GELD-Magazin, Februar 2021

D er Blick Österreichs gilt seit jeher den Ländern östlich der Leitha. Transleithanien, wie die östliche Reichshälfte des Habsburgerreichs genannt wurde, war die Kornkammer der Monarchie und für die Nahrungsmittelversorgung des Riesenreichs von existentieller Bedeutung. Die fruchtbaren Dividenden des Ostens sind heute jedoch nicht mehr Agrarprodukte, sondern die ungesättigten Verbrauchermär- kte. „Es ist das vorhandene Potential der Konvergenz, das den Markt so attraktiv macht“, erklärt Martin Ertl, Vorstand für die CEE-Agenden bei der UNIQA. Mit einem Blick auf die Zahlen lässt sich vor allem die niedrigere Versicherungsdeckung in Ost- europa veranschaulichen. Während das BIP/Kopf in Österreich im Vergleich zu Po- len oder der Slowakei rund zweieinhalb Mal höher ist, liegen die Ausgaben für Versiche- rungen pro Kopf hierzulande rund fünf Mal höher als in den beiden osteuropäischen Ländern (siehe Tabelle rechts). Die Unter- deckung vor allem im Sachversicherungsbe- reich und das stärkere Wachstum der Wirt- schaft bieten vor allem für die Versicherer attraktive Geschäftsbedingungen. „Unsere Analysen zeigen, dass das Wachstum lang- fristig weitergehen und signifikant über je- nem Österreichs liegen wird“, erklärt der UNIQA-Chef Andreas Brandstetter. Der Zweikampf Jedenfalls lässt sich bei österreichischen Konzernen ein überproportionales Engage- ment im Osten festhalten. So wurden 2020 die zwei größten Deals in der Versiche- rungsbranche dieser Region von einheimi- schen Gesellschaften durchgeführt. Die UNIQA vollzog im Oktober die Akquisition der AXA-Töchter in Polen, Tschechien und der Slowakei. Der Kaufpreis lag bei einer Rekordsumme von rund einer Milliarde Euro, die zu 60 Prozent durch Anleihen fi- nanziert wurde. Mit der Akquisition zählt die UNIQA nun, nach eigenen Angaben, zu den Top-Fünf-Versicherungsgesellschaften in allen drei genannten Ländern, sowie im gesamten CEE-Raum. Dabei übernimmt die Assekuranz fünf Millionen neue Kunden, die insgesamt einen Prämienbeitrag von 800 Millionen Euro leisten. Die UNIQA hat- te im Rahmen ihrer 2011 gestarteten Strate- gie Uniqa 2.0 begonnen, ihre Kernmärkte auf Österreich und die CEE-Länder zu kon- zentrieren. Im Zuge dieser Neuausrichtung wurden alle Töchter in Italien und Deutsch- land abgestoßen, um sich ganz der Expansi- on im Osten zu widmen. Heute kommen bei der UNIQA 30 Prozent der Prämien und 25 Prozent der Erträge aus den CEE-Ländern. Nach der AXA-Akquisition werden es rund 40 Prozent der Prämien und mehr als 50 Prozent der Erträge sein, so die UNIQA in VERSICHERUNG . Neue Partner in CEE Der Kampf um den Osten 2020 war nicht nur das Jahr von Corona sondern auch das Jahr, in dem die zwei größten heimischen Versicherungskonzerne UNIQA und VIG ihre Positionen in Osteuropa mit Mega-Deals weiter stärkten. CHRISTIAN SEC Die österreichischen Versicherungsgrößen VIG und UNIQA finden „im Osten“ Partner. Credits: UNIQA/IreneSchaur, VIG/Ian Ehm; bnenin/stock.adobe.com MARKTPOSITION IN CEE-LÄNDERN VIG UNIQA Polen 4 5 Tschechien 1 5 Slowakei 1 4 Ungarn 1 8 Bulgarien 1 11 Rumänien 1 8 Kroatien 5 7 Montenegro 7 2 Serbien 4 6 Bosnien 3 4 Nordmazedonien 1 5 Albanien 2 1 Quellen: VIG, UNIQA 72 . GELD-MAGAZIN – Februar 2021

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