GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021

M ehr als die Hälfte der Bevölke- rung macht sich über eine dro- hende Pensionslücke Sorgen und zwei von drei Österreichern gehen davon aus, dass sich der Lebensstandard in der Pension verschlechtern wird, wie der neues- te Allianz-Vorsorge-Barometer in Österreich zeigt. Nichtsdestotrotz wirkt sich die Sorge nicht automatisch positiv auf die Bereit- schaft aus, in längerfristige Vorsorge zu in- vestieren. „Lieber will man das Geld für die ziemlich ungewiss erscheinende nahe Zu- kunft verfügbar halten“, so Silke Zettl, Head of Market Management der Allianz Österrei- ch. Dies jedoch kann fatale Folgen für den Ruhestand haben. Die Durchschnittspensi- on betrug in Österreich im Jahr 2018 gera- de einmal 1.355 Euro pro Monat, wobei Männer auf eine höhere Durchschnitts­ summe kommen, Frauen auf eine deutlich niedrigere. Trotzdem sind weniger Men- schen als je zuvor bereit, eine Lebensversi- cherung abzuschließen. Das Prämienvolu- men fiel in Österreich zwischen 2014 und 2019 von 6,75 Milliarden auf 5,5 Milliarden Euro. Gerade im Bereich der Kapitalversi- cherung (2017: -24,1%, Quelle VVO) und im Rentenbereich (2017: -19,5%, Quelle VVO) ging es im polizzierten Neugeschäft steil bergab. Dabei wäre das Marktpotential für Lebensversicherungen noch immer sehr groß, wie Klaus Wallner, CFO der Generali Österreich, erklärt: „Wir haben in Österrei- ch in Summe eine deutlich geringere Durch- dringung bei Lebensversicherungsprodukten als im restlichen Europa.“ Gezillmert, ungezillmert Gründe für die Krise der Lebensversiche- rungen gibt es viele. Da ist zum einen die anhaltende Niedrigzinsphase. Die Höchst- grenze des Garantiezinssatzes liegt mittler- weile bei 0,5 Prozent. Auch die vierprozen- tige Versicherungssteuer, die mit jeder Prä- mienzahlung fällig wird und sich negativ auf die Performance auswirkt, ist nicht ge- rade eine Werbung für das krisengebeutelte LV-Geschäft. Die Wiener Städtische fordert daher von der Regierung eine Reduktion der Versicherungssteuer auf zwei Prozent, VERSICHERUNG . Ausblick 2021 Das Beste aus beiden Welten Hohe Kosten und Nullzinsen setzen den Lebensversicherungsprodukten zu. Nun wollen die Assekuranzen mit hybriden Produkten der gebeutelten Lebensversicherung wieder auf die Beine helfen. Kann das funktionieren? CHRISTIAN SEC Credit: lidiia / stock.adobe.com sowie eine gänzliche Steuerfreiheit für Le- bensversicherungen mit nachhaltiger Ver- anlagung. Zum Vergleich: Lebensversiche- rungen sind in Deutschland von der Versi- cherungssteuer befreit. Ein weiterer Punkt betrifft die Abschlusskosten. Hier unter- scheiden die Versicherungen zwischen ge- zillmerten und ungezillmerten Produkten. Benannt nach dem Finanzmathematiker August Zillmer werden bei den gezillmerten Produkten die Abschlusskosten zu Beginn der Laufzeit – verteilt über die ersten fünf Jahre – abgezogen, was zur Folge hat, dass ein großer Teil des Zinseszinseffektes verlo- ren geht. Bei ungezillmerten Verträgen wer- den diese über die gesamte Laufzeit verteilt. Eine Studie des österreichischen Fintechs Fynup zeigt, dass bei gezillmerten Fondspo- lizzen durchschnittlich 15,4 Jahre lang die gesamten Renditen durch Kosten und Steu- ern aufgebraucht werden. 20 Prozent aller untersuchten gezillmerten Anlagen schaffen es in 30 Jahren nicht einmal, die Inflation auszugleichen. Zum Unterschied wird bei ungezillmerten Fondspolizzen der Break 78 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021

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