz. Aber worum handelt es sich dabei genau? Soft Facts „wegschneiden“ Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management, erklärt: „Quantitativ bedeutet in erster Linie nur, dass es keine diskretionären Eingriffe des Fondsmanagers gibt. Alle Entscheidungen werden also zahlenbasiert nach einem fixen Regelwerk vom Computersystem getroffen. Dabei werden bewusst jene Informationen im Sinne von Ockham‘s Razor (siehe Mini- Lexikon rechts, Anm.) ,weggeschnitten‘, die nicht oder nur schlecht quantitativ erfass- bar sind. Insbesondere ‚Soft Facts‘: Wie etwa die Darstellung eines Unternehmens in den Medien, oder wie die Präsentation des CEOs der jüngsten Firmenzahlen bei den Aktio- nären angekommen ist. Unser heuristisches Modell versucht, in der überbordenden Menge verfügbarer Daten den ,Noise-Anteil‘ so gut es geht wegzufiltern und mit jenen Daten zu arbeiten, die wirklich eine prädik- tive Qualität für die weitere Kursentwick- lung haben.“ Momentum für Outperformance Konkret verfolgt ARTS einen quantitativ- trendfolgenden Ansatz, der momentum-ge- trieben ist. Auch das klingt nicht gerade ein- fach, Willert erklärt die Hintergründe: „Die akademische Auseinandersetzung mit dem Momentum hat ergeben, dass die Top-Per- former innerhalb eines Indizes über einen gewissen Zeitraum hinweg auch eine er- höhte statistische Wahrscheinlichkeit für eine weitere Outperformance aufweisen. Das gilt für alle Asset-Klassen wie zum Bei- spiel Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Im- mobilien. Wir nützen diese Erkenntnis und finden heraus, welche Sektoren die beste Performance, also das stärkste Momentum, über gewisse Zeitfenster hinweg liefern. Diese Sektoren werden etwa im C-Quadrat ARTS Total Return Global AMI aus mehr als 10.000 Investmentfonds & ETFs abgebildet. Natürlich erfolgt über das Computersystem ein Back-Test, die Parameter werden dann für die Zukunft fortgeschrieben.“ Ebenfalls wichtig: Zur Absicherung wird über ein Stopp-Loss-System die „Reißleine“ gezogen, sollte ein gewisses Verlustniveau erreicht werden – natürlich ebenfalls vollautoma- tisch. Auf Systematisierung und das „Com- puterhirn“ setzen auch sogenannte Robo- Advisor. Was steckt hier dahinter? MÄRKTE & FONDS . Quantitative Anlagestrategien Kommandos vom Computer Menschen neigen zu Emotionen und damit auch leicht zu Fehlentscheidungen. Ein kühl kalkulierter Algorithmus kennt solche Probleme hingegen nicht. Diesen Vorteil machen sich quantitativen Strategien zunutze. HARALD KOLERUS Credits: Archiv; pixabay „Alle Investment- entscheidungen werden vom Computersystem getroffen.“ Leo Willert, Gründer von ARTS Asset Management The trend is your friend Nicht ausschließlich aber doch sehr gerne greifen quantitative Investmentstrategien auf chart- technische Modelle zurück. Trendindikatoren geben den Zeitpunkt für Einstieg und Verkauf vor. Computer haben hier den besseren Überblick als menschliche Anleger. Quelle: ARTS Asset Management B: Einstieg A: Trend beginnt Trendindikator C: Trend Hochpunkt D: Ausstieg 52 . GELD-MAGAZIN – September 2021
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