GELD-Magazin, Juli/August 2021
Wohin das Staatsgeld fließt Österreich hat zur Finanzierung der Corona-Krise gewaltige Summen in die Hand genom- men. In Summe hat der Staat 2020 rund 217 Milliarden Euro ausgegeben. Im Vergleich zum Jahr davor ist das ein Anstieg um knapp 25 Milliarden Euro (plus 13 Prozent). gab sich ein breites Spektrum von Cyber- Crime über Kriege bis hin zu Naturkatastro- phen. Eine Pandemie fand sich jedoch nicht auf der Agenda. Als Ergebnis der Studie er- gibt sich für Unternehmen eine eindeutige Empfehlung: Sie müssen für Resilienz sor- gen.“ Was man nun mit Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Widerstands-, Anpas- sungs- oder Strapazierfähigkeit übersetzen kann. Kurz weiter: „Unternehmen müssen sich überlegen, was die wesentlichen As- pekte ihrer Geschäftstätigkeit sind, die un- bedingt aufrechterhalten werden müssen und wie das in der Praxis umgesetzt werden kann. Entscheidend ist ebenfalls, wie man sich um Mitarbeiter und Kunden kümmert, besonders in Krisensituationen.“ Weg von der „Gießkanne“ Ricardo-José Vybiral, Geschäftsführer des Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870), fügt noch einen weiteren Punkt hinzu: „Bei der Unterstützung von Unternehmen ist eine genaue Differenzierung notwendig. Wir sollten vom Gießkannenprinzip lieber heute als morgen abkehren und versuchen, in marktwirtschaftliche Verhältnisse zu- rückzukehren. Denn natürlich waren die Corona-Hilfsmaßnahmen notwendig, es wurden damit aber auch teilweise Unter- nehmen künstlich am Leben erhalten, für die es nach dem Ende der Hilfsgelder trotz- dem keine Zukunft geben wird.“ Vybiral empfiehlt dem Gesetzgeber und Unterneh- men, die Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben: „Bei der Verlängerung der Un- terstützungen ist auch Vorsicht geboten: Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass al- les schon irgendwie weitergehen wird. Der ,Rucksack‘ für angeschlagene Unternehmen könnte so immer größer werden, bis eine Sanierung gar nicht mehr möglich ist und dadurch weitere Jobs unnötigerweise ver loren gehen.“ Was bleibt und was kommt Der Härtefall-Fonds wird verlän- gert und aufgestockt. Die dritte Phase läuft von Juli bis September 2021. Eintrittskriterium: 50 Prozent Umsatzeinbruch oder laufende Ko- sten können nicht gedeckt werden. Betrag: 600 Euro (statt bisher 1.100 Euro inklusive Comeback-Bonus und Zusatzbonus); maximal 2.000 Euro. Beantragungszeitraum: ab 2. August bis Ende Oktober 2021. Ausfallsbonus, Verlängerung um 3 Monate (Juli – September). Eintrittskriterium: 50 % Umsatz- ausfall (bisher nur 40 %). Verlustersatz: Verlängerung um sechs Monate (Juli – Dezember). Eintrittskriterium: 50 % Umsatzaus- fall. Deckel: zehn Millionen Euro. Arbeiten im Homeoffice wurde mit 1. April auf einen gesetzlichen Bo- den gestellt, zuvor manövrierte man etwas im „luftleeren Raum“. Wich- tig: Homeoffice muss auf Freiwillig- keit basieren, kann also weder vom Arbeitgeber angeordnet noch vom Arbeitnehmer gefordert werden. Tipp: Alle Details schriftlich verein- baren, etwa was die Bereitstellung von digitalen Arbeitsmitteln betrifft. Bei Stundungen von Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen liefen Ende Juni die bisherigen Regelungen aus. Aber keine Angst: Nicht plötzlich werden jetzt alle Forderungen fällig. Es wurde ein großzügiges Ratenzah- lungsmodell über einen Zeitraum von insgesamt 36 Monaten installiert. Ende Juni lief auch die Regelung aus, dass Unternehmen aufgrund von Überschuldung keine Insol- venz anmelden mussten. Dafür kommt mit Mitte Juli eine neue Re- strukturierungsordnung (ReO) mit dem Ziel, Insolvenzen vorzeitig zu vermeiden (siehe Haupttext). „Bei der Unterstützung von Unternehmen ist eine genaue Differen zierung notwendig.“ Ricardo-José Vybiral, Geschäftsführer KSV1870 - Kreditschutzverband von 1870 Quelle: Agenda Austria 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2000 Staatsausgaben nach Bereichen seit 2000 in Milliarden Euro 86,8 Mrd. 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 soziale Sicherung 44,4 Mrd. Umweltschutz Freizeit, Sport, Kultur & Religion Recht & Sicherheit Bildungswesen Gesundheitswesen Öffentliche Verwaltung Wirtschaft, Verkehr und Wohnungswesen Juli/August 2021 – GELD-MAGAZIN . 19
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