GELD-Magazin, Februar 2021

Nach dem versöhnlichen Jahreswechsel mit einem DAX-Plus von 3,5 Prozent für 2020 stieg der Index der führenden deutschen Industriewerte im neuen Jahr munter weiter und durchbrach sogar die Marke von 14.000 Punkten. Zuletzt lag er zwar wieder darunter, aber das Chart- bild hat sich weiter aufgehellt. Nach ei- ner Konsolidierung bis maximal 13.400 Punkte dürfte der DAX einen Anlauf auf neue Rekordhochs starten. Charttechni- ker sehen ein mittelfristiges Kursziel von rund 15.000 Punkten. Das wäre ein Kursplus von fast zehn Prozent. AKTIEN . Deutschland D ie Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft in eine der schwersten Rezessionen der Nachkriegszeit gestürzt und tiefe Löcher in den Staatshaus- halt gerissen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach im vergangenen Jahr um 5,0 Prozent ein. Bei erfolgreicher Impfkampa- gne erwarten deutsche Wirtschaftsforscher für 2021 ein Wachstum von 2,7 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte könnte sogar ein Post-Corona-Boom einsetzen, wenn deut- sche Konsumenten ihr gespartes Geld in die Wirtschaft fließen lassen. Die Sparquote war 2020 auf ein historisches Hoch von 16,3 Prozent geklettert. Dank staatlicher Corona- Hilfen stieg das Einkommen der Privathaus- halte um 1,1 Prozent. Das verarbeitende Ge- werbe profitiert vom florierenden China-Ge- schäft. Den deutschen Automobilherstellern war es sogar möglich, neue Absatzrekorde im Reich der Mitte zu erzielen. Die Auftrags- bücher der exportstarken Industrien – im Gegensatz zu den Dienstleistern – sind wie- der gefüllt. Deutschlands Topkonzerne er- zielten zuletzt bereits 54 Prozent ihrer Um- sätze außerhalb des Heimatkontinents, 20 Prozent in China und dem asiatisch-pazi- fischen Raum. Besonders hoch unter den DAX-Konzernen ist der Anteil dieser lukra- tiven Region beim Chip-Produzenten Infine- on, dem Spezialchemiekonzern Covestro und dem Sportartikelhersteller Adidas. 2020 jedoch dürften die operativen Ge- winne der DAX-Mitglieder um rund 20 Pro- zent geschrumpft sein – angesichts der ge- waltigen Belastungen der Corona-Krise wäre das aber eine solide Leistung. ZEW-Indikator klettert weiter Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Januar von 92,2 auf 90,1. Der Industrie geht es zwar nach wie vor relativ gut, vor allem dank China, der Dienstleistungssektor leidet jedoch unter dem Corona-Lock Down. Nur der Online-Handel brummt weiterhin. Da- mit gilt eine Rezession im ersten Quartal als sicher. Die Zukunft wird jedoch rosig gesehen: Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland stiegen im Januar stärker als erwartet von 55 auf 61,8. Wenn das durch staatliche Investitionen generierte Wachs- tum größer ist als die Kreditkosten, ist das eine lohnenswerte Krisen-Strategie, so der Hoffen und Bangen Den DAX-Konzernen soll heuer dieWende gelingen. Analysten gehen davon aus, dass die operativen Gewinne der Mitglieder um mehr als ein Drittel zulegen und damit bereits wieder das Vorkrisen-Niveau übertreffen. WOLFGANG REGNER Grundtenor der Finanzexperten. Der Ar- beitsmarkt schlägt sich in Anbetracht der widrigen Umstände relativ gut und die In- dustrie kommt wieder in Fahrt. Die Nachfra- ge aus China nach Maschinen und Autos kurbelt die Konjunktur zunehmend an. Die Auftragseingänge für das deutsche verarbei- tende Gewerbe lagen mit 6,3 Prozent im Plus. Solange die Industrie von Corona-Ein- dämmungsmaßnahmen verschont bleibt, gibt es keinen Grund, die Erwartungen für den weiteren konjunkturellen Verlauf zu senken. Mitten in der Krise kam es in eini- gen Bereichen zu einem regelrechten Boom. Dazu zählen etwa der Online-Handel, aber auch Möbelhäuser. Damit fallen allerdings in der Erholungsphase die normalerweise üblichen Nachholeffekte kleiner aus. Siemens überrascht positiv Laut Analysten „herausragende Zahlen“ trie- ben die Siemens-Aktie auf ein Rekordhoch. Trotz der Corona-Pandemie steigerte der Elektronikriese in den Kernsparten von Ok- tober bis Dezember den operativen Gewinn (EBITDA) deutlich stärker als erwartet: Gut zwei Milliarden Euro dürften im Industrie- geschäft zu Buche stehen (Vorjahr 1,53 Mil- liarden), wenn auch die Medizintechnik- Sparte Siemens Healthineers die Erwar- tungen erfüllt. Dabei half die Krise dem Kon- zern sogar beim Sparen: Reisekosten fielen weg, das Marketing wurde eingedampft. Der Auftragseingang ist im ersten Quartal um acht Prozent, der Umsatz um drei und das EBITA sogar um 30 Prozent besser gewesen als der Durchschnitt der Schätzungen. Die Gewinnmargen waren überragend. Der radi- kale Konzernumbau trägt aus Sicht der An- leger Früchte: Nach der Abspaltung der En- ergie-Sparte konzentriert sich Siemens auf DAX . Jahresstart geglückt 12.000 11.000 10.000 9.000 13.000 14.000 Jän. Feb. Mär. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. 54 . GELD-MAGAZIN – Februar 2021

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