GELD-Magazin, Juli/August 2021

Europa nach Corona Die Hoffnung ist groß, dass eine Wiedereröffnung der Wirtschaft die Konjunktur und Aktienmärkte wei- ter beleben wird. Experten warnen allerdings vor übertriebenem Opti- mismus. Laut Columbia Threadneed- le könnten die Erwartungen an eine Konjunkturerholung überhöht sein. Die Verfassung des Arbeitsmarktes dürfte den Spezialisten zufolge der verlässlichste Indikator für die Binnen- nachfrage sein. Allerdings werden die Daten von der hohen Zahl von Men- schen verzerrt, die in Kurzarbeitspro- grammen beschäftigt sind. Es könnte somit noch einige Zeit dauern, bis das ganze Ausmaß der Arbeitsmarkt- flaute in der Eurozone sichtbar wird. s e r Europa-Portfolio weist im ersten Quartal ein erfreuliches organisches Wachstum von rund 15 Prozent auf. Die enthaltenen Unternehmen liefern gute Zah- len, wie Ferrari, der Diabetes-Spezialist Nova Nordisk, der Brillenhersteller Luxotti- ca oder Straumann, spezialisiert auf Zahn- implantate. Das Re-Opening unterstützt Un- ternehmen wie Straumann, denn die Lust auf Zahnbehandlungen war in der Pande- mie natürlich enden wollend bzw. waren Praxen auch geschlossen.“ Von Öffnungs- schritten sollten laut dem Experten auch Heineken, Inditex, Ryanair oder Amadeus IT (Reisetechnologie) unterstützt werden. Fickus: „Interessant ist ebenfalls ASML, der Halbleiterspezialist profitiert von der hohen Nachfrage auf diesem Gebiet.“ Attraktive Aktien Auch Seilern verrät dem GELD-Magazin, spannende Unternehmen: „Eine unserer Kernbeteiligungen ist SAP, das führende deutsche Unternehmen für Unternehmens- software. SAP hat eine enorme Größe, so- wohl in Bezug auf den Betrieb als auch auf die installierte Basis, und liefert seit vielen Jahren erfolgreich, was einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil nahelegt.“ Die SAP-Software ist laut dem Experten „geschäftskritisch“, in vielen Fällen gibt es buchstäblich keine praktikable Alternative, was zu überaus treuen Kunden führt. SAPs Treiber sind außerdem gut etabliert und ha- ben Raum für weiteres Potenzial: Cloud- Wachstum ist zwar nicht neu, aber in der komplexen Welt des Enterprise Resource Planning steht es erst am Anfang, während der Wandel zur Digitalisierung dazu führt, dass immer mehr Unternehmen ihren digi- talen Fußabdruck verbessern wollen. Wofür SAP eine Schlüsselposition einnimmt. Seilern: „Eine weitere unserer Kernpositi- onen ist auch das deutsche Schwergewicht Adidas. Es genießt eine der beiden führen- den Positionen im globalen Sportbeklei- dungsmarkt, der um drei bis fünf Prozent wächst. Die Geschäftstätigkeit wurde in den Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 35 letzten fünf Jahren erheblich gestrafft, um einer Verlagerung vom Großhandels-Einzel- handel hin zum Direktvertriebsangebot Rechnung zu tragen, bei dem der digitale Vertrieb im Mittelpunkt steht. Diese Ver- schiebung hat den Markt und die Margen erweitert und die Gesamtqualität des Ge- schäfts verbessert. Die meisten Wettbewer- ber haben weder den Markenwert noch das Kapital, um in Marketing zu investieren, um adidas in großem Umfang herauszufordern und ihre Wettbewerbsposition im Laufe der Zeit zu stärken.“ Wem allerdings Einzeltitel zu heiß sind, könnte auf breit gestreute Fonds zurückgreifen, eine Auswahl findet sich in der Tabelle auf Seite 50 und 51.

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