GELD-Magazin, März 2021
E ine Zahlungsstudie der EZB zeigt, dass 34 Prozent der Bürger des Euroraums aus Vorsichtsgründen zuhause eine zusätzliche Barreserve vorhal- ten. Österreich ist dabei eine regelrechte Bargeld-Hochburg: Laut EZB-Daten liegt der Bargeldanteil in Österreich bei 79 Prozent bezogen auf Transaktionen und bei 58 Pro- zent auf den Wert. Die Bedenken gegen rei- ne elektronische Zahlsysteme reichen von Buchungsfehlern, fehlenden Ansprechpart- nern bei den Kreditkartenbetreibern bis hin zur Gefahr, dass Finanzdaten über Hacker- angriffe in falsche Hände gelangen. In Ös- terreich gibt es derzeit noch keine Ober- grenzen für Barzahlungen. Lediglich der an- onyme Kauf von Gold ist mit 9.999 Euro limitiert. Anders ist die Situation in vielen EU-Staaten, deren Obergrenzen zwischen 500 und 15.000 Euro liegen. Im März könnte deshalb die EU-Kommission im Rah- men neuer Maßnahmen gegen Geldwäsche die in einem Arbeitspapier geforderte EU- weite Obergrenze für Barzahlungen umset- zen. Diese würde voraussichtlich bei maxi- mal 10.000 Euro liegen, wobei einzelne Mit- gliedsstaaten auch geringere Limits einzie- hen können. Begründung: Bargeld wird als „Instrument der Wahl für Kriminelle“ be- zeichnet. Elektronische Notenbank- währungen in Planung Die chinesische Regierung testet in Metro- polen wie Shenzen, Suzhou und Hongkong den elektronischen Yuan mit dem Namen Digital Currency Electronic Payment (DCEP). Zentrale Steuerung und damit die Kontrolle der Kommunistischen Partei sind wesentliche Merkmale. Das Ziel ist, dass eines Tages der digitale Yuan Bargeld zur Gänze ersetzen soll. Vom Zeitplan her wäre bereits 2022 bei den Olympischen Winter- spielen in Peking der Einsatz des digitalen Yuan möglich. Auch die Fed setzt sich mit ei- ner digitalen Währung auseinander, wäh- rend im Euroraum in der EZB und den natio- nalen Zentralbanken der digitale Euro dis- kutiert wird. Eine endgültige Entscheidung über dieses Projekt soll zur Jahresmitte 2021 gefällt werden. Konkret geht es hier um eine elektronische Form von Zentral- bankgeld in Ergänzung zum Bargeld, das all- tägliche Zahlungen effizienter und sicherer machen soll. Bezüglich der Gestaltung gibt es die Wahl zwischen Schwerpunkt Anony- mität und Offline-Nutzung und Intermediä- ren, die zur Transaktionsüberprüfung da- zwischengeschaltet werden, aber dafür den digitalen Euro in bereits verfügbare elektro- nische Bankdienstleistungen einbinden könnten. Der digitale Euro könnte wie digi- tales Bargeld eingesetzt werden, wenn zur Verarbeitung einzelner Zahlungen keine Zentralbank und keine Zwischenstelle erfor- derlich sind. Sogar eine Nutzung ohne Inter- netverbindung und somit ein Schutz der Pri- BANKING . DigitaleWährungen Bargeld unerwünscht? Der elektronische Euro Auch ein digitaler Euro wäre ein Euro – genau wie Euro-Banknoten, nur eben digital. Er wäre eine elektronische Form von Geld, würde vom Eurosys tem (der EZB und den nationalen Zen- tralbanken des Euroraums) ausgege- ben und stünde Privatpersonen und Unternehmen zur Verfügung – so die EZB auf ihrer Webseite. Und die OeNB beschrieb ihn auf Anfrage wie folgt: „Den digitalen Euro muss man sich ähnlich wie bisherige elektronische Euro-Zahlungen mit Karte oder Handy vorstellen, nur dass die Zentralbank dahinter steht statt Privatfirmen.“ Die EU überlegt eine einheitliche Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro. Gleichzeitig laufen in der EZB Vorbereitungen für einen digitalen Euro. Wie weit wird die Freiheit des Bargeldes noch eingeschränkt? MICHAEL KORDOVSKY „Der Bitcoin ist im Gegensatz zum geplanten E-Euro eine dezentralisierte Kryptowährung, die „niemandem“ gehört und deren maximale Menge während der Erschaffung begrenzt wurde.“ Florian Wimmer, CEO von Blockpit.io Credit: Blockpit; winyu/stock.adobe.com 24 . GELD-MAGAZIN – März 2021
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