GELD-Magazin, Februar 2021

einer Mitteilung. Bald nach dem Milliarden- zukauf von UNIQA verkündete die einhei- mische Mitbewerberin Vienna Insurance Group (VIG) den Abschluss des Kaufs der CEE-Gesellschaften des niederländischen Versicherungs- und Vermögensverwaltungs­ riesen Aegon in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei um 830 Millionen Euro. Ins- gesamt umfasst der Deal Versicherungsge- sellschaften, Pensionskassen, Asset Mana­ gement- und Servicegesellschaften mit einem Versicherungsprämienvolumen von rund 600 Millionen Euro. Mit dem Deal wird die VIG nun auch in Ungarn nach eige- nen Aussagen die Marktführerschaft erobert haben. Darüber hinaus hat die VIG auch die Marktposition Eins in Tschechien, Slowakei, im Baltikum, in Rumänien, Bulgarien und in Nordmazedonien inne. Schon vor der Ak- quisition lag der CEE-Anteil des Gesamtprä- mienvolumens der VIG bei 60 Prozent. Die Geschichte der VIG in Osteuropa reicht bis ins Jahr 1990 zurück, als man mit dem Kauf einer tschechoslowakischen Versiche- rungsgesellschaft Pionierarbeit im ehema- ligen Ostblock leistete. Seitdem versucht der Konzern, die Expansion im Osten voran- zutreiben. Während die UNIQA in 15 CEE- Ländern aktiv ist, sind es bei der VIG 21. Aber die beiden österreichischen Versiche- rungsriesen sind bei weitem nicht die ein- zigen großen Player in der Region. Märkte wie Ungarn, Tschechien oder die Slowakei sind mindestens zu 90 Prozent in auslän- discher Hand. Neben internationalen Versi- cherungen sind auch die Generali und die Allianz, die auch zu den größten Versicher- ern in Österreich zählen, sehr stark im Os- ten engagiert. Die Generali konzentrierte sich in diesem Jahr auf Akquisitionen am kroatischen und am slowenischen Markt und ist weiters auch in Tschechien, Slo- wakei und Ungarn unter den Top-Vier-Versi- cherern. Die Allianz hält Spitzenpositionen in Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumä- nien, Kroatien und Bulgarien. Synergien und Talente Nicht nur das Marktpotential dieser Region ist ein wichtiger Motivator für die Zukäufe, sondern auch das Einsparungspotential durch Synergieeffekte. Ein Teil der Strategie „Durch den Aegon- Kauf erwarten wir mehr als 100 Millionen Euro an Synergien.“ Elisabeth Stadler, Vorstandsvorsitzende VIG OSTEUROPA HAT NOCH VIEL POTENZIAL PRÄMIEN/KOPF PRÄMIEN IN%DES BIP MARKTWACHSTUM* BIP-WACHSTUM (2019) Österreich 2.002 € 4,5% 2,3% 1,6% Polen 391 € 2,8% 2,7% 4,2% Tschechien 565 € 2,7% 7,0% 4,9% Slowakei 408 € 2,4% 2,1% 2,4% Ungarn 368 € 2,5% 12,3% 4,9% * in lokaler Währung, Quellen: VVO, UNIQA, OECD liegt darin, lokale Erfolgsmodelle auch in andere Länder auszurollen, erklärt Wolf- gang Kindl, Vorstand der UNIQA Insurance Group. Dadurch erwartet man sich positive Skaleneffekte, mit denen man die geogra- phische Expansion der profitablen Ge- schäftsmodelle vorantreiben will. Auch für die VIG ergeben sich durch den Aegon-Kauf Kostensynergien aus der Kooperation der Einheiten und der Rationalisierung von Pro- zessen. „Auf Basis einer ersten, eher vorsich- tigen Berechnung erwarten wir ein Einspa- rungspotential von mehr als 100 Millionen Euro an Synergien“, so Elisabeth Stadler, Vorstandsvorsitzende der VIG. Osteuropa ist auch ein großes Talentepool, worin die Versicherer fischen. Die beiden großen einheimischen Versicherungen koo- perieren dabei intensiv mit Start-ups in Ost- europa, wie die UNIQA mit Cherrisk aus Un- garn, einer Online-Versicherung für Haus- halt, Reise und Unfall, oder die VIG mit Bee- safe, einer digitalen Kfz-Versicherung aus ei- ner polnischen Talenteschmiede. Gerade für digitale Projekte geht die Konzentration der Versicherer in Richtung Osten. Beide Unter- nehmen wollen bei erfolgreichem Verlauf mit diesen Projekten auch in andere Länder expandieren. So wurde bereits 2020 im Falle von Cherrisk die Expansion des Start-ups in Richtung Deutschland vorangetrieben. „Das Wachstum in CEE wird signifikant über jenem Österreichs liegen.“ Andreas Brandstetter, CEO UNIQA Insurance Group Februar 2021 – GELD-MAGAZIN . 73

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