GELD-Magazin, April 2021

W ie schätzen Sie die Situation der Weltwirtschaft jetzt und in naher Zukunft ein? Das war eine der Fragen, die das GELD-Magazin an ausgewählte Privatbanken gestellt hat. Die Antworten fielen überwiegend positiv aus. Auf Erholungskurs Christian Nemeth, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich, meint: „Die Weltwirtschaft befindet sich auf gutem Wege. Wir rechnen ab der zweiten Jahreshälfte mit einem kräftigen Auf- schwung und haben unsere Konjunkturpro- gnosen in den letzten Monaten schrittweise nach oben genommen. Aktuell rechnen wir für das Jahr 2021 mit einem globalen Wirt- schaftswachstum in Höhe von 6,4 Prozent. Maßgeblich verantwortlich für die Rück- kehr zur Normalität ist das Voranschreiten der Impfaktionen. Auch wenn auf diesem Gebiet die Eurozone aktuell noch nach- hinkt, wird sich im zweiten Quartal auch hier die Lage verbessern.“ Ähnlich sieht das Manfred Huber, Vorstandsvorsitzender der Euram Bank: „Staaten mit einer hohen Durchimpfungsrate sind drauf und dran den wirtschaftlichen Einbruch des vergan- genen Jahres zügig aufzuholen. Wir erwar- ten für Asien und Amerika ein Wirtschafts- wachstum von mehr als sechs Prozent. Eur- opa zahlt einen hohen Preis dafür, dass es Corona nicht in den Griff bekommt. Bedingt durch die neuerlichen Lock Downs er- scheint bestenfalls ein Wachstum von drei Prozent möglich. Dieser Unterschied bedeu- tet in absoluten Beträgen circa 550 Milliar- den Euro.“ Vorsichtig optimistisch zeigt sich auch Harald P. Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank: „Die wirtschaft- liche Erholung ist in vollem Gange, die Impfprogramme laufen zwar mit unter- schiedlichem Tempo, aber sie laufen. Weit- reichende Lock Downs werden damit un- wahrscheinlicher. Wir gehen von einer wei- teren Erholung aus, allerdings könnte das Auslaufen der staatlichen Hilfen eine signi- BANKING . Strategie der Privatbanken Optimismus dominiert Die Weltwirtschaft erholt sich vom Corona-Schock und Aktien bleiben trotz teilweise hoher Bewertungen interessant, so das Fazit führender Privatbanken. Nicht zuletzt Europa verfügt über Aufholpotenzial. HARALD KOLERUS fikante Erhöhung von Insolvenzen, vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben, mit sich bringen. Es deutet sich ein weiteres Auseinanderdriften zwischen USA und Eur- opa an: Die USA bringen ein deutlich mas- siveres Stimulusprogramm auf den Weg.“ Credits: beigestellt; Archiv Manfred Huber, Vorstandsvorsitzender der Euram Bank Schwache Bilanzen Unternehmen mit schwachen Bilanzkenn- zahlen sollten gemieden werden, unab- hängig davon, ob es sich um Aktien oder Anleihen handelt. Hochzinsanleihen Im laufenden Jahr kam es in den USA be- reits zu einem markanten Renditeanstieg. Wir erwarten weiterhin inflationsbedingte höhere Volatilität und Druck auf langlau- fende Anleihen und Hochzinsanleihen. Qualitätstitel Aktien und Anleihen von Unternehmen mit soliden Bilanzkennzahlen und vorherseh- barer dynamischer Gewinnentwicklung stehen im Fokus. „Unser Hauptaugen- merk liegt nach wie vor auf ertragsstarken Unter- nehmen, sowohl auf der Aktien- wie auch Anleihen- seite. Damit sehen wir uns für verstärkte Schwan- kungen gut gewappnet. “ Harald P. Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank Staatsanleihen lange Laufzeit Anleihenseitig präferiert Kathrein kurze Laufzeiten, das hat sich in denWochen der Rendite-Anstiege bezahlt gemacht. Gold Gold als Diversifikator: Die Kursrückgänge waren aufgrund steigender Renditen zu- letzt überschaubar. Bei weiter steigender Inflation dient Gold zur Absicherung. Globale Qualitätsaktien Neben soliden Aktien bieten nachhaltige Veranlagungen sowie Emerging Markets- Lokalwährungen ein attraktives Risiko- Ertrags-Profil „Wir sind aktienseitig über- gewichtet, wir sehen den Aufwärtstrend intakt, kurz- fristige Rücksetzer aufgrund steigender Renditen be- trachten wir als Einstiegs- oder Zukaufgelegenheiten.“ 20 . GELD-MAGAZIN – April 2021

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