GELD-Magazin, April 2021

April 2021 – GELD-MAGAZIN . 23 Biotechnologie im Spannungsfeld des Impfstoff-Hypes Biotechnologie ist durch die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs zu einem populären Thema geworden. Seine eigentliche Bedeutung liegt jedoch in der Behandlung onkologischer und seltener Erkrankungen. Das Forschungsspektrum der Biotechnologie hat sich durch die Covid-19-Krise stark in Richtung Vac- cine bewegt, geht jedoch weit über diesen Bereich hinaus. Kai Brüning, Senior Portfolio Manager Healthcare: „Durch die aktuellen Ereignisse sind viele andere Bereiche, in denen weiter geforscht und laufend neue Medikamente entwickelt werden, in den Hintergrund gerückt. Das gilt in erster Linie für die Onkologie, Gentherapie, seltene Erkrankungen und Infektionskrankheiten. In diese Themen inve- stieren wir weitestgehend unverändert am stärksten. Kleinere Investments halten wir z.B. auch in den Be- reichen Herz-Kreislauf, zentrales Nervensystem, Au- toimmunerkrankungen sowie Haut- und Augenheil- kunde.“ Das zentrale Thema des Biotech-Sektors ist es, innovative Behandlungsformen zu entwickeln, die es ermöglichen, Krankheitsformen oder -ver- läufe unter Kontrolle zu bringen. Durch Biotech-Prä- parate soll es bald möglich werden, bestimmte Krebsarten so gut kontrollieren zu können, dass sie als „chronische Erkrankungen“ eingestuft werden können, mit denen man gut leben kann. Aktives Management ist top Analysten und Manager, die sich im Biotech-Sektor profilieren, müssen neben wirtschaftlichen auch über medizinische Kenntnisse verfügen. Denn es ist nicht nur notwendig, das wirtschaftliche Standing eines Unternehmens, sondern auch die medizi- nische Innovationskraft bewerten zu können. „In er- ster Linie prüfen wir den Innovationsgrad des Pro- dukts und ob es ,first in class‘ oder ,best in class‘ ist.“ Es stellt sich also die Frage, ob das Unternehmen ein „First mover“ oder „one among many“ ist. Ein wei- terer relevanter Punkt betrifft den Entwicklungs- stand des Präparates und ob schon erste klinische Erfolge nachweisbar sind: „Das bedeutet, dass wir uns nur an bereits entwickelten Unternehmen betei- ligen, nie an solchen in der Early-Stage-Phase. Dann werden die Qualität des Managements und der Fi- nanzierungsstand des Unternehmens geprüft.“ Den „krönenden“ Abschluss bildet die klassische Unter- nehmensbewertung. Klein aber fein „Unser Augenmerk in diesem Bereich liegt dabei pri- mär auf kleineren Biotech-Unternehmen, die auf ein bis zwei Projekte fokussiert sind. Meist handelt es sich dabei um ausgelagerte Innovationsbetriebe von Pharma-Riesen. Sobald diese kleineren oder mittelgroßen Unternehmen dann erste Erfolge auf- weisen können, werden sie zu potenziellen Über- nahme-Kandidaten. Zum Zeitpunkt der Übernahme sind wir bereits meist schon investiert und das führt in weiterer Folge zu einem schönen Ertragsplus bei der Fondsperformance,“ so Brüning. Neue Therapiemöglichkeiten Im Zuge der aktuellen Pandemie und der damit ver- bundenen Notwendigkeit, effektive Impfstoffe zu entwickeln, haben sich neue Therapiemöglich- keiten etwa im Bereich der Immunonkologie erge- ben. Dabei werden neue Therapeutika, die auf der RNA-Technologie basieren, zum Einsatz kommen. Sie greifen die Krebszellen direkt an und verändern die Tumorgewebe-Umgebung, um das Immunsy- stem auf den Tumor auszurichten. Damit stehen nicht nur Antikörper oder andere chemische Wirk- stoffe zur Verfügung, sondern ganz neuere Thera- piemöglichkeiten. Das führt zu neuen Perspektiven im Rahmen von Krebstherapien. Ein weiterer As- pekt ist laut Brüning die Digitalisierung. Sie stellt aktuell den zweiten große Wachstumsboost im Ge- sundheitssektor dar. Durch sie wird es leichter mög- lich sein, Patienten-Datenpools zusammen zu stel- len und die erzielten Daten effektiver auswerten zu können. Dadurch werden Entwicklungsphasen ver- kürzt und die Therapeutika stehen den Patienten schneller zur Verfügung. www.apoasset.at Kai Brüning, Direktor und Senior Portfolio Manager, Apo Asset Management GmbH GASTBEITRAG . Kai Brüning, Apo Asset Management GmbH, (apoAsset), Düsseldorf Foto: beigestellt

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