GELD-Magazin, Juli/August 2021

Wird DiGa das neue Boom-Thema im Digital Health-Sektor? Der Digital Health-Bereich wächst kontinuierlich. Digitale Gesundheits- Apps gewinnen an Bedeutung, haben Potenzial und können in Zukunft spannend für Investoren werden. Welche Bedeutung kommt Gesundheits-Apps heute zu? Zunächst einmal muss differenziert werden, ob eine App Teil einer Behandlung – z.B. zur Steuerung der Blutzuckermessung oder des Hörgerätes – oder als eigenständiges Instrument zu sehen ist. Als solches ist Letzteres zwar kein Novum mehr, fristet im deutschsprachigen Raum aber immer noch ein Dorn- röschendasein. Das liegt vor allem daran, dass es eu- ropaweit keine einheitlichen Zulassungs- bzw. Beur- teilungskriterien gibt, wie man es von Arzneimitteln kennt. Deswegen tun sich die Krankenkassen mit der Kostenerstattung schwer. Die Österreichische Ge- sundheitskasse sieht aktuell grundsätzlich keine voll- ständige Kostenübernahme vor, in Deutschland ist das über die Zulassung als Digitale Gesundheitsan- wendung, kurz DiGa, möglich. Anwendungsbeispiele sind Depressionen, Tinnitus oder Schlafstörungen. Mittlerweile gibt es in Deutschland 17 DiGas, Ten- denz steigend. Welches Wachstumspotenzial besitzen Gesund- heits-Apps mittelfristig? Welche Potenziale erge- ben sich dadurch für Anleger? In Deutschland wurden gerade erst die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Verschreiben von Apps geschaffen und in Österreich existiert noch gar keine entsprechende Regelung. Daher hält sich der Umsatz in diesem Bereich noch in Grenzen. Hier lohnt der Blick ins Ausland, wo es bereits Unternehmen gibt, für die Gesundheits-Apps ein wichtiger Teil des Ge- schäfts sind. Livongo aus den USA (mittlerweile Teil von Teladoc) z.B. bietet eine ganze Reihe von Apps oder App-ähnlichen Lösungen an, mit denen Pati- enten, Verwandte und Ärzte die Behandlung von chronischen Krankheiten besser überwachen und umsetzen können. Gerade chronische Krankheiten wie Depression, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Er- krankungen lassen sich durch ein durchgängiges Mo- nitoring wesentlich besser behandeln. Unternehmen wie iRhythm Technologies oder Dexcom sind an der Börse Milliarden wert und integrieren solche Mecha- nismen erfolgreich. Fest steht, dass in den nächsten Jahren der Markt für Gesundheits-Apps wachsen, sich ausdifferenzieren und auch für Investoren viel- fältiger und attraktiver werden dürfte. Wer sind die Entwickler der DiGas und welche Rolle spielen die großen Pharma-Firmen? Der Markt für Gesundheits-Apps ist noch sehr jung. Daher gibt es bislang kaum investierbare, d.h. bör- sennotierte Unternehmen, die sich rein auf die Ent- wicklung von Gesundheits-Apps konzentrieren. In diesem Feld tummeln sich zahlreiche Start-ups und sogar die Krankenkassen selbst bieten entsprechende Gesundheits-Apps an. Jüngst gab der französische Pharma-Riese Sanofi bekannt, eine Diabetes-App auf den Markt zu bringen. Für die Entwickler von Apps ist dieser Trend natürlich sehr spannend, weil „Big Pharma“ Ressourcen mitbringt, von denen viele Start-ups nur träumen können. Das beschleunigt die Entwicklungen und verbessert damit die Aussichten für die ersten Mover im Markt, optimale Marktan- teile zu erzielen. Gesundheits-Apps tragen bei den klassischen Medikamentenherstellern bisher kaum zum Umsatz bei, vielmehr verbrennt die Entwick- lung derzeit noch Geld. Dieses Kräfteverhältnis könnte sich aber ändern, wenn sich DiGas & Co. im Bewusstsein des Patienten verankern und die die Verbindung zu Arzneimitteln herstellen. In welcher Weise wird der apo Digital Health Fonds diese Entwicklung abbilden? Wir investieren nicht in Start-ups, sondern nur in börsennotierte Unternehmen. Trotzdem schauen wir uns natürlich ganz genau an, was sich am App-Markt tut. Denn auch wenn man heute noch nicht direkt in kleine App-Entwickler investieren kann, werden sol- che Anwendungen immer wichtiger für die Gesund- heitsversorgung. Unternehmen, die hier gut aufge- stellt sind und mit ihren Apps einen Mehrwert lie- fern, können sich von ihren Wettbewerbern differen- zieren und so vielversprechende Investments sein. www.apoasset.de SOMMERGESPRÄCH . Hendrik Lofruthe, Apo Asset Management GmbH (apoAsset) EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 43 Hendrik Lofruthe, Portfolio Manager Health- care, Apo Asset Manage- ment GmbH

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=