GELD-Magazin, März 2021
geldes“ wieder freigeben, oder bösartiger Malware, zeigen dreistellige Zuwachsraten. Das Problem liegt in einer gefährlichen Kombination: Arbeitsgruppen operieren im- mer dezentraler, gleichzeitig steigt aber der Grad an Vernetzung. Cyberkriminelle kön- nen geeignete Ransomware geradezu „abon- nieren“, wie eine Betriebssoftware aus der Cloud, und damit steigen die Zahl an poten- ziellen Straftätern und die Schadenssum- men stark an. Der Homeoffice-Boom erweist sich als ideales Umfeld für Hacker. Ihre An- griffe und die Schäden erreichen Rekord- niveaus. Viele Firmen sind gezwungen, auf- zurüsten. Marktforscher Gartner Group er- wartet für den Schutz von IT-Systemen vor unerlaubtem Zugriff bis 2024 jährlich zehn Prozent höhere Ausgaben. Im Vergleich zu 2019 wären die Zuwächse knapp doppelt so hoch. In vier Jahren werden so weltweit jährlich fast 210 Milliarden Dollar in den Schutz von Daten und Netzen fließen. Trend zur Cloud in der IT-Sicherheit Gartner schätzt die Ausgaben für sicheren Datentransfer in der Cloud weltweit für 2020 auf knapp 700 Millionen Dollar. Noch ist der Markt klein. Bis 2024 werden jähr- liche Zuwächse von 30 Prozent erwartet – das Potenzial ist beeindruckend. Der Ent- wickler von cloudbasierter Internetsicher- heits-Software Zscaler hat sich auf Techno- logien zur Authentifizierung der Nutzer in Firmennetzwerken, Schutzwälle sowie die Tarnung von Netzwerken spezialisiert. Wenn gewünscht, läuft der Datenverkehr im Netzwerk eines Kunden auch komplett in der Cloud des kalifornischen Sicherheits- dienstleisters. Das IT-Netzwerk des Kunden ist damit für Hacker unsichtbar. Ein Pionier ist Crowdstrike (s. Seite 33). Auch ETFs sind für Fondsanleger geeignet, etwa der Legal & General Cyber Security UCITS ETF. KI: Ein riesiger Markt Technologien zur Auswertung großer Daten- mengen und zur Bewältigung komplexer Aufgaben werden in vielen Bereichen der Wirtschaft entwickelt. Diese sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) wird bisher vor allem in Medizintechnik, Logistik und Robo- tik eingesetzt. Der Marktwert der KI könnte nach Schätzungen des ReportLinker Institute bis 2026 von fünf auf 45 Milliarden Dollar anwachsen. Die Wachstumsrate würde damit bei 45 Prozent pro Jahr liegen. Dank der ra- pide steigenden Computer-Leistung und der immer leistungsfähigeren Prozessoren wird das maschinelle Lernen vor allem im Bereich der Prognosesysteme besonders stark wach- sen – und das vor allem im Gesundheitssek- tor, der besonders große und zahlreiche Da- tensätze generiert. Mit KI-Anwendungen kann die Produktivität um 15 bis 20 Prozent angehoben werden. In manchen Branchen ist KI bereits für 20 Prozent der operativen Gewinne (EBIT) verantwortlich. Maschinelles Lernen imVormarsch Die KI-getriebene Automatisierung und Überwachung operativer Prozesse sind im Vorwärtsgang: Repetitive Arbeitsgänge, das sogenannte „Click Working“, werden KI-ge- steuerten Maschinen überlassen. Lernfä- higer Software gelingt es, menschliche Ent- scheidungsstrukturen nachzubilden: KI ent- schlüsselt Genome, erkennt Krankheits- bilder oder prognostiziert Wochen im Vo- raus Ausfälle in Produktionsanlagen. Wie KI- Software eingesetzt wird, zeigt etwa der Be- trieb von Europas größter Raffinerie im Ha- fen von Rotterdam. Während der Produktion in der Anlage des Ölkonzerns Royal Dutch Shell wertet die KI-Software von C3.ai Da- ten von über 50.000 Sensoren mit über 100.000 Messungen pro Sekunde aus, um Störungen etwa durch defekte Ventile früh- zeitig auszumachen. Der japanische Sensor- spezialist und Designer von softwaregesteu- erten Mikrocontrollern Keyence dürfte ebenfalls profitieren. Überzeugend performt haben auch einige Spezialfonds, wie etwa der Allianz Global Artificial Intelligence, der eine Dreijahreswertentwicklung von rund 140 Prozent geschafft hat. Fondsmanager Sebastian Thomas erklärt den Erfolg folgen- dermaßen: „Unser Ziel ist es, das disruptive Potenzial der KI zu analysieren und in Ak- tien von Unternehmen zu investieren, die den Fortschritt in diesem Segment voran- treiben oder hiervon direkt profitieren. Nach dem Datenanbieter Tractica liegen die Credits: beigestellt/Archiv MÄRKTE & FONDS . Technologie „Das stärkste Wachstum im Cloud Computing bietet die Infrastruktur.“ Jonathan Curtis, Fondsmanager des Franklin Technology Fund „Die Sicherheit von Daten-Architekturen unterliegt raschen Veränderungen.“ Tony Kim, Portfoliomanager BGF Next Generation Technology 34 . GELD-MAGAZIN – März 2021
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