GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021

winn macht, einen Bitcoin-Profit von mehr als 230 Millionen Dollar. Sobald der Krypto- primus wieder über sein ehemaliges Allzeit- hoch von 20.000 Dollar hinausschießt, dürfte sich das lang kursierende Bubble- Narrativ wohl endgültig verabschieden und immer mehr Betriebe dem Beispiel von Microstrategy folgen. Zu Beginn ist davon auszugehen, dass es sich dabei zwar über- wiegend um andere Silicon Valley-Unter- nehmen handelt, deren CEOs Krypto-Befür- worter sind, doch auch das Bitcoin-Engage- ment von Hedgefonds, Finanzdienstleistern und Banken könnte damit einen weiteren Schub erhalten. Staking gegen Niedrigzins Staking, also die zinstragende Veranlagung, welche viele kleinere Kryptowährungen be- reits jetzt schon anbieten, wird im Jahr 2021 wohl ganz neue Dimensionen errei- chen. Mit dem noch Ende 2020 stattfin- denden Launch von Ethereum 2.0 und der damit verbundenen Migration zu einem Proof-of-Stake Konsensmechanismus wird Staking erstmalig für eine der großen Kryp- towährungen möglich. Das erlaubt einer ganz neuen Investorengruppe die einfache zinstragende Veranlagung von Kryptowäh- rungen. Das wird weitere neue Nutzer und Unternehmen anziehen und für frische Innovationsschübe sorgen. NFTs erobern den Markt Ein weiterer Bereich des Kryptosektors, dem bisweilen wenig Beachtung geschenkt wur- de, scharrt schon in den Startlöcher,n sein Potential im kommenden Jahr zu entfalten. Sogenannte „Non-Fungible-Token“ oder kurz NFTs sind limitierte oder unikate Kryp- tosammelobjekte, die als einer der wich- tigsten Bausteine der neuen, blockchainge- stützen digitalen Wirtschaft angesehen wer- den. Dabei handelt es sich um digitale Gü- ter, wie Gaming-Items und digitale Kunst- werke, aber auch um Anwendungen mit Be- zug zur analogen Welt, wie digitale Identi- täten, Lizenzen oder Zertifikate. Zu Beginn des Jahres war der Markt für NFTs mit knap- pen 100 Millionen Dollar noch relativ über- schaubar, doch rückte dieser 2020 immer mehr in den Fokus einer breiten Anle- gerschicht. Erst Ende November sorgte bei- spielsweise das rein digital existierende Krypto-Kunstwerk „EthBoy“ von den Künst- lern Trevor Jones und Alotta Money für Auf- sehen, als es für einen Rekordpreis von 260 ETH oder umgerechnet knapp 140.000 Dol- lar den Besitzer wechselte. Dieser Trend wird sich wohl auch 2021 weiter fortsetzen, denn große Verkäufe wie diese erregen Auf- merksamkeit – und Aufmerksamkeit führt zu immer höherpreisigen Verkäufen. DeFi wird erwachsen Decentralized Finance – was im Jahr 2020 noch wie eine radikale und komplizierte Al- ternative zu traditionellen Finanzprodukten anmutete, könnte sich im Jahr 2021 zu einem ernstzunehmenden Marktsegment entwickeln, das nicht nur von Privaten, son- dern auch von Banken und Unternehmen genutzt wird. Die disruptive Sichtweise, die – wie ehemals auch Kryptowährungen – da- rauf abzielt, traditionelle Finanzdienstleister zu ersetzen, wird sich in den nächsten Jah- ren vermutlich hin zu einer symbiotischen Integration entwickeln. Komplettlösungen, die eine Reihe von DeFi-Dienstleistungen anbieten, werden sich dabei wohl Schritt für Schritt in der Finanzbranche einschleichen und ganze neue Geschäftsfelder eröffnen. Banken können und werden diesen Markt, der innerhalb dieses Jahres von 675 Millio- nen auf über 13 Milliarden Dollar anwuchs, einfach nicht mehr ignorieren. Ereignisreiches Jahr in Sicht Zusammenfassend lässt sich prognostizie- ren, dass sich das kommende Jahr für den Kryptosektor wohl kaum ereignisloser ge- stalten wird, als das 2020 der Fall war. Bit- coins neuer Anlauf auf sein ehemaliges All- zeithoch könnte uns in Anbetracht des die- ses Jahr halbierten Blockrewards ganz neue Preisniveaus bescheren und damit neben fri- schem Kapital auch viel Aufmerksamkeit auf die Branche lenken. Das könnte 2021 end- lich Möglichkeiten eröffnen, die zahlreichen ausgereiften Anwendungen von NFTs bis DeFi aus ihrem Nerd-Eck zu holen und in re- ale Geschäftsprozesse zu integrieren. „Bei Bitcoin geht es um undenkbare Rallyes, gefolgt von schmerzhaften Korrekturen.“ Tom Fitzpatrick, Managing Director Citibank-Group Das Krypto-Kunstwerk „EthBoy“ von Trevor Jones und Alotta Money zeigt den Ethereum- Gründer Vitalik Buterin als mittelalterlichen Harlequin auf einem Samtstuhl. Der NFT er- zielte Ende November einen Rekordverkaufs- wert von 260 ETH (~110.000 Euro). Jänner 2021 – GELD-MAGAZIN . 71

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