GELD-Magazin, Juni 2021

80 . GELD-MAGAZIN – Juni 2021 der Wasserstoffantrieb mittelfristig das Ren- nen machen wird. Der koreanische Autoher- steller Hyundai will bis 2030 etwa 700.000 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen (Wasser- stoffantrieb) pro Jahr herstellen. Mittlerwei- le hat Hyundai seine erste Serie von LKWs mit Wasserstofftanks in die Schweiz gelie- fert. Aber auch die Industrie hat bereits Plä- ne mit dem kleinsten aller Atome: So plant sowohl Thyssen wie auch voestalpine bis 2030 Wasserstoff als Ersatz für Kokskohle in der Stahlproduktion einzusetzen. Vor allem für das Speicherproblem von Wind- und So- larenergie hofft man mittels Wasserstoff lö- sen zu können. Derzeit ist die „grüne“ Wasserstofftechnolo- gie noch im Hintertreffen, 95 Prozent des gesamten Wasserstoffs werden gegenwärtig aus Erdgas und Kohle gewonnen. Um in Zu- kunft aber Netto-Null-Emissionen zu errei- chen, muss die Wasserstoffproduktion zu- nehmend grüner werden. Die Elektrolyse, bei der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird, ist noch immer zu teuer und damit kaum marktfähig. 2019 lagen die Pro- duktionskosten von im Elektrolyse-Verfah- ren hergestellten Wasserstoff bei 16,5 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten für den mit Erdgas oder Kohle hergestellten Wasserstoff lagen laut statista.de bei lediglich 4,5 Cent. Angetrieben durch die Möglichkeiten der Energiespeicherung und die Nutzung als Kraftstoff haben Regierungen auf dem ge- samten Globus laut der Beratungsagentur McKinsey mehr als 70 Milliarden Dollar an öffentlichen Mitteln zugesagt. Auch die ös- terreichische Bundesregierung hat in ihrem aktuellen Regierungsprogramm eine natio- nale Wasserstoffstrategie verankert. Öster- reich soll demgemäß zur Wasserstoffnation Nummer Eins werden. Versicherer sind hier noch zurückhaltend. Weder die VIG noch die Uniqa haben bislang Wasserstoffprojekte finanziert und haben diesbezüglich auch noch keine konkreten Pläne. Versicherer unerfahren Berichte von explodierenden Wasserstoff- Tankstellen erhöhen nicht gerade das Ver- trauen in die Technologie. Meist erfolgen solche Unfälle durch Lecks in den Speicher- anlagen, da Wasserstoff beim Austreten ein entzündliches Gemisch mit der Umgebungs- luft bildet. Darüber hinaus sind Lecks ohne spezielle Detektoren schwer zu erkennen, da Wasserstoff farb- und geruchlos ist. Laut den Daten der Allianz Global Corporate & Spe- cialty sind etwa 25 Prozent aller Schäden aufgrund von Leckagen entstanden, 40 Pro- zent davon bleiben vor dem Schaden unent- deckt. Gefahren ergeben sich auch aufgrund von Defekten an der Elektrolysezelle, die zu erheblichen Verlusten und Schäden durch Unterbrechungen der Produktion führen können. Zum Underwriting im Bereich der Wasserstofftechnologie meint die Allianz auf Anfrage: „Es wird zunächst eher vorsich- tige Deckungen und Konditionen hierfür ge- ben (auch mit Rückversicherern) und als Know-how-Aufbau genutzt werden“. VERSICHERUNG . Energiewende Wasserstoffstrategie der EU Phase 1 (2020 bis 2024): Elek­ trolyseure für die Erzeugung von Wasserstoff mit einer Leistung von mindestens sechs Gigawatt und die Erzeugung von bis zu einer Milli­ on Tonnen Wasserstoff soll von der EU-Kommission unterstützt wer­ den. Die existierende Wasserstoff- Produktion auf Erdgasbasis soll in den kommenden Jahren möglichst CO 2 -frei werden – durch Aufrüstung der bestehenden Anlagen: Künf­ tig soll freigesetztes CO 2 abge­ spalten und gespeichert werden. Phase 2 (2025 bis 2040): Was­ serstoff soll zu einem wesentlichen Bestandteil des integrierten Ener­ giesystems werden. Die Kommis­ sion erhofft sich eine signifikante Kostenreduktion bei der Herstel­ lung von grünemWasserstoff. Es sollen lokale Schwerpunkte der Wasserstoff-Produktion (Hydro­ gen Valleys) entstehen, wo grü­ ner Wasserstoff produziert, über kurze Distanzen transportiert und verbraucht wird. Die regionalen Zentren können mit steigender Nachfrage zusammenwachsen und das Rückgrat einer europäischen Wasserstoff-Infrastruktur bilden. Phase 3 (2030 bis 2050): Die Tech­ nologien für erneuerbaren Wasser­ stoff sollten ausgereift sein und im großen Maßstab in allen Sektoren eingesetzt werden. Um der Industrie zu helfen, die mit der Verwendung von grünemWasserstoff verbun­ denen Kosten zu stemmen, sol­ len Modelle für „Carbon Contracts for Difference“ (staatliche Garan­ tien für eine bestimmte Höhe des CO 2 -Preises für Unternehmen, die in Klimaschutz investieren) ent­ wickelt werden. Zusätzlich soll es Quotenlösungen für den Einsatz von grünemWasserstoff geben. ENERGIEAUFBRINGUNG UND ENERGIEVERBRAUCH IN ÖSTERREICH IN PETAJOULE 2017 2019 VERÄNDERUNG IN% Bruttoinlandsverbrauch 1.457,4 1.451,1 -0,4% Import 1.342,8 1.376,4 +2,5% Export 410,7 333,6 -18,8% Inländische Primärenergieerzeugung 528,6 516,2 -2,4% Biogene Energien 238,2 225,2 -5,5% Umgebungswärme (Wärmepumpen) 21,5 24,4 +13,5% Wasserkraft 137,9 147,0 +6,6% Photovoltaik 4,6 6,1 +32,6% Brennbare Abfälle 27,8 26,8 -3,6% Gas 43,7 32,2 -26,3% Öl 31,2 27,6 -11,5% Quelle: Bundesministerium für Umwelt und Energie

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