GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021
0123456789 Rebranding: Facebooks Libra wird Diem EZB: Christine Lagarde warnt vor Stablecoins ETHEREUM 2.0 Wechsel auf Proof-of-Stake DIE ZAHL DES MONATS 70% BLOCKCHAIN . Kurzmeldungen Imagewandel. Anfang Dezember gab die Libra Association, die Firma hinter Facebooks umstrittenen Stablecoin-Projekt, bekannt, ihren Namen in Diem zu ändern. Ursprünglich hätte Libra schon im Juni 2019 gelauncht werden sollen, stieß jedoch auf großen Widerstand von internationalen Regulierungsbehör- den. Das Rebranding soll höchstwahrscheinlich dazu dienen, die ursprüng- lichen Zweifel zu zerstreuen und einen Neustart zu ermöglichen. Erst kurz da- vor kündigte die Libra Association nämlich an, dass sie im Jänner eine an den US-Dollar gekoppelte Version von Libra auf den Markt bringen wolle. Damit will der Verband die Regulierungsbehörden in den USA beschwichtigen. Diese wa- ren dagegen, dass die Libra Association die volle Kontrolle über den „Währungs- korb“ erhält, der ursprünglich für das Projekt vorgesehen war. Kritisch. In einem Ende November veröffentlichten Artikel des Magazins L’ENA hors les murs äußerte sich die EZB-Präsidentin Christine Lagarde kritisch gegenüber Kryptowährungen und Stablecoins. Eines der Hauptrisiken von Kryptowährungen sei ihrer Meinung nach ein Merkmal, das Befürworter oftmals als Vorteil erachten, nämlich dass sie ausschließlich auf Technologie beruhen und es keinen identifizier- baren Emittenten gibt. Infolgedessen, so Lagarde, lei- den Kryptowährungen unter einem Mangel an Liqui- dität, Stabilität und Vertrauen und erfüllen daher „nicht alle Funktionen des Geldes“. Während Stable- coins versuchen, diese Probleme zu beheben, stellen sie ernsthafte Risiken dar. „Ihre breite Verwendung könnte eine große Verlagerung von Bankeinlagen auf Stablecoins auslösen, was sich auf die Geschäftstätig- keit der Banken und die Übertragung der Geldpolitik auswirken kann.“ Lagarde sagte auch, dass Stable- coin-Emittenten, die als nicht in der Lage angesehen werden, Verluste auszugleichen, einen Run auslösen könnten. Zusätzlich bergen Stablecoins, insbesonde- re solche, die von globalen Technologieunternehmen unterstützt werden, auch Risiken für die Wettbe- werbsfähigkeit und die technologische Autonomie in Europa. „Ihre beherrschenden Positionen können den Wettbewerb beeinträchtigen und Bedenken hin- sichtlich des Datenschutzes und des Missbrauchs personenbezogener Daten aufwerfen“, so Lagarde. Upgrade. Nach Jahren der Entwicklung hat der Genesis-Block der Ethereum 2.0 Chain das Licht der Welt erblickt. Das wiederholt verzögerte Upgrade der zweitgrößten Kryp- towährung ging am 1. Dezember problemlos über die Bühne. Die größte Änderung dabei ist der Wechsel zum sogenannten Proof-of- Stake-Konsensmechanismus. Dieser zielt da- rauf ab, eine energieeffizientere Methode zur Sicherung des Netzwerks bereitzustellen, in- dem Validatoren Ether in Smartcontracts bin- den, anstatt kryptografische Rätsel mit Re- chenleistung zu lösen. Das ebnet den Weg für zukünftige geplante Upgrades zur Verbesse- rung der Skalierbarkeit. Die Vorfreude auf ETH 2 spiegelt sich auch im Ethereum-Preis wider, der von 130 Dollar zu Jahresbeginn auf derzeit über 600 Dollar stieg. Hungrig. In seinem jüngsten monatli- chen Blockchain-Brief schätzt der Krypto-Hedgefonds Pantera Capital, dass Paypal derzeit fast 70 Prozent der neu-geminten Bitcoin aufkauft. Ge- meinsam mit den Akquisitionen der Cash-App von Square erwerben allein die beiden Zahlungsdienstleister der- zeit sogar mehr als 100 Prozent des neu ausgegebenen Bitcoin-Angebots. Paypal gab erst Ende Oktober be- kannt, dass seine mehr als 300 Millio- nen aktiven Nutzer nun Bitcoin und andere Kryptowährungen über ihre Paypal-Konten kaufen, verwahren und verkaufen können. Die News von Pay- Pal gaben auch die Intialzündung zur derzeitigen Rally, als zum Zeitpunkt der Bekanntgabe die 12.000-Dollar- Hürde gebrochen wurde. Ebenfalls ar- gumentiert Pantera, dass der Preisan- stieg aufgrund der steigenden institu- tionellen Nachfrage von Unternehmen wie Paypal und Square, die den Kauf von Bitcoin vereinfachen, viel nach- haltiger ist als jener von 2017. Credits: Europäische Kommission; AA+W/stock.adobe.com „Die breite Verwendung von Stablecoins könnte die Geschäftstätigkeit der Banken und die Übertragung der Geldpolitik beeinträchtigen.“ Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank 68 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021
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