GELD-Magazin, Mai 2021

Fed: Tapering ante portas? Falken gegen Tauben. Die jüngste Sitzung der US-Noten- bank brachte wenig Neues. Der Offenmarktausschuss be- tonte, den Konjunkturdaten folgen zu wollen, anstatt sie vorwegzunehmen. Dennoch dürfte sich einiges hinter den gut gepolsterten Türen bewegen: Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, ver- mutet, dass sich der taubenhafte Konsens innerhalb des Offenmarktausschusses der Fed in den kommenden Wo- chen aufweichen könnte. Und zwar weil die Falken versu- chen dürften, eine Debatte über die Reduzierung der Quantitative Easing-Käufe anzustoßen. Intensivere Dis- kussionen beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole Ende des Sommers sind da- her zu erwarten. Möglicherweise könnte hier der Weg für die Ankündigung eines Tapering durch die Fed geebnet werden, sofern sie ihre Prognosen auf der Septem- bersitzung revidiert. Dowding: „Unserer Einschätzung nach könnte das Tapering Ende dieses Jahres beginnen. Eine erste Zinserhöhung könnte dann Ende 2022 fol- gen.“ Diese Projektionen gründen auf einem guten Vorankommen der US-Wirt- schaft, infolgedessen auch die Inflationsergebnisse etwas höher ausfallen würden als derzeit erwartet. Vor diesem Hintergrund erwartet der Experte einen Anstieg der 10-jährigen Renditen um 2,25 Prozent bis Ende 2021. BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Millionenerbin: Geld verschenkt! Soziales Gewissen. Marlene Engelhorn kann sich freuen: Die Germanistikstudentin wird in absehba­ rer Zeit zu den reichsten Menschen Österreichs zäh- len. Dabei soll es um einen zweistelligen Millionen- betrag gehen, den sie von ihrer noch am Leben be- findlichen Großmutter, Traudl Engelhorn-Vechiatto, erben wird. Deren Vermögen wird von Forbes wiede- rum auf stattliche 4,2 Milliarden Dollar geschätzt. (Engelhorn-Vechiatto ist Witwe von Peter Engel- horn, der Gesellschafter des Pharmakonzerns Boeh­ ringer Mannheim war, heute besser bekannt unter dem Namen Roche.) Marlene Engelhorn hat sich nun dazu entschieden, mit dem Geld etwas Sinn- volles zu machen und ein Zeichen zu setzen, nicht zuletzt für die Besteuerung von sehr hohen Vermö- gen: Bis zu 90 Prozent ihres Erbes will sie spenden. „Weil in Österreich Macht und Lebenschancen wahn­ sinnig ungleich verteilt sind“, so Marlene Engelhorn in einem ORF-Gespräch. Das Glück, Teil einer ver- mögenden Familie und finanziell mehr als gut abge- sichert zu sein, nützt Engelhorn somit gerne für den guten Zweck. Indien: „Corona-Tsunami“ wütet Angekündigte Katastrophe. Mehr als 300.000 Neuansteckungen täglich wer- den in Indien gemeldet. Die Partner der Caritas vor Ort sprechen längst nicht mehr von einer Corona-Welle, sondern von einem Corona-Tsunami. Das Ge- sundheitssystem scheint kollabiert zu sein, Erkrankte finden keinen Platz im Krankenhaus, es fehlt an Sauerstoff, Beatmungsgeräten und Inhalatoren. Täg- lich sterben tausende vor den Kliniken, auf der Straße oder zu Hause. Die kata- strophale Situation ist, das muss erwähnt werden, auch hausgemacht. So war es zweifellos ein Fehler der Politik, riesige religiöse Feste zu erlauben, zu denen sich auf dem Subkontinent traditionell Abermillionen Menschen dicht gedrängt versammeln. Auch wissen Indien-Reisende, dass ein Hygiene-Abstand von zwei Metern in den überfüllten Straßen von Ballungszentren wie New Delhi schlicht- weg ein Ding der Unmöglichkeit ist. Und letztlich ist Indien ein Emerging Mar- ket, dessen Gesundheitssystem hinter westlichen Standards hinterherhinkt. Ohne menschliches Leid relativieren zu wollen, sei die Frage erlaubt, ob sich In- dien tatsächlich Nuklearwaffen plus teures Weltraumprogramm leisten muss. Mark Dowding, CIO bei BlueBay Asset Management Luftfahrt: Nicht alles am Boden Solide Produktion. Die Luftfahrt-Branche wurde von Corona stark in Mitleidenschaft gezogen: 2020 brach das weltweite Fluggastaufkommen um schwindelerregende 65 Prozent ein. Die Flugzeug- herstellung könnte sich hingegen als relativ wider- standsfähig erweisen. Gründe dafür sind eine diver- sifizierte Nachfrage, ein größerer Auftragsbestand und Effizienzsteigerungen. Trotz der Pandemie blieb die Auftragslage 2020 im Rahmen: Tatsächlich sind im Vorjahr gerade einmal zehn Prozent aller Bestel- lungen storniert worden, so Todd Saligman, Aktien- Analyst bei Capital Group. Trotz der Corona-Pande- mie und dem damit verbundenen Einbruch des Flug- verkehrs sieht Saligman den Sektor als langfristig weiterhin attraktiv aufgestellt. Mai 2021 – GELD-MAGAZIN . 7

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=