GELD-Magazin, April 2021
W ir schreiben das Jahr 2050: Europa ist jetzt der erste kli- maneutrale Kontinent der Welt. Netto-Treibhausgasemissionen werden keine mehr freigesetzt und das Wirtschafts- wachstum ist von Ressourcenzerstörung ab- gekoppelt. So sieht es zumindest der „Euro- pean Green Deal“ vor, also der Fahrplan für nachhaltigen ökologischen Wandel auf dem Alten Kontinent. Es besteht kein Zweifel da- ran, dass es Politik, Konsumenten und Un- ternehmen ernst meinen, diese Ziele zu er- reichen. Natürlich sind fossile Energieträger damit nicht von heute auf morgen Geschich- te, sie werden aber von erneuerbaren Quel- len zurückgedrängt. Was nicht zuletzt für In- vestoren interessante Chancen öffnet. Enormer Boom Das GELD-Magazin hat zur Gesamtsituation bei Max Deml nachgefragt. Er ist Experte für grüne Veranlagungsformen und seit mittlerweile bereits 30 Jahren Chefredak- teur des Informationsdienstes Öko-Invest. Der ausgewiesene Kenner der Szene wirft einen Blick zurück: „Vor drei Jahrzehnten lag der Anteil erneuerbarer Energien im ge- samten Stromnetz Deutschlands bei vier Prozent. Heute halten wir bereits bei 50 Prozent. Pionierarbeit leisteten dabei pri- vate Anleger, die, lange vor den Banken, Milliarden in regenerative Energiequellen investierten.“ Der Boom ist in Deutschland vor allem auf das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) mit langfristig garantierten Einspeisetarifen zurückzuführen. Deml: „Schade, dass in Österreich solche Rege- lungen nicht gelungen sind, und auch in an- deren Ländern ist die Situation nicht ideal. So wurden in Tschechien und Spanien an das EEG angelehnte Gesetze plötzlich von neuen Regierungen gekippt. Und das sogar teilweise auch rückwirkend, was in Spanien zu noch immer laufenden Schadenersatz- Prozessen geführt hat. Dort hängen jetzt viele hundert Millionen Euro in der Luft.“ Der Experte rät also dazu, bei Investments in Beteiligungsmodellen in Erneuerbare Energien genau auf den Standort zu achten: „Bei Deutschland mache ich mir weniger Sorgen, in Ländern wie Spanien, Tsche- chien, Ungarn oder der Türkei ist hingegen Vorsicht geboten.“ Kohle ade! Das ändert aber prinzipiell nichts am Wachstumspotenzial Neuer Energien. Ger- hard Wagner, Nachhaltigkeitsexperte bei Swisscanto Invest, kommentiert: „Der Trend zur Dekarbonisierung ist ins Rollen gekom- men. Politische Statements und Aktivitäten nehmen kontinuierlich zu. Beispiel China: MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit Die Spannung steigt Europa befindet sich bereits mitten in der Energiewende. Andere wichtige Volkswirtschaften wie China und endlich auch die USA sind ebenfalls aufgewacht. Das bietet gute Chancen für Investments in Erneuerbare Energien. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt; pixabay DIE BESTEN AKTIENFONDS NEUE ENERGIEN ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER LU0302296149 DNB Fund Renewable Energy 292 Mio.€ 83,8% 114,1% 187,7% 1,60% AT0000705678 ERSTE WWF Stock Environment 893 Mio.€ 67,5% 138,3% 176,6% 1,76% IE00B1XNHC34 iShares Global Clean Energy UCITS ETF 4.405 Mio.€ 71,6% 162,2% 174,6% 0,65% BE0175280016 KBC Eco Fund - Alternative Energy 91 Mio.€ 82,5% 115,0% 172,4% 1,80% LU0301152442 ÖkoWorld Klima 536 Mio.€ 48,2% 73,3% 160,0% 2,42% Quelle: Morningstar, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl der Fonds nach Fünf-Jahres-Performance, TER=Total Expense Ratio (p.a.), Stichzeitpunkt: 31. März 2021 Wasserkraft: Schon lange der Fels in der Brandung Wasserkraft wird seit Jahrhunder ten als Energiequel le genutzt . Zwar ist die Wachstumsrate aufgrund der er- wähnten langen Tradition gering, ins- gesamt werden global aber ganze 985.000 Megawatt Strom aus Wasser- kraft gewonnen. Dazu kommt die Mee- resenergie mit 2.500 Megawatt, so die Nachhaltigkeitsplattform reset.org. Investmentmöglichkeiten Der heimische Verbund gilt weltweit als eines der wenigen „Pure Plays“ im Be- reich sauberer Wasserkraft. Deshalb ist die Aktie auch bei internationalen In- vestoren gern gesehen. Wer nicht nur auf Wasser setzen möchte, könnte bei Algonquin Power & Utilities fündig wer- den. Der Versorger ist in einer Transfor- mationsphase und will bis 2023 rund 75 Prozent der Gesamtenergie aus Er- neuerbaren gewinnen. Hierbei wird auf Wind-, Solar- und Wasserkraft gesetzt. „Private Anleger waren Vorreiter und haben Milliarden in regenerative Energien investiert.“ Max Deml, Experte für nachhaltige Investments, Öko-Invest 32 . GELD-MAGAZIN – April 2021
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