GELD-Magazin, März 2021

V iele Anleger tun sich derzeit schwer mit dem Investieren. Einer- seits sind die Anleihezinsen auf Rekordtiefs angelangt, womit es viele Fonds im Fixzinsbereich kaum schaffen, auf eine vernünftige Realrendite (Kursentwicklung abzüglich der Inflationsrate) zu kommen. Andererseits sind auch die Alternativen, und da vor allem Aktien, bereits hoch bewertet. Hier sind ebenso unterdurchschnittliche Wertentwicklungen zu befürchten. Doch solchen Investoren kann mit Wandelanlei- hen geholfen werden: Sie sind so etwas wie ein Zwitter in der Welt der Finanzanlagen: Dank ihrer Konstruktion vereinen sie Eigen- schaften von Aktien mit jenen von Anleihen. Wandelanleihen, auch „Convertibles“ ge- nannt, kombinieren eine Unternehmensan- leihe mit einer Aktien-Kaufoption (Call) und koppeln somit Elemente von Aktien- und Rentenanlagen zusammen. Mit dem Call er- werben Anleger das Recht, eine definierte Anzahl von Aktien des Emittenten zu einem im Vorhinein festgelegten Kurs zu kaufen, also zu „wandeln“. Dadurch bieten sie einer- seits aktienähnliche Erträge mit geringeren Schwankungen. Andererseits haben Wan- delanleihen eine festgelegte Verzinsung und bieten die Sicherheit einer Anleihe, wenn es zur Rückzahlung kommt: Durch den so ge- nannten „Bond Floor“ erhält der Anleger zu- mindest die Kuponzahlungen und die Rück- zahlung zum Nennwert, wenn er nicht die Anleihe gegen die Aktien tauscht. Wandelanleihen haben eine kürzere Lauf- zeit als Unternehmensbonds, in der Regel drei bis fünf Jahre bei Emission. Aufgrund dessen leiden sie im Falle eines Zinsanstiegs weniger. Gerade diese hybride Struktur macht sie in einem Umfeld schwankender MÄRKTE & FONDS . Wandelanleihen Auf zum fröhlichen Wandeln! Aktien sind hoch bewertet, Anleihen bringen kaum noch Zinsen. Aber: Eine von Anlegern oft übersehene kleine, aber feine alternative Asset-Klasse kann aktien­ ähnliche Renditen bei anleiheähnlichen Risiken bieten: Wandelanleihen. WOLFGANG REGNER Credit: alexmillos/stock.adobe.com 38 . GELD-MAGAZIN – März 2021 Von Konvexität und Delta Wenn der Aktienkurs und der Preis zu dem gewandelt werden kann, auf dem gleichen Niveau liegen, beträgt die Aktiensensitivität, das sogenannte Delta, grundsätzlich 0,5. Ein Delta von 0,5 gibt an, dass der Kurs der Wandel- anleihe um 0,5 Prozent steigt, wenn der Kurs der zugrundeliegenden Aktie um ein Prozent steigt. Steigt der Kurs der Aktie, steigt auch das Delta an, bis es im Maximalfall Eins (= 100 Prozent Par- tizipation) erreicht. Die Wandelanleihe wird aktienähnlich, eine Wandlung ist attraktiv. Das Delta steigt oder fällt je- doch nicht linear. Kommt es zu einem Rückgang des Aktienkurses unter den Wandlungspreis, so sinkt auch die Par- tizipationsrate und die Wandelanlei- he reagiert schließlich kaum noch auf Bewegungen des Aktienkurses, wird also sehr anleiheähnlich. Im Balanced- Bereich, also bei einem Delta zwischen 0,3 und 0,7, reagiert die Wandelan- leihe besonders asymmetrisch auf Änderungen des Aktienkurses. Hier ist somit die Konvexität besonders groß. Wandelanleihen mit einem Delta in die- sem mittleren Bereich sind besonders interessant für Anleger. Bei steigendem Aktienkurs beschleunigt die Wandel- anleihe nach oben und bei fallenden Aktienkursen wirkt der nahende Bond Floor dämpfend auf den Preisverfall.

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