GELD-Magazin, September 2021

I m August übersprang die Europäische Währungsunion eine neue Latte: Die Staatsverschuldung überstieg die magische Marke von 100 Prozent des BIP, das Ende 2020 etwa 11.360 Milliarden Euro ausmachte. Mit gutem Grund, denn die Bekämpfung der Corona-Pandemie verursachte enorme wirt- schaftliche Schäden, die durch fiskalische Maßnahmen eingedämmt werden mussten. Gleichzeitig entstanden Probleme bei den Lieferketten und ein Kon- sumstau. Um die Staatenfinanzierungen zu erleichtern bzw. einigen Ländern überhaupt zu annehmbaren Konditionen zu verhelfen, kauft(e) die EZB jeden Monat Anleihen zwischen 60 und 80 Milliarden Euro. Das blähte die EZB-Bi- lanz von rund 1000 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf aktuell 8053 Milliarden Euro auf. Die Leitzinsen werden bereits seit März 2016 im Negativbereich ge- halten. Nun schlägt das Pendel auf die andere Seite aus, die Wirtschaft boomt und die Inflation wird angeheizt – in der EWU auf 3,0 Prozent (August 2021), in Deutschland gar auf 3,9 Prozent (Österreich: 3,1 %). Der Ruf im EZB-Rat nach einem Zurückfahren der Anleihenkäufe wird immer lauter. Der Startschuss für eine restriktivere Geldpolitik wird nun einen der entschei- denden Kerntreiber der Aktienhausse abschwächen. Gleichzeitig laufen die fis- kalpolitischen Unterstützungen für die Wirtschaft aus, was den zweiten Kern- treiber für die Märkte reduziert. Die Hoffnungen von Politik und Zentralban- ken liegen nun in der Stärke der wirtschaftlichen Erholung, die jedoch durch die vierte Coronawelle noch etwas ungewiss ist. Damit zeichnet sich mögli- cherweise ein steiniger Weg ab, bis man tatsächlich wieder zu einer „Normali- sierung“ zurückfindet. In diesem Umfeld sollten Anleger in den kommenden Monaten vorsichtiger agieren und nicht auf die etwas selbstgefällig gewor- denen Kurse an den Börsen hereinfallen. Besonders um die Termine der Zen- tralbanksitzungen sind kurzfristig höhere Schwankungen an den Märkten zu erwarten. Derzeit eine etwas höhere Cashquote vorzuhalten, ist sicherlich kei- ne schlechte Idee, um dann wieder neue Chancen wahrnehmen zu können. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Bremsspur editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 12, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Isabella de Krassny, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO James Thew /stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · EVENTMARKETING Ivana Jovic · PROJEKTLEITUNG Dr. Anatol Eschelmüller · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/192 20 326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. September 2021 – GELD-MAGAZIN . 3

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