GELD-Magazin, Juli/August 2021

ist, hat einiges zu berichten. „Im bisherigen Jahresverlauf haben wir das Energie-Effizi- enz-Segment unseres Anlageuniversums aus­ gebaut. Dazu gehört auch der Bereich E-Mo- bilität. Wir sehen weltweit ein Anziehen der Investitionen in die Automation/Robotics sowie Smart Building-Lösungen. Ebenso stieg unser Engagement in den Bereichen Müllbeseitigung und nachhaltige Verpa- ckungslösungen, die großen Bedarf vonsei- ten des E-Commerce (Paketlawine) und durch den sukzessiven Umstieg von Plastik- auf alternative Verpackungen verzeichnen. Bei erneuerbaren Energien haben wir dage- gen einige Gewinne mitgenommen, da die- ser Bereich trotz langfristiger attraktiver Fundamentaldaten kurzfristige Herausfor- derungen zu meistern hat, wie Logistikpro- bleme, Mangel an nicht austauschbaren Komponenten und Rohstoffpreiserhöhun­ gen. Dazu nimmt die Konkurrenz etwa bei Offshore-Windparks deutlich zu“, erklärt Boscardin-Ching. Positiv hebt sie die sinken- den Kosten bzw. die steigende Effizienz bei den meisten favorisierten Umwelttechnolo- gien, wie E-Batterien, Wasserstoffherstel- lung und -speicherung sowie Photovoltaik- anlagen hervor. „Die Elektrifizierung und Digitalisierung ganzer Wirtschaftssektoren wie des Transportwesens, der Industriepro- duktion, bei Gebäuden und anderen Infra- strukturen wird vor allem Unternehmen be- flügeln, die hier nachhaltige sowie disrup- tive Lösungen anzubieten haben, etwa bei der Energieeffizienz und Abgaskontrolle. Unsere Investmentstrategie bleibt auf Lö- sungsanbieter für Umwelt- und Ökologie- probleme fokussiert“, so die Pictet-Expertin. Gebäudeeffizienz im Fokus Adrien Bommelaer, Portfoliomanager des Echiquier Climate Impact Europe, sieht be- sonders attraktive Chancen in Segmenten wie z.B. Werkstoffe und Versorger. „Ein gutes Beispiel innerhalb des Materialsektors ist der Bereich Dämmung, insbesondere mit dem deutschen Unternehmen STO, dessen Produkte zur Fassadendämmung den Ener- gieverbrauch von Gebäuden und damit den Ausstoß von indirekten Treibhausgasen dra- stisch reduzieren. Der Versorgungssektor ist unter anderem deshalb so stark im Fonds vertreten, weil die Präsenz von Produzenten erneuerbarer Energien wie EDPR oder SCA- TEC zu Lösungen für den Wegfall von fossi- len Brennstoffen führt, die für mehr als 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissi- onen verantwortlich sind.“ Der Echiquier Climate Impact Europe investiert in drei Ar- ten von Unternehmen: Lösungsanbieter wie Warum läuft es dieses Jahr bisher eher enttäu- schend für die Ökologiebranche? Alexander Funk: 2020 war ein herausragend posi- tives Jahr für den Sektor. Die Aktienkurse vieler Um- welt-Unternehmen erzielten neue Allzeithochs. Maßgeblich dafür waren einerseits die rosigen Zu- kunftsaussichten der betreffenden Firmen und ande- rerseits ein rekordhohes Anlegerinteresse – ausge- drückt durch nie dagewesene Mittelzuflüsse für un- sere Investmentthemen. Diese Euphorie hielt in den ersten Wochen des noch jungen Jahres 2021 an, bis es Ende Februar zu einer teils deutlichen Korrektur bei vielen „Highflyern“ kam. Hintergründe waren ei- nerseits eine höhere Inflationserwartung in den USA, sowie die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung nach dem Lock Down. Wie haben Sie darauf reagiert? Wir haben bei einigen attraktiven Werten nachge- kauft bzw. eine erste Position eröffnet: Das Geschäft lief also im üblichen Rahmen. Die Identifikation der künftigen Ergebnistreiber – das Zustandekommen des künftigen Umsatz- und Ergebniswachstums – sind für uns der Kernpunkt der Finanzanalyse. Da- her sind wir im IT-Sektor nach wie vor stark gewich- tet. Vor allem Hersteller von energiesparsamen Chips (Zulieferer im Bluetooth- und Grafikartenbe- reich) und Unternehmen aus dem Bereich Digitali- sierung sowie Internetsicherheitsanbieter bleiben in unserem Fokus. Alexander Funk, Leadmanager des Fonds OEkoworld Klima . INTERVIEW „Höhere Rohstoffpreise machen Unternehmen aus dem Sektor der energiearmen Materialproduktion attraktiv.“ den Windparkbetreiber EDPR oder Unter- nehmen, die Halbleiter herstellen, die in Elektrofahrzeuge eingebaut werden, wie In- fineon. Zweitens sind auch Pioniere im Be- reich des Klimawandels im Portfolio vertre- ten, deren Klimareife-Score sehr hoch ist und deren Klimaschutzverpflichtungen sehr ambitioniert sind. „Schließlich investieren wir auch in Unternehmen, die sich im Wan- del befinden. Das sind Unternehmen, die kli- mabezogene Überlegungen in ihre Strategie einbeziehen, auch wenn es noch viel zu ver- bessern gibt. Wie etwa der Öl- und Treibstof- ferzeuger Neste, der sein Geschäftsmodell auf erneuerbare Energien wie Biodiesel um- stellt“, so Bommelaer. Ausblick positiv Die USA möchten bis 2050 eine Klimaneu- tralität erreichen, die Stromproduktion bis 2030 soll komplett ohne Öl, Gas oder Kohle auskommen. Die Europäische Union plant eine Reduktion des CO 2 -Ausstoßes von 55 Prozent bis 2050 und strebt ebenfalls eine Klimaneutralität bis 2050 an. China möchte zumindestens bis 2060 klimaneutral sein. All dies wird eine gewaltige Investitionswelle auslösen, deren erste Vorboten bereits sicht- bar sind. Die besten Fonds zum Thema Öko- logie finden Sie auf Seite 54. Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 49

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=