GELD-Magazin, Mai 2021
S echs bis zehn Milliarden Dollar hat die unfreiwillige Sperre des Suez- kanals die Weltwirtschaft gekostet. So Schätzungen der Allianz-Versicherung, wobei es sich bei diesen Beträgen fast nur um „Peanuts“ handelt. Ganz abgesehen von der „Suez-Krise“ könnten im Zuge der Corona-Krise Störungen der Lieferketten seit Beginn des Jahres das Wachstum des Welthandels um 1,4 Prozentpunkte hem- men. Was ca. 230 Milliarden Dollar ent- sprechen würde. Verantwortlich für die Mi- sere sind vor allem der Mangel an Contai- nern sowie an Mikro-Chips, die hauptsäch- lich in Asien hergestellt werden. Zerbrechliche Ökonomie Die Pandemie hat uns somit also schmerz- haft vor Augen geführt, wie verletzlich die globalisierte Wirtschaft in Wirklichkeit ge- worden ist. Schnell sind deshalb die Rufe nach einer Regionalisierung der Ökonomie laut geworden, aber wie realistisch sind sol- che Forderungen? Denn es kann wohl nicht die Globalisierung revidiert und die Zeit zu- rückgedreht werden, oder doch? Butter aus Neuseeland Das GELD-Magazin hat bei Christian Felber nachgefragt, er ist prominenter Vertreter des Konzepts der „Gemeinwohlökonomie“. Er meint: „Theoretisch kann Globalisierung problemlos rückgängig gemacht werden: Almbutter vom Biobauern statt aus Neusee- land, Biowein aus der Wachau statt aus Ka- lifornien, erneuerbare Energie aus Sonne, Wind und Biomasse statt Erdöl und Erdgas aus dem Nahen Osten oder Venezuela. Oder die Entsorgung der Reststoffe in der Region, statt der Müllexport nach Afrika. Wo ist das Problem?“ Auch Penizillin und medizi- nische Grundgüter können und sollten Fel- ber zufolge in Österreich hergestellt wer- den. Das neue Prinzip sollte „ökonomische WIRTSCHAFT . Neuer Ernährungstrend Produktionsprozesse werden rund um die Welt ausgelagert. Die Corona-Krise oder die Blockade des Suezkanals haben aber schmerzlich vor Augen geführt, wie anfällig die globalen Handelswege und Lieferketten geworden sind. HARALD KOLERUS Credits: INKOTA_CYS_Akash, beigestellt, Robert Gortana Global oder regional? Harter Alltag: Textilarbeiter in Bangladesch 20 . GELD-MAGAZIN – Mai 2021
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