GELD-Magazin, März 2021
Beim Wort genommen Der Begriff Greenwashing ist bereits einige Jahrzehnte alt, er reicht zurück in die Zeit des Umweltaktivismus der 1970er und 1980er. „Grünwaschen“ bezeichnet den Versuch (vor allem) von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen zu set- zen. Ob Greenwashing vorsätzlich erfolgt, oder auch aufgrund mangeln- der Abklärung oder Unvorsichtigkeit vorkommt, differiert von Fall zu Fall. Die Grenzen zwischen gut gemeinter und bewusst irreführender Informa- tion sind sicherlich nicht immer klar definierbar. Deshalb können auch ehrlich gemeinte Umweltaussagen von kritischen Interessengruppen als Greenwashing interpretiert werden. noch immer zu verwirrend erscheint, der kann auf die Europäische Kommission hof- fen: Sie arbeitet an einem EU-weiten Klassi- fizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Genaue Kommunikation Das wird mehr Klarheit für Konsumenten und Produzenten schaffen, denn auch für Letztgenannte ist das Thema Greenwashing nicht einfach. Dieter Niewierra von Climate- Partner, einem Lösungsanbieter im Klima- schutz für Unternehmen, erklärt: „Sich kli- maneutral zu stellen, erfordert eine klare Vorstellung davon, was man als Unterneh- men verursacht und wie man mit seiner Kli- maverantwortung umgehen will, damit letztendlich ein Beitrag zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkom- mens geleistet wird. Einige Rahmenbedin- gungen und Eckpfeiler hierfür gibt es be- reits.“ So gelten spezifische Standards und Anforderungen, die beispielsweise im Greenhouse Gas Protocol (GHG) und in den sich darauf beziehenden ISO-Normen wie ISO 14001 bzw. ISO 14067 formuliert sind. Auch geben wissenschaftsbasierte Zielset- zungen, wie sie die Science Based Target In- itiative postuliert, eine Orientierung. Den- noch herrscht bei vielen noch Unsicherheit darüber, wie sie diesen Ansprüchen und ih- rer Verantwortung für das Klima gerecht werden können. Niewierra weiß auch, dass es gerade große Unternehmen nicht immer leicht haben, sich vom Vorurteil des Green- washings zu befreien: „Bei solchen Playern besteht oft ein gewisser Vorverdacht, weil sie das Thema mit großer Marketing-Reich- weite ansprechen und auf beträchtliche Marketing-Maschinerien zurückgreifen kön- nen. Wir sehen genau das aber auch als er- hebliche Chance: Die gut ausgebaute PR- Schiene kann als Hebel für Informations- und Aufklärungsarbeit genutzt werden.“ Wobei es darauf ankommt, möglichst genau zu kommunizieren: „So macht es zum Bei- spiel einen Unterschied, sich als klimaneu- trales oder CO 2 -neutrales Unternehmen zu präsentieren. Denn klimaneutral bezieht sich auf alle Treibhausgase. Noch schlim- mer wäre es, von CO 2 -frei zu sprechen. So ein ungenaues Wording kann zu Verwir- rung führen und den Verdacht des Green- washing entstehen lassen“, so Niewierra. Quellen: gabler.de / thesustainablepeople.com Wichtigkeit von Umweltzertifizierungen Es ist auffällig, dass die Bedeutung von „grünen Standards“ in der Finanzindustrie für öster- reichische Konsumenten noch relativ gering ist. Hingegen werden Umweltzertifizierungen für Güter des täglichen Gebrauchs sehr ernst genommen. Quelle: VKI Zustimmung 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Reinigungsmittel Körperpflege Textilien/Schuhe Haus & Garten Bauen Energie Spielzeug Gastronomie Mobiliar Tourismus Finanzprodukte Druckerzeugnisse Bildung Filmproduktionen Anderes „Gerade große Unternehmen haben es nicht immer leicht, sich vom Vorurteil des Greenwashings zu befreien.“ Dieter Niewierra, Communications- Verantwortlicher bei ClimatePartner März 2021 – GELD-MAGAZIN . 37
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