GELD-Magazin, Juli/August 2021
Greenbonds im Aufwind Laut Prognose der niederländischen NN Investment Partners soll der glo- bale Markt für grüne Anleihen auf- grund eines Emissionsvolumens von 400 Milliarden Euro im laufenden Jahr die Marke von einer Billion Dollar Marktvolumen deutlich überschrei- ten. EU-Emissionserlöse von grünen Anleihen, sogenannten „Greenbonds“, fließen ausschließlich in die anteilige oder vollständige (Re-)Finanzierung geeigneter grüner Projekte, über die dann auch transparent berichtet wer- den sollte. Beispiele wären Investiti- onen in Luftfilteranlagen, erneuerbare Energien oder die Wiederaufforstung von Wäldern. Angebot und Nachfra- ge nach diesen nachhaltigen Bonds steigen. Dazu Martin Cech, Senior Fondsmanager des Erste Responsible Bond Global Impact: „Die Investoren- basis in ESG-Bonds (Green, Social, Sustainability & Sustainability-linked bonds) nimmt derzeit stark zu. Auf der anderen Seite steigt auch im laufenden Jahr die Emissionstätigkeit dieser An- leihen auf ein neues Rekordniveau. So ist auch seitens der EU-Kommission geplant, im Zuge des NGEU (Anm.: NextGenerationEU)-Programmes ei- nen wesentlichen Anteil in ESG-Bonds aufzulegen. Zuletzt waren auch Fi- nanzdienstleister und Immobilienun- ternehmen stark unter den Emittenten von ESG-Bonds. Von daher ist derzeit – und auch auf Sicht von mehreren Jahren – von einem starken Momen- tum in diesem Segment zu sprechen.“ Komplexe Nachhaltigkeitsbewer- tung von Corporate Bonds „Auch bei Unternehmen ist die Auswahl der Kriterien sehr breit gefächert und diese um- fassen neben umweltspezifischen und sozia- len Indikatoren auch den Governance-Be- reich. Neben den Bereichen Rüstung, Nukle- arenergie und Gentechnik werden auch häu- fig klimarelevante Indikatoren, wie z.B. Fra- cking, mit in das Kriterien-Set aufgenom- men“, so Obergantschnig. Ein durchdachtes Verfahren zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmensanleihen hat die Nachhal- tigkeits-Rating-Agentur ISS ESG, die über 3.000 Anleihenemittenten beobachtet. „Das ESG Corporate Rating liefert relevante und zukunftsweisende Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) und Leis- tungsbewertungen. Aus einem Gesamtpool von mehr als 700 Indikatoren zieht ISS ESG pro Rating rund 100 soziale, umwelt- und governancebezogene Indikatoren heran, die Themen wie Mitarbeiterbelange, Lieferket- tenmanagement, Geschäftsethik, Corporate Governance, Umweltmanagement, Klima- schutz, Wasser, Ressourceneffizienz und Emissionsintensität sowie weitere bran- chenspezifische Aspekte abdecken“, so Rü- ter. Unternehmen, die im ISS ESG Corpo- rate Rating einen branchenspezifischen Benchmark-Score erreichen, werden mit dem ISS ESG Prime Status ausgezeichnet. „Auswertungen der Deutschen Performan- cemessungsgesellschaft belegen über die letzten 15 Jahre bezüglich des akkumulier ten Return on Investments eine stetige finanzielle Outperformance des ISS ESG Corporate Rating Prime Universums im Vergleich mit konventionellen Indizes“, so Rüter. Mehr Sicherheit Zur Qualität der nachhaltigen Firmen äu- ßerte sich auch Obergantschnig: „Grund- sätzlich hat man durch eine ESG-Integrati- on einen Bias hin zu guten Bonitäten und Unternehmen mit einer hohen Marktkapita- lisierung. Die Nachhaltigkeitsgüte steigt zu- dem tendenziell auch mit dem Unterneh- menszyklus. Insofern befinden sich ver- mehrt Unternehmen mit einer hohen Bi- lanzqualität in einem Nachhaltigkeitsport- folio.“ Rüter weist indessen darauf hin, dass schlecht bewertete ESG-Anleihen durch hö- here Volatilität auffallen, während hoch ge- ratete Papiere eine geringere Volatilität und einen höheren Preis zeigen. BKS-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbau- er, deren Institut 2017 den ersten Social Bond in Österreich begab, erwähnt in punk- to nachhaltiger Vermögensverwaltung mit mehreren besonderen Anleihenfonds, dass damit kein Ertragsverzicht verbunden war: „Die relative Performance zum Gesamt- markt ist gut. Wir sehen in der Berücksichti- gung von ESG-Faktoren einen Mehrwert für unsere Anleger. Denn nur jene Unterneh- men/Emittenten, die ESG-Faktoren in ihrer Unternehmensführung berücksichtigen, werden langfristig Erfolg haben. Somit ist für höhere Stabilität gesorgt und Ausfalls- und/oder Reputationsrisiken sind durchaus niedriger als am Gesamtmarkt.“ Fazit: ESG macht Anleihen zu dem, was sie eigentlich sein sollten: zu einer soliden Er- tragsquelle. „Auswertungen der Deutschen Per formancemessungs gesellschaft belegen eine stetige finanzielle Outperformance des ISS ESG Corporate Rating Prime Universums.“ Kristina Rüter, Global Head of ESG Methodology bei ISS ESG „Grundsätzlich hat man durch einen Best- In-Class-Ansatz einen Bias hin zu guten Bonitäten und Unternehmen mit einer hohen Markt- kapitalisierung.“ Josef Obergantschnig, Geschäftsführer der Obergantschnig Financial Strategies GmbH Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 29
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