GELD-Magazin, März 2021

N och nie war die Welt so hoch ver­ schuldet wie heute! Alleine im vergangenen Jahr haben Regie­ rungen, Unternehmen und Haushalte 24 Billionen Dollar mehr an Schulden ange­ häuft, um die wirtschaftliche Belastung der Pandemie zu stemmen. Ende 2020 erreichte die weltweite Verschuldung ein Rekordhoch von 281 Billionen Dollar, was mehr als 355 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht. Auch in diesem Jahr wird dieser steigende Trend wohl beibehalten werden – Schätzungen zufolge dürften auf­ grund anhaltend niedriger Zinsen weitere zehn Billionen Dollar an Verbindlichkeiten hinzukommen. Stimmungswechsel Mehr als die Hälfte der globalen Neuver­ schuldung im vergangenen Jahr ging dabei auf das Konto von Staaten und Regierun­ gen, doch von der OECD bis zum Internatio­ nalen Währungsfonds (IWF) sehen globale Organisationen – die traditionell eher für fiskalische Zurückhaltung standen – keine Gefahr im Verzug bei den weltweit aus- ufernden Staatsschulden. Solange die Zin­ sen niedrig sind, muss man sich offensicht­ lich auch über die Tragfähigkeit der Schul­ denlast keine Gedanken machen. Worauf es ankommt, ist nämlich die Höhe der Zinszahlungen und nicht die absoluten Schulden im Verhältnis zum BIP. Dieser jüngste makroökonomische Stimmungs­ wechsel basiert jedoch auf einer entschei­ denden Annahme: Die Inflation stellt in na­ her Zukunft keine Gefahr dar, weshalb No­ tenbanken über Anleihenkäufe die Zinssät­ ze noch lange niedrig halten können. Historisches Ausmaß Wie außergewöhnlich sich die Situation derzeit gestaltet, lässt sich mit einem Blick auf die Verbindlichkeiten des größten Schuldners in absoluten Zahlen, den USA, erkennen. Die amerikanische Staatsver­ schuldung wird heuer zum zweiten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Grö­ ße der gesamten US-Wirtschaft überschrei­ ten. Wie das Congressional Budget Office kürzlich mitteilte, erwartet man für 2021 eine Gesamtverschuldung von 102 Prozent des US-BIP. Zu beachten ist dabei, dass die aktuelle Prognose das von den Demokraten unterstützte neue Corona-Hilfspaket noch gar nicht miteinbezieht. Schuldengrenzen ausgesetzt Wer hofft, dass Europa besser dasteht, muss enttäuscht werden. Auch die Schulden der Eurozone haben im dritten Quartal 2020 beinahe die Höhe der Wirtschaftsleistung erreicht. Waren diese Ende 2019 noch auf 84 Prozent gesunken, sind sie 2020 auf 97,3 BRENNPUNKT . Globale Schulden Rasanter Anstieg Schuldenmachen ist en vogue! Die Pandemie hat nicht nur unseren Alltag, sondern auch die breite makroökonomische Haltung auf den Kopf gestellt: Defizitausgaben werden als der bevorzugte Weg aus der Krise gesehen! Kann das gut gehen? MORITZ SCHUH Credits: Federal Reserve In den letzten sieben Jahren stiegen die Schul- den global gesehen um knapp 30 Prozent auf 281 Billionen Dollar. Das entspricht etwa 355 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 280 200 240 220 260 in Billionen US-Dollar 8 . GELD-MAGAZIN – März 2021

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