GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021
D as Jahr 2020 entpuppte sich in sei- nen letzten Monaten zum besten für den Kryptomarkt seit der wahnsinnig anmutenden Manie von 2017. Viele Marktbeobachter argumentieren gar, dass es sich um das erfolgreichste Jahr über- haupt handeln könnte, da das Preiswachs- tum dieses Mal viel stabiler und nachhal- tiger erscheint. Es steht fest, dass der Markt heuer ein starkes Fundament für Krypto-In- vestitionen im kommenden Jahr gelegt hat. Sollten die Regierungen und Zentralbanken ihre fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen im neuen Jahr weiterhin aufrechterhalten, dann dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein beachtlicher Teil der Liquidität für den Kryptomarkt abfallen. Doch nicht nur die Nachfrageseite, die immer mehr institu- tionelle Anleger und Zahlungsdienstleister anzieht, sondern auch die Entwicklung und Anwendung der Technologie lässt für 2021 weiteres Momentum erwarten. Die großen Drei Wirft man einen Blick auf das Kryptowäh- rungs-Ranking anhand der einzelnen Marktkapitalisierungen, so hat sich auf den vordersten Rängen auch dieses Jahr kaum etwas verändert. An der Spitze rangiert Bit- coin mit einem Marketcap von mehr als 300 Milliarden Dollar allein auf weiter Flur, ge- folgt von Ethereum mit knapp 60 Milliarden und Ripple mit etwas über 20 Milliarden. An dieser, über die letzten zwei Jahre hin- weg relativ konstanten Verteilung der Marktanteile wird sich vermutlich auch in naher Zukunft nicht allzu viel verändern. Grund dafür: Institutionelle Investoren, Zahlungsdienstleister, wie Square oder Pay- Pal, und traditionelle Finanzdienstleister, die sich langsam an die Kryptowelt heran- BLOCKCHAIN . Bitcoin & Altcoins Kryptotrends 2021 Seit Bitcoin 2009 das Licht der Welt erblickte, gab es kein Jahr, in dem die Kryptobranche nicht mit neuen Preisrekorden, Innovationen oder Skurrilitäten aufwartete. Wir werfen einen Blick darauf, was uns 2021 erwarten könnte. MORITZ SCHUH Credit: beigestellt wagen, setzen derzeit noch überwiegend auf die großen Drei. Diese Tatsache und Bit- coins Erfolg nach dem steilen Preisanstieg 2017 und dem tiefen Fall im Jahr 2018 wie- der Boden gutzumachen, hat wohl auch sei- ne Rolle als führende Kryptowährung end- gültig bestätigt. Altcoins an der Seitenlinie Auch wenn dies im Hinblick auf Altcoins wie eine düstere Einschätzung erscheinen mag, kann man doch davon ausgehen, dass die er- höhte Liquidität von Bitcoin im nächsten Jahr wieder in den restlichen Markt durchsi- ckern sollte. Oft haben wir in der Vergan- genheit gesehen, dass Anleger während der Konsolidierungsphase nach einem starken Anstieg des Bitcoinpreises begannen, ihr In- vestment Richtung anderer Kryptowäh- rungen zu diversifizieren. Auch der rasant reifende DeFi-Bereich (Decentralized Fi- nance) weckt Hoffnungen, dass gewisse Kryptoprojekte, denen bisher von Main- stream-Investoren eher wenig Beachtung ge- schenkt wurde, im kommenden Jahr aufblü- hen könnten. Bitcoin als Unternehmensrücklage Ein ganz neuer Trend, der sich dieses Jahr beobachten ließ, ist, dass einzelne Unter- nehmen außerhalb der Kryptobranche be- ginnen, Bitcoin anstelle von Cash als Rück- lagen in ihren Bilanzen zu halten. Am mei- sten Aufmerksamkeit erregte diesbezüglich wohl die Business-Intelligence Firma Micro- strategy, die im August und September rund 38.250 Bitcoin zu einem durchschnittlichen Kaufpreis von 11.111 Dollar erwarb. Die Strategie ging auf: Bisher machte das Unter- nehmen, welches durch sein operatives Ge- schäft dieses Jahr knappe 80 Millionen Ge- Bitcoin im Bullenmodus Bitcoins November-Rally, welche den Preis an seinem Allzeithoch von 2017 kratzen ließ, könnte womöglich nur der Startschuss für noch höhere Preisni- veaus geben. Vorhersagen, wo die Rei- se hingehen könnte, gehen wie üblich in der Kryptowelt weit auseinander. Eine der optimistischsten Prognosen lieferte dabei kürzlich ausgerechnet Tom Fitzpatrick, Managing Director der Citibank-Gruppe. Seiner Einschät- zung nach besitzt Bitcoin das Potential, bis Ende 2021 einen Höchststand von 318.000 Dollar zu erreichen. Obwohl er einräumt, dass seine Vorhersage unwahrscheinlich erscheinen mag, ar- gumentiert er, dass ein solcher Anstieg im Vergleich zu anderen Vermögens- werten, wie etwa Gold, immer noch eine schwache Rally darstellen würde. Er sieht die aktuelle Entwicklung von Bitcoin ähnlich wie jene von Gold in den 1970er-Jahren. Bevor Anfang der 1970er-Jahre strukturelle Verände- rungen eingeführt wurden, wurde Gold 50 Jahre lang im Bereich zwischen 20 und 35 Dollar gehandelt. Anschließend stieg Gold jedoch sprunghaft an. Fitz- patrick sieht einen ähnlichen struktu- rellen Wandel im modernen Währungs- system, das eine Welt der fiskalischen Disziplinlosigkeit, der Defizite und der Inflation einleitete. 70 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021
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