GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021

Nach dem Absturz Ende Oktober konnte sich der DAX schon knapp vor dem Errei- chen der 200-Tages-Linie bei 12.100 Punkten stabilisieren. Im Anschluss da- ran startete das deutsche Indexbarome- ter eine beachtliche Erholung fast bis zum nächsten Widerstand bei rund 13.400 Punkten. Damit hat sich das Chartbild deutlich aufgehellt. Nach einer Konsolidierung bis maximal 12.800 Punkte dürfte der Aktienindex einen neuen Anlauf auf das Rekordhoch bei gut 13.700 Punkten unternehmen. Die- ses könnte noch zu Weihnachten fallen. AKTIEN . Deutschland Z uletzt sind zahlreiche konjunktu- relle Indikatoren wieder gefallen, die Stimmung unter deutschen Ex- porteuren hat sich merklich verschlechtert. Die ifo-Exporterwartungen der Industrie sind im November von plus 7,0 auf minus 2,1 Punkte gefallen, erstmals seit Juni. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor- schung (ZEW) konstatierte den „zweiten sehr starken Rückgang in Folge“ um 17,1 Punkte auf einen Wert von 39,0. Seit dem Höhepunkt im September mit 77,4 Punkten sprechen wir hier von einem Absturz um 38,4 Punkte. 61 Prozent der Befragten ga- ben deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit an, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im vierten Quartal 2020 sinkt. 54,5 Prozent prognostizierten dies auch für das erste Quartal 2021. Es zeichnet sich eine „Double Dip-Rezession“ ab, also ein erneutes Abtauchen der Kon- junktur nach einer ersten Erholung. Denn ein Lock Down kostet viel Geld: Jeder Monat reduziert das Wirtschaftswachstum in Deutschland um knapp einen Prozentpunkt. Da der Lock Down seit Anfang November gilt und bis Ende Dezember verlängert wur- de, bedeutet das im vierten Quartal einen Dämpfer um zwei Prozentpunkte. Die Kon- sumentenstimmung ist so schlecht wie seit Juli nicht mehr, ergab eine Umfrage der Nürnberger GfK. Der Konsumklimaindex fiel auf minus 6,7 Punkte, nachdem er im No- vember noch revidiert minus 3,2 Zähler (zu- vor minus 3,1) betragen hatte. Angstsparen könnte beflügeln Das nicht ausgegebene Geld für Urlaubs- reisen trug dazu bei, die Sparquote hochzu- treiben. Diese lag im Sommerquartal bei 13,5 Prozent, im Frühjahr sogar bei rund 20 Prozent. 2020 haben die deutschen Privat- haushalte um 70 Milliarden Euro mehr zu- rückgelegt als im Jahr zuvor. Dieses Geld könnte schon im ersten Quartal 2021 in den Konsum fließen. Doch werden hierfür deut- lich weniger Unternehmen zur Verfügung stehen, denn jede elfte Firma sieht sich von Insolvenz bedroht. Fast jeder zweite Betrieb, der eine Insolvenz befürchtet, gab an, den Geschäftsbetrieb nur noch maximal drei Monate lang aufrechterhalten zu können. 40 Prozent der Betriebe beklagen einen Rück- gang ihres Eigenkapitals. Rund 27 Prozent der Unternehmen kämpfen demnach trotz vielfältiger staatlicher Hilfen mit Liquiditäts- problemen. Und so gab auch der ifo-Ge- schäftsklimaindex im November von 92,5 auf 90,7 nach. Die Lageeinschätzung fiel von 90,4 auf 90,0. Das verarbeitende Gewer- be (Industrieproduktion) schlägt sich besser als der Service-Sektor. DAX-Reform Eine Vergrößerung des DAX auf 40 Mitglie- der, die Streichung des Ranglistenkriteriums Börsenumsatz und erhöhte Qualitätsanfor- derungen an die Indexunternehmen sind deutliche Verbesserungen. Der Antrieb zu dieser Reform ist der Wirecard-Skandal. Da- bei wird der Börsenwert, also die Marktkapi- talisierung des Streubesitzes, zum wich- tigsten Kriterium. Statt dem Börsenumsatz wird eine Mindestliquiditätsanforderung kommen. Neue DAX-Unternehmen müssen mindestens auf Basis des Gewinns vor Zin- sen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) die letzten beiden Geschäftsjahre profitabel gewesen sein. Ein Konzern wie der Essens- lieferant Delivery Hero wäre aufgrund der neuen Regeln nicht in den DAX aufgenom- men worden. Unternehmen, die ihrer Quar- Weihnachtshoffnungen getrübt Angesichts der zweiten Corona-Welle mit neuerlichen Lock Downs haben sich deutsche Aktien seit den US-Wahlen gut entwickelt. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend wird mit einer erfolgreichen Impfstoff-Strategie einsetzen. WOLFGANG REGNER talsberichtspflicht während einer 30-tägigen Warnfrist nicht nachkommen, werden inner- halb von zwei Werktagen aus dem Index entfernt. Zu den aussichtsreichsten DAX- Kandidaten zählen der Aromenhersteller Symrise, der Online-Händler Zalando, der Laborausrüster Sartorius, das Biotechunter- nehmen Qiagen und die Immobilienfirma LEG Immobilien. Siemens Energy: Abschied vom Klimakiller Der Börsenneuling verzichtet künftig auf das profitable Neugeschäft mit Kohlekraft- DAX . Deutliche Erholung 9.000 8.000 10.000 11.000 12.000 13.000 14.000 Jän. Feb. Mär. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. 62 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021

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