GELD-Magazin, Februar 2021

staatliche Kreditgarantien stärker forcieren sollte. Ein Unternehmer wird nur dann – ga- rantierte aber rückzahlbare – Kredite in An- spruch nehmen, wenn er an ein Wiederer- starken seines Betriebes glaubt – im Unter- schied zu Barzuschüssen. Ein Unternehmen stirbt zumeist an fehlender Liquidität – staatliche Kreditgarantien stellen daher auch weiterhin eine sinnvolle Hilfsmaß- nahme dar. Außerdem macht es für den Staat durchaus einen monetären Unter- schied, ob Garantien oder direkte Zuschüs- se eingesetzt werden. Was allerdings für die Unternehmen besonders wichtig wäre, ist Planungssicherheit. Das heißt, Maßnahmen der Bundesregierung sollten angekündigt, umgesetzt und dann möglichst nicht umge- stoßen werden. Verbesserungspotenziale sehe ich auch in der Bürokratie, insbeson- dere in den Bereichen der Bildung und der Gesundheit. Dort wo sich durch die Pande- mie ausgelöste bzw. beschleunigte struktu- relle Veränderungen ergeben, sollte man gezielt Förderungen einsetzen, um den Un- ternehmen diesen Anpassungsprozess zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Besonders hart wird der Tourismus von der Pandemie getroffen, wie könnte man hier helfen? Für diesen in Österreich ganz besonders wichtigen Sektor wäre ein eigenes „Touris- mus-Recovery-Programm“ nach dem Vor- bild des seinerzeitigen Marshallplans sinn- voll. Auch hier geht es um staatliche Garan- tien und Kredite: Es müsste – neben den So- forthilfen – sehr langfristiges, billiges Geld zur Verfügung gestellt werden, wobei ich der Meinung bin, dass sich der heimische Tourismus nach Überwindung der Pande- mie mit den genannten Maßnahmen rasch wieder erholen wird, da sich strukturell nicht viel ändern sollte. Besteht die Gefahr, dass Corona andere wichtige Themen überschattet? Das ist natürlich richtig. Die gegenwärtige Krise darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine langfristige Entlastung der hei- mischen Wirtschaft unbedingt notwendig ist. Keinesfalls dürfen zur Sanierung des Staats- haushalts Steuererhöhungen erfolgen, das hielte ich für kontraproduktiv. Stattdessen wäre ein wichtiger Punkt die Senkung der Lohnnebenkosten, leider hat sich in dieser Beziehung in der Vergangenheit nicht viel getan. Es gilt in Österreich noch immer der Satz: Arbeitnehmer kosten zu viel und ver- dienen zu wenig. Arbeit ist also zu hoch mit Abgaben und Steuern belastet! Bei der Höhe der Abgabenquote liegt Österreich im EU- Vergleich nach wie vor im Spitzenfeld. Handlungsbedarf besteht natürlich auch weiterhin in den Bereichen der Sozialversi- cherung und des Pensionssystems. Es kann ja wohl nicht sein, dass hierzulande auf Dau- er ein Viertel der Pensionen aus dem Staats- budget finanziert werden. Heißt das einfach ausgedrückt: Wir müs- sen länger arbeiten? Das alleine wäre zu kurz gegriffen. Die Le- benserwartung steigt, auch die Ausbil- dungszeiten werden länger. Somit wird es langfristig gesehen unumgänglich sein, dass Menschen länger im Arbeitsprozess bleiben; das muss aber in direktem Zusam- menhang mit neuen Arbeitszeitmodellen stehen. Es geht um die Flexibilisierung von Tages -, Jahres- und Lebensarbeitszeiten. Bereitet Ihnen das ausufernde Budgetde- fizit im Zuge der Bekämpfung von Coro- na Kopfzerbrechen? Hier mache ich mir weniger Sorgen: Die derzeit sehr billigen Kredite werden langfri- stig zurückgezahlt und nach der Krise wer- den die Wirtschaft und damit die Steuerein- nahmen wieder anspringen. Wir sollten aber nach der Rückkehr zur Normalität wie- der an die Konsolidierung des Budgets den- ken! Potenzial gäbe es genug, etwa in der Verwaltung, in der Bürokratie oder aber, wie gesagt, durch eine Pensionsreform. www.ecoaustria.at Februar 2021 – GELD-MAGAZIN . 19

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