GELD-Magazin, September 2021
September 2021 – GELD-MAGAZIN . 49 Einsatz von künstlicher Intelligenz im Biotechsektor Künstliche Intelligenz – ein Thema, das nicht neu ist, dessen Entwicklung aber in den letzten zehn Jahren stark an Fahrt aufgenommen hat. Welche Möglichkeiten bieten sich da einem Healthcare-Investor wie BB Biotech? Die Sprach- (Siri) und Textanalyse (Google Trans- late) sind nur einige Beispiele für die bahnbre- chenden Erfolge, die mit künstlicher Intelligenz (KI) bereits erzielt werden konnten. Dabei spielten so- wohl die dynamischen Veränderungen im Informa- tikfeld als auch Innovationen im Gebiet des Machine Learning eine Rolle. Besonders interessant sind hier KI-Verwendungen im Gesundheitssektor, wie in der Wirkstofffindung und -entwicklung. Gezielte An- wendungen spannen sich über den gesamten Ent- wicklungsprozess von Medikamenten von der prä- klinischen Toxikologie, der Pharmakologie, der Kon- zeption von klinischen Studien bis hin zum Zulas- sungsprozess oder sogar der Vermarktung. So kann künstliche Intelligenz beispielsweise dafür genutzt werden, geeignetere Entwicklungskandidaten schneller und günstiger zu identifizieren. Hierbei ist zentral, dass Mensch und Maschine kollaborieren müssen und dass eine Balance zwischen in silico- und in vitro-Experimenten gefunden wird. Das Ziel ist die Unterstützung des Wissenschafters durch die Anwendung von KI. Chancen und Risiken Sowohl große als auch kleine Unternehmen suchen nach einem Eintritt in das Feld. Dabei besteht die Gefahr, dass sich alle Player ziellos darauf stürzen. Wenn dann frühe Erfolge ausbleiben, ist die Ernüch- terung groß, auch für Anleger. Bei Großunterneh- men besteht außerdem die Schwierigkeit, dass KI nicht als Kernkompetenz hochgehalten wird und dementsprechend nur geringe Ressourcen zur Verfü- gung stehen. Dementsprechend orientieren sich die besten Talente in diesen Hybridfeldern aus Techno- logie und Gesundheitswissenschaften bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes primär an Innovationsführern, die von Grund auf ihren Fokus auf KI legen. Dabei ist nicht nur die Tech-Expertise wichtig, sondern auch das Wissen in den Bereichen von Biologie und Medi- zin. Der Prozess der Medikamentenentwicklung ist komplex und stark reguliert. Aus diesem Grund ist der Einstieg in Bereiche wie Digital Health und KI im Gesundheitswesen auch für Tech-Riesen wie Apple, IBM oder Amazon schwierig. Für die Auswahl eines neuen Investments interessiert sich BB Biotech vor allem für Lösungen, die Patientenbeschwerden lindern oder gar heilen können, wobei der Weg oder die Methode zur Entwicklung eines Kandidaten eine geringere Rolle spielt. Diese Innovationen findet BB Biotech überwiegend in den USA, aber auch in Chi- na und Europa. Bei Letzterem gilt vor allem UK als führend. Wichtige Innovationstreiber Zwei wichtige Player im Portfolio von BB Biotech sind zum einen Relay Therapeutics – eine Firma mit Zugang zum weltweit schnellsten Computer, mit dem Forscher bekannte Proteinstrukturen dyna- misch simulieren können und kleinste Unterschiede identifizieren. Diese Technologie können sie für die Wirkstofffindung nutzen. Zum anderen ist die Firma Black Diamond Therapeutics aktuell. Sie nutzt maschinelle Lernverfahren, um die Auswir- kungen verschiedener Mutationen auf ein onkolo- gisch relevantes Protein zu verstehen, zu kategori- sieren und differenziell mit einem einzelnen Wirk- stoff zu blockieren. Doch auch das Team von BB Biotech selbst benutzt KI für ihren Investmentprozess. Hier spielen „Advan- ced Analytics“ eine große Rolle. Mit Hilfe großer Da- tensätze wie EHRs (elektronische Gesundheitsakte) oder Krankenversicherungsdaten wird versucht, Märkte aus medizinischer, aber auch wirtschaft- licher Sicht besser zu verstehen. Außerdem werden Tools entwickelt, um neue Informationen und Nach- richten zu verfolgen und zu verarbeiten, um ein möglichst umfassendes Verständnis einer Domäne aufzubauen. www.bbbiotech.com Dr. Samuel Croset, Portfolio Manager bei BB Biotech AG GASTBEITRAG . Samuel Croset, BB Biotech AG FOTO: beigestellt
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