GELD-Magazin, April 2021

Positive Stimmung trotz Lockdown. Der deut- sche ifo-Index hat zuletzt weit kräftiger zuge- legt als ohnehin schon erwartet wurde. So stieg der Gesamtindex von 92,7 im Februar auf 96,6 Punkte im März – der höchste Wert seit Juni 2019. Beide Unterkomponenten (Lageeinschät- zung und Geschäftserwartungen) haben sich in allen vier Wirtschaftsbereichen (Industrie, Dienstleistungen, Handel und Bau) aufgehellt. Dabei fällt auf, dass das gute Geschäftsklima vor allem von den Erwartungen getrieben wird. So liegt die Lageeinschätzung in allen Bereichen immer noch unter dem Vorkrisenniveau, wäh- rend die Erwartungen – außer im Baubereich – bereits wieder deutlich darüber liegen. Die Havarie eines Containerschiffs im Suez-Kanal stellte Lieferketten kurzzeitig zwar auf eine harte Probe, dennoch haben die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone im März überrascht. So stieg der Gesamtindex von 48,8 auf 52,5 Punkte. Dies wurde vor allem von dem rasanten Anstieg im Verarbeitenden Gewerbe getrieben. Aber auch der Dienstleistungssektor hat sich etwas verbessert. Hier stieg der Index auf 48,8 Punkte und damit wieder etwas näher an die Expansionsschwelle von 50. Erfreulich ist, dass sich sowohl die Auftragseingänge als auch die Exporte nochmals verbessert haben. Das Verarbeitende Gewerbe profitiert nach wie vor von der Erholung der globalen Nachfrage, vor allem aus den USA und aus China. (wr) Währungsturbulenzen. Unter Naci Agbals Führung hatte die türkische Zentralbank die Zinsen in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 800 Basispunkte auf 19 Prozent an- gehoben, um die horrende Inflation von fast 20 Prozent zu senken. Marktteilnehmer be- grüßten den Schritt mit einer Rally bei türkischen Vermögenswerten. Doch Staatschef Erdo- gan war diese Zinspolitik ein Dorn im Auge und er entließ Agbal. Investoren ließen darauf- hin türkische Assets wieder fallen, der Lirakurs stürzte um 20 Prozent ab und die Spreads für Staatsanleihen weiteten sich um 150 Basispunkte aus. Der neue Notenbankchef wird das Vertrauen mit einer lockeren Geldpolitik kaum zurückgewinnen. Da das Land unter einem Berg von Fremdwährungskrediten leidet, wird die Währungsschwäche zu einem akuten Problem. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt die Auslandsverschuldung bei 62 Prozent – davon 57 Prozent in US-Dollar, 30 Prozent in Euro. Das Gros der Schulden liegt im tür- kischen Privatsektor, vor allem Unternehmen und Banken greifen gerne zur Refinanzierung auf zinsgünstigere Auslandskredite zurück. Doch je schwächer die Lira ist, desto grösser wird der Berg an Fremdwährungsschulden. Das Risiko eines Zahlungsausfalls steigt. Die Devi- senreserven sanken deutlich im Kampf gegen die Liraschwäche, Kapitalverkehrskontrollen werden wahrscheinlicher. (wr) EUROPA . Hoffnung auf Erholung steigt Volatil aufwärts Der Euro Stoxx 50 konnte nach dem Aus- bruch über die 3600-Punkte-Marke im Fe- bruar sein hohes Niveau sukzessive weiter ausbauen und erreichte bei knapp 3900 Punkten ein neues Fünfjahreshoch. Weiter unterstützend wirkt die 200-Tages-Linie bei 3450 Punkten. Absturz Der Index der 20 größten Börsenwerte an der Börse Istanbul ist von Banken dominiert und dementsprechend sehr volatil, da die Banken eng an die Währungsentwicklung angekoppelt sind. Der Absturz auf unter 350 Punkte sollte nur von hartgesottenen Anlegern zum Einstieg genützt werden. TÜRKEI . Notenbankchef gefeuert April 2021 – GELD-MAGAZIN . 45 EURO STOXX 50 Indexpunkte in EUR 2020 2017 2018 2019 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 4.000 DJ TURKEY TITANS 20 Indexpunkte in USD 2020 2017 2018 2019 400 350 300 450 600 550 500 650 750 700 250

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