GELD-Magazin, Februar 2021

Beliebtheit steigt bei Nachhaltigkeits-Bonds Grüne Anleihen sind auf den Umweltsektor fokussiert, Social & Sustainable Bonds verfolgen einen breiteren Aufgabenbereich und zielen auf soziale Verbesserungen ab. 2020 konnten Social Bonds stark zulegen, 2021 wird das auch für Green Bonds erwartet. Die Welt wird grün Derzeit ist Europa der weltweit größte Emittent von grünen Anleihen, gefolgt von den USA und Asien. Wohlgemerkt: In den Vereinigten Staaten werden Green Bonds von unternehmerischer Seite gestellt; der Staat hat sich bisher aus diesem Spiel herausgehalten. Der Richtungswechsel der amerikanischen Politik hin zu mehr Nachhaltigkeit un­ ter dem neuen Präsidenten Joe Biden könnte das Bild aber ändern und zur Emission von Green Government Bonds führen (siehe Haupttext). Aber auch Eu- ropa schaltet keinen Gang zurück: Die Europäische Kommission will einen EU- weit einheitlichen Standard für grüne Anleihen schaffen, und somit den Markt weiter beleben. Eine europäische Norm für grüne Anleihen sollte dazu beitragen, die Ziele des europäischen Green Deals (Klimaneutralität bis 2050) zu erreichen. Übrigens: In Österreich gibt es bis heute keine nachhaltigen Staatsanleihen. Was etwas verwundert, präsentiert sich die Alpenrepublik doch sonst gerne als Umweltmusterland. Ex- perten, wie Martin Cech von der Erste Asset Management, glauben aber, dass in absehbarer Zeit eine „rot-weiß-rote“ und gleichzeitig „grüne Bundesanlei- he“ nachziehen wird. Ansonsten be- stätigt Cech, dass der Markt allgemein an Breite und Tiefe gewinnt. Zuletzt hat zum Beispiel die S IMMO die Emission eines Green Bonds bekanntgegeben. Das Unternehmen beabsichtigt, den Emissionserlös für zukünftiges Wachs- tum einzusetzen und widmet dabei die erwarteten Mittel für die vollständige oder teilweise (Re-)Finanzierung von nachhaltigen Projekten. „Dies umfasst insbesondere die strategiekonforme (Re-)Finanzierung von Immobilien, die über hochwertige Nachhaltigkeitszer- tifikate verfügen, sowie von Maßnah- men zur Steigerung der Energieef- fizienz“, heißt es von der S IMMO. wurde. Das Netzwerk verbindet Zentralban- ken und Aufsichtsbehörden, die an der Ent- wicklung von Instrumenten und Praktiken zur Bekämpfung von Klimarisiken im Fi- nanzsystem und für den Übergang hin zu ei- ner nachhaltigeren Wirtschaft arbeiten. Der Beitritt der US-Notenbank hat wohl mehr als nur symbolischen Charakter. Auch Präsi- dent Biden und Janet L. Yellen, die neue Leiterin des Finanzministeriums, sind klare Befürworter von Klimaschutz-Maßnahmen. Nach Angaben der neuen US-Administrati- on werden sich die Investitionen in Umwelt- themen in den nächsten zehn Jahren auf 1,7 Billionen Dollar belaufen. Push für grüne Anleihen Der Schwenk sollte jetzt nicht zuletzt das Segment der Green Bonds befeuern, bisher hatten die USA hier von staatlicher Seite keine Emissionen durchgeführt: „Mit der Nominierung von Yellen steigt die Wahr- scheinlichkeit, dass auch die US-Regierung bald grüne Anleihen ausgeben wird, was ein ganz beträchtliches Wachstum des Marktes auslösen könnte“, erwartet Arnaud-Guil- hem Lamy von BNP Paribas Asset Manage- ment. Martin Cech, Anleihenspezialist und Manager des „Green Bond Fonds Erste Re- sponsible Bond Global Impact“, ergänzt dazu im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Die ambitionierten Pläne Bidens werden zu einem Schwenk hin zu mehr Nachhaltig- keit und erneuerbaren Energien führen. Wahrscheinlich ist dieser Richtungswechsel auch auf dem Finanzierungssektor, was An- leihen miteinschließt.“ Der Spezialist gibt aber zu bedenken, dass US-Bonds für ethisch motivierte Investoren problematisch sein können, zum Beispiel durch die weit verbreitete Atomenergie in den Vereinigten Staaten und das nukleare Waffenarsenal. Cech: „Europa wird weiterhin Vorreiter bei nachhaltigen Anleihen bleiben.“ Investmentmöglichkeiten Privatanleger profitieren am besten mit breit gestreuten Fonds von der Thematik. Produkte wie der „UniInstitutional Green Bonds“ oder der „Amundi Responsible In- vesting - Green Bonds“ kommen in einem Jahr auf rund fünf bis sechs Prozent Ertrag. Längerfristig kann man von ungefähr drei Prozent per annum (Dreijahresbereich) ausgehen. Das klingt nicht nach sonderlich viel, ist für Anleihenfonds aber angemes- sen, außerdem steht hier das gute Gewis- sen im Vordergrund. Quelle: BBVA/Datastream „Europa wird auch weiterhin Vorreiter bei nachhaltigen Anleihen bleiben.“ Martin Cech, Anleihenspezialist bei der Erste Asset Management 2020 2019 2018 2017 400 300 200 100 0 Social & Sustainable Bonds Green Bonds in Mrd. Euro Februar 2021 – GELD-MAGAZIN . 35

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