GELD-Magazin, Juli/August 2021
suchen nach forschungsintensiven Firmen mit großen, adressierbaren Märkten, starkem nachhaltigem Wachstum, hohen Kapitalren diten und attraktiver Bewertung“, so Lei Qui. Die großen Profiteure des Netzwerkeffekts, nämlich die riesigen Plattformanbieter wie Amazon, Apple, Google oder Facebook, und deren strukturell hohe Gewinnmargen, ha ben staatliche Regulierungsbehörden auf den Plan gerufen. Der Druck richtet sich auf Themen wie Datensammlung und -verwer tung, sowie Datenschutz und die Kontrolle digitaler Inhalte. Die genannten Internet riesen werden immer weniger durch Über nahmen wachsen können und müssen sich daher auf organisches Wachstum dank eige ner Innovationen konzentrieren. Das wird zu höheren operativen Kosten führen sowie das weitere Wachstum der Gewinnmargen be schränken. Growth wird also teurer. Teilwei se wird die angedachte striktere Regulie rung aber bereits durch den harten Wett bewerb und die Innovation herbeigeführt. Gegensatzpaare wären etwa Apple und Goo gle (Betriebssystem iOS bzw. Android), oder Google gegen Facebook und Amazon in der digitalen Werbung, sowie Microsoft (Azure) und Amazon (AWS) im Bereich Cloud Com puting. Unterschätztes Potenzial Alison Porter, Portfoliomanagerin im Janus Henderson Global Technology Leaders Team, räumt mit einer Fehleinschätzung vie ler Investoren auf. „Es ist ein Mythos, zu be haupten, alle Technologie-Unternehmen hätten von der Corona-Pandemie profitiert. Wir halten die strukturellen Wachstumsge winner weiterhin, haben jedoch auch in Tech-Segmente investiert, die zyklischer aus gerichtet sind, wie die Internet-Werbung und Halbleiter. Zu beachten ist dabei, dass etwa die Marktpenetration des Online-Ad vertisings schon recht weit vorangeschritten und damit zyklischer geworden ist. Bei den Chips sind es die Rückverlagerung der Liefer ketten und der erhöhte Lageraufbau, der die Effizienz schmälert, Halbleiterproduzenten jedoch zugutekommt. Sie können ihre Preis macht ausspielen und so höhere Gewinn margen erzielen“, meint Porter. Das Hender son Technologieteam hat festgestellt, dass die Börse oft das längerfristige Wachstum spotenzial neuer Technologien unterschätzt und die Wettbewerbsvorteile der alten Platz hirsche als nachhaltiger einschätzt, als sie es tatsächlich sind. „Wir streben danach, Letz teren aus dem Weg zu gehen und in zukünf tige Gewinner zu investieren. Corona hat zu einer rasanten digitalen Transformation un seres Lebens geführt. Weitere Investitionen in den Ausbau digitaler Strukturen sind er forderlich“, ist Porter überzeugt. Strukturelle Gewinner Hyun Ho Sohn, Fondsmanager des Fidelity Global Technology Fund, konzentriert sich auf langfristige Investmentchancen bei struk turellen Gewinnern der Techbranche, vor allem aus den Bereichen E-Commerce, E-En tertainment wie Streaming und Online- Computerspiele, aber auch Cloud Compu ting und Unternehmens-IT-Service. Das „Smart Manufacturing“ (Automatisierung und Digitalisierung der Produktion) ist aus sichtsreich. „Der 5G-Rollout birgt Wachs tumschancen für Telekomausrüster und für Anbieter von Konsumentenservices und 5G- Endgeräten für Privatkunden. Er ist ein Wachstumstreiber für die Halbleiterbran che. Neue Mobilfunkchips müssen schneller laufen und weniger Wärme erzeugen als die frühere Generation bei 4G. Die gesamte E-Mobilitäts-Wertschöpfungskette bietet An lagemöglichkeiten. Auch KI spielt eine im mer größere Rolle. Aufgebaut wurden Posi tionen bei Softwarefirmen, die Unterneh men bei Digitalisierungsprojekten unterstüt zen. Viele dieser Werte waren keine Pande mie-Gewinner, profitieren nun aber davon, dass sich der coronabedingte Nachfragestau wieder auflöst“, schließt Sohn. Die besten Fonds zur Technologiebranche finden Sie auf den Seiten 54 und 55. Wo sehen Sie Top-Chancen? Wir erachten die digitale Transformati on als beständig. Bereiche wie Software- Applikationen, Halbleiter und System software, die säkulare Wachstumschan cen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation haben, durch Bereitstel lung von Werkzeugen und Dienstleistun gen, die Unternehmen benötigen, um ihre Produkte und Prozesse auf ein daten intensiveres, digitales Format umzustel len, gefallen uns besonders. Wie funktioniert Ihre „Barbell- Strategie“? Die 25 größten Positionen, rund 61 Pro zent des Portfolios, sind etablierte Markt führer. Über 50 Positionen, rund 37 Pro zent des Portfolios, dagegen sind auf strebende Marktführer. Dank dieser Strategie können wir Disruptionen vor unseren Wettbewerbern erkennen und Alpha in einem schwer zugänglichen Be reich generieren. Wie stark gefährden steigende Zinsen den Tech-Sektor? Wenn die Zinsen aus den ‚richtigen Gründen‘ – dank einer Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds – steigen, dürf ten sie Investitionen in Technologien von Unternehmen verheißen, deren Ge schäftsaussichten sich verbessern. Zu dem weist der IT-Sektor einen positiven Netto-Cashflow auf. Er dürfte anders als Sektoren, die ihre Schulden refinanzie ren müssen, nicht durch den Zinsauf wand belastet werden. Die Tech-Produk tion ist wenig kapitalintensiv und wächst stärker als die Inflation. INTERVIEW Jonathan Curtis, Fondsmanager des Franklin Technology Fund Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 41
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