GELD-Magazin, Mai 2021
12 . GELD-MAGAZIN – Mai 2021 U m die durch die Coronakrise verur- sachten Störungen der Weltwirt- schaft zu minimieren, wurden rund um den Globus fiskalische und mone- täre Maßnahmen ungekannten Ausmaßes ergriffen. Aufeinanderfolgenden Wellen der Pandemie folgten wiederholte Runden rie- siger Hilfspakete, die weltweit Billionen in öffentliche Projekte, in Unternehmen und sogar direkt in private Haushalte pumpten. Am oberen Ende des Stimulus-Spektrums befinden sich dabei die USA, die nach eini- gen politischen Verzögerungen in der zwei- ten Hälfte des Jahres 2020 begannen, ihre Wirtschaft mit unglaublichen Ressourcen zu stützen. Insbesondere das letzte, von Präsi- dent Biden verabschiedete 1,9 Billionen Dol- lar Stimuluspaket, weckte in den letzten Wo- chen Hoffnungen, auch über die Grenzen Amerikas hinaus den Turbo zu zünden. GlobaleWertschöpfungsketten Die jüngste Ära der Globalisierung führte nicht nur zu einer stärkeren Integration des grenzüberschreitenden Handels sondern auch dazu, dass sich Produktionsketten über den gesamten Globus verteilen. Ein wich- tiger Aspekt dieses Produktionsnetzwerkes ist die Übertragung von nationalstaatlichen Maßnahmen über die Landesgrenzen hinaus – sogenannte Spillover-Effekte. Sie führen durch internationale Produktionsprozesse und unterschiedliche Kunden-Lieferanten- Beziehungen dazu, dass öffentliche Unter- stützungen für ein bestimmtes Unterneh- men, einen bestimmten Sektor oder ein be- stimmtes Land auch Konsequenzen für die einzelnen Volkswirtschaften in der Liefer- kette haben. Spillover-Effekte Schätzungen der OECD zufolge, dürfte das aktuelle Hilfspaket der USA einen bedeu- tenden Motor für die Weltwirtschaft darstel- len. Laut den jüngsten Wirtschaftsaus- sichten der in Paris ansässigen Organisation, dürfte das Paket zusammen mit der raschen Einführung von Impfungen das globale Wachstum noch in diesem Jahr um ein Pro- zent steigern. Eine boomende US-Wirtschaft bedeutet nämlich, dass die dortige wirt- schaftliche Nachfrage auf den Rest der Welt übergreifen wird. Insbesondere Nachbarlän- der und die wichtigsten Handelspartner, wie Mexiko und Kanada, aber auch exportorien- tierte Volkswirtschaften in Ostasien und Eu- ropa werden laut OECD davon profitieren. Die Organisation schätzt, dass die Effekte eines schnelleren Wachstums in den USA für entwickelte Volkswirtschaften, die Kredite in ihren eigenen Währungen aufnehmen, fast ausschließlich positiv sein werden. So- wohl potenzielle Exporte als auch ein allge- mein positiveres Wirtschaftsklima dürften die Investitionen ankurbeln und so zu einer schnelleren Erholung beitragen. BRENNPUNKT . Inflation Überschwappende US-Hilfen Das 1,9 Billionen Dollar-Konjunkturprogramm der Biden-Regierung sickert langsam in die Märkte und dürfte damit nicht nur in den USA den wirtschaftlichen Turbo zünden. Welche Länder profitieren davon und was sind die Gefahren? MORITZ SCHUH EXPORT-STEIGERUNGEN IN DIE USA Die zusätzlichen Billionen Dollar bleiben nicht aussschließlich in den USA. Über Importe kommen sie auch anderen Ländern zugute. Wer bereits einen starken Export in die USA aufweist, wird von den neuen Hilfspaketen der Biden-Regierung am stärksten profitieren. Quelle: IMF Durch Biden-Stimulus 2021/2022 in Mrd. USD 10 20 40 30 50 60 0 China Mexiko Kanada Deutschland Japan UK Irland Südkorea Credits: Philip Lane: Bernd Hartung/ECB; Lawrence Boone: beigestellt/OECD; Carsten Reisinger/stock.adobe.com
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