GELD-Magazin, September 2021

10 . GELD-MAGAZIN – September 2021 tal so stark gewachsen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Für das Gesamtjahr wird ein Wirtschaftsplus von sieben Prozent erwartet und die Inflation ist bereits auf 5,4 Prozent geschnellt (siehe Grafik links). Dass das nicht das Ende der Fahnenstange sein dürfte, lassen als düstere Vorboten die Anstiege der US-Erzeugerpreise befürchten. Sie legten im Juli um satte 7,8 Prozent zu – in Europa übri- gens um 10,2 Prozent! Seit Monaten bereits werden die Finanzmär- kte auf eine Reduzierung der Anleihenkäufe vorbereitet. Mitte August bemerkte z.B. Eric Rosengren, Chef der Fed Bank of Boston, ge- genüber CNBC mit Blick auf die Anleihen- käufe, dass er es für angemessen halte, im Herbst damit zu beginnen bzw. sicherlich nicht länger als bis Dezember damit zuzu- warten sei. Seine Präferenz wäre es, es eher früher als später zu tun. Aber auch nach dem FOMC-Meeting in Jackson Hole am 27. Au- gust wollte sich Fed-Chef Jerome Powell neuerlich nicht auf einen konkreten Fahr- plan festlegen – mit Hinweis auf die wirt- schaftlichen Unsicherheiten bezüglich der vierten Pandemie-Welle. Konsens am Markt ist aber derzeit, dass die Fed die Anleihen- käufe ab Ende 2021 um 15 Milliarden Dollar je Monat reduzieren wird, womit die Käufe Ende August 2022 beendet sein würden. Mit einer ersten Zinsanhebung dürfte sich die Fed noch Zeit lassen, hier wird als Termin frühestens Ende 2022 oder das erste Quartal 2023 genannt. An den Anleihenmärkten wird bis dahin ein Anstieg der langfristigen US-Zinsen auf zwei bis 2,5 Prozent erwartet, was für die Aktienmärkte insofern nicht dra- matisch ist, da sie im Gegenzug eine starke Wirtschaft signalisieren. Und tatsächlich, die Märkte nehmen das noch gelassen hin, wie die Entwicklung der Renditen bei US-Staats- papieren zeigt. Im zehnjährigen Bereich re- duzierte sie sich sogar von knapp 1,8 Prozent (März 2021) auf derzeit rund 1,3 Prozent. EZB zögert weiter hinaus Und was macht die EZB? Sie kommuniziert weiterhin deutlich, dass sie die Zinsen noch lange Zeit bei null halten will. Sie kann ja an- gesichts der maroden Staatsfinanzen in Süd- europa kaum etwas anderes machen, ohne wieder eine Eurokrise heraufzubeschwören. Die Ankündigung einer Reduzierung der PEPP-Anleihenkäufe war zwar an den Märk- ten bereits anlässlich der Sitzung am 10. Juni 2021 erwartet worden, doch EZB-Che- fin Christine Lagarde machte damals eine Kehrtwende und kündigte im Gegensatz dazu sogar eine Erhöhung des Umfangs der Anleihenkäufe bis zum Ende des dritten Quartals 2021 an – obwohl die EZB gleich- zeitig ihre Prognose für das Wirtschafts- wachstum 2021 von 4,0 auf 4,6 Prozent und für 2022 von 1,5 auf 1,9 Prozent anhob. Im Vorfeld der folgenden EZB-Sitzung am 22. Juli reagierten die Börsen bereits nervös mit einer Korrektur, was aber auch mit dem dün- nen Handel in der Sommerpause zu tun hat- te. Diesen Termin ließ Lagarde aber ebenfalls verstreichen, die Verbraucherpreise klet- terten in der Eurozone im August von 2,2 auf 3,0 Prozent, den höchsten Wert seit 2018 – in Deutschland sogar mit 3,9 Prozent auf den höchsten Wert seit 30 Jahren. Jens Weid- mann, Präsident der Deutschen Bundesbank und EZB-Ratsmitglied erwartet in Deutsch- land sogar einen weiteren Anstieg auf rund fünf Prozent bis Jahresende 2021, obwohl er dabei anmerkt, dass hier auch vorüberge- hende Effekte am Werk seien und die Inflati- onsrate im weiteren Verlauf sicherlich wie- der fallen werde. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Eine Reduzierung der Anleihenkäufe im Rahmen des PEPP wird nun im Laufe des vierten Quartals erwartet – voraussichtlich von 20 auf etwa 17 Milliarden Euro pro Wo- che, voll ausgeschöpft (1,85 Mrd. Euro) und damit beendet dürfte das PEPP dann Anfang April sein. Anleger sollten sich wegen der ge- ringeren Liquiditätszufuhr aber nur bedingt Sorgen machen, denn im Gegenzug wird die EZB das Asset Purchase Programme (APP) wieder von 20 auf beispielsweise 40 Milliar- den Euro pro Monat hochfahren. Die näch- sten geldpolitischen Sitzungen der EZB fin- den am 9. September, am 28. Oktober und am 16. Dezember statt. Aber genau genom- men fordern bereits mehrere Mitglieder des EZB-Rates in ihren Reden eine Beendigung des PEPP. Es ist das übliche Spiel in der Zen- tralbank-Kommunikation. BRENNPUNKT . Zentralbanken annualisiert In den USA ist die Inflation aufgrund der massiven fiskalischen Stimuli auf 5,4 Prozent gesprungen (Juni bis August), während sie in Europa gerade mal wieder die Zwei-Prozent- Marke erreichte. 2012 2014 2016 2018 2020 -1% 6% 4% 5% 2% 1% 0% 3% INFLATION MIT REKORDWERTEN Staatsanleihenrenditen 10 Jahre Trotz Ankündigung der Fed, die Anleihen- käufe zu reduzieren, stiegen die Zinsen bis- lang nur auf 1,4 Prozent. In Europa erfolgt das Tapering zeitverzögert, Zinsanhebungen sind in absehbarer Zeit keine zu erwarten. 2012 2014 2016 2018 2020 -1% 8% 6% 7% 5% 4% 3% 2% 1% LANGFRISTIGE ZINSEN REAGIEREN KAUM 0% Deutschland Italien USA Europa USA

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