GELD-Magazin, Mai 2021

Neue Bewertungsmodelle stärken Zweitmarkt für US-Lebensversicherungen Der US-Kongress diskutiert, den Verkaufsertrag von Lebensversicherungen steuerlich zu begünstigen. Insgesamt werden Life Settlements zu einer zusehends attraktiven Assetklasse. Life Settlements haben sich zu einem willkom- menen Stabilisator und strategischen Baustein der Portfoliooptimierung entwickelt. Denn das Tragen von Langlebigkeitsrisiken hat mit den Finanzmärk- ten nichts zu tun. Nach Angaben des US-Policenan- käufers Magna verzeichnet der US-Zweitmarkt jüngst eine durchschnittliche Wachstumsrate von 34 Prozent. Das war nicht immer so: Ein wesentlicher Grund hierfür war anfänglich die fehlende Transpa- renz, die dazu führte, dass das Interesse vieler Inve- storen am Zweitmarkt für US-Lebensversicherungen vor allem während der Finanzkrise zurückging. Treiber für die Kursrückrückgänge der Life Settle- ment-Fonds waren zu hohe Bewertungen der Po- licen, zu geringe Reserven zur Finanzierung der Prä- mien und hoher Verkaufsdruck der Fonds. Lebenser- wartungsschätzungen waren mit großen Unsicher- heiten behaftet. Fehlende Transparenz erlaubte es einigen Marktteilnehmern, die Komplexität der Er- stellung von Lebenserwartungsschätzungen zum ei- genen Vorteil auszunutzen. Mittlerweile hat sich der US-Zweitmarkt reformiert: Überarbeitete Mortalitätsstatistiken, repräsenta- tivere mathematische Modelle, belastbare empi- rische Daten und effiziente Bewertungsmethoden konnten das Interesse der Investoren wieder neu entfachen. Auch ist die verbesserte Regulierung zu nennen, die das Vertrauen wieder anwachsen ließ. Bewertung von US-Lebenspolicen – die Heraus- forderung Ein neuer Bewertungsansatz, genannt Mark-to-Mar- ket, ermöglicht es heute Investoren, US Life Settle- ments nach dem IFRS Fair Value Level 2 zu beurtei- len. Die Bewertung einer Police bezieht sich dabei auf Marktpreise im Rahmen des Policenhandelsge- schäfts. Die Bewerter, die alle selbst als Provider mit Policenhandel aktiv sind, arbeiten dabei unab- hängig voneinander. So kann sichergestellt werden, dass die relevanten preisbildenden Parameter bei der Policenbewertung einfließen. Hinzu kommen die Vorteile, die die Assetklasse at- traktiv machen: Life Settlement-Renditen sind kaum abhängig von makroökonomischen Faktoren, wie etwa Konjunktur oder Zinsniveau, und die Wer- tentwicklung unterliegt neben Angebot und Nach- frage keinen komplexen Algorithmen oder einer Vielzahl von Einflussfaktoren, sondern basiert le- diglich auf der Sterblichkeit der Versicherten, die naturgemäß keine nennenswerte Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffen aufweist. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Ertrag der Investition nicht zwin- gend durch eine Veräußerung erzielt werden muss. Life Settlements sind selbstliquidierend, eine ein- fache Buy-and-Hold-Strategie ist somit möglich. Ferner profitieren die Anleger in Life Settlements von ihrer Senior Debt-Eigenschaft. Denn im Kon- kursfalle einer Versicherung haben die Versiche- rungsnehmer gegenüber anderen Gläubigern Vor- rang. Diese Eigenschaft wird in Zeiten steigender Verschuldung vermehrt an Bedeutung gewinnen. Großes Wachstumspotential Seit 2015 werben Policenankäufer wieder verstärkt um das Vertrauen bei US-Verbrauchern. Das Poten- zial von Life Settlements ist groß: Nach Untersu- chungen des Insurance Studies Institute stornieren jährlich mehr als 500.000 Versicherungsnehmer ihre Lebensversicherung und nur 3.000 bis 4.000 greifen auf die Möglichkeiten des Zweitmarkts zu- rück. Zudem gibt es Bestrebungen, den Ertrag aus dem Verkauf von Lebensversicherungen steuerlich bevorzugt zu behandeln, sofern die Gelder für die Gesundheitsvorsorge verwendet werden. Ein ent- sprechender Vorstoß wird gerade in der Biden Admi- nistration diskutiert. Damit dürfte diese Assetklasse in Zukunft noch attraktiver werden. www.plenum.ch GASTBEITRAG . Rainer Grünig, Plenum Investments Dr. Rainer Grünig, CEO und Senior Portfolio Manager von Plenum Investments FOTO: beigestellt Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 75

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