GELD-Magazin, Dezember 2020 / Jänner 2021

56 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2021 Vormarsch der Erneuerbaren Energien die lange dominierende Position der fossilen Brennstoffe. Sogar der Multi Shell hat das Ende des Ölzeitalters ausgerufen: „Die Nachfrage nach Öl könnte in diesem Jahr- zehnt ihren Höhepunkt erreichen“, so Vor- stand Huibert Vigeveno. Erneuerbare Quel- len wie Solarkraft, Windenergie und Was- serstoff-Technologien würden Öl zuneh- mend den Rang abkaufen. Natürlich wird Öl nicht von einem Tag auf den anderen aus unserem Alltag verschwinden, es gibt aber ein Ablaufdatum und die Nachfrage wird kontinuierlich zurückgehen. Kein gutes Blatt für die Preisgestaltung. Dauerbrenner Gold Anders sieht die Situation bei Gold aus: Es ist industriell von geringerer Bedeutung und gilt vor allem als Krisenwährung. Somit hat es natürlich in Zeiten von Corona Hoch- saison. Dass der Preis seit August wieder nachgelassen hat, stört Experten dabei we- nig. Neben der aktuellen – trotz Impf-Hoff- nungen – noch lange nicht gelösten Krise sind es auch die niedrigen Zinsen, die das Edelmetall glänzen lassen. Denn Gold bringt keine fixen, regelmäßigen Renditen: Die Performance kommt alleine aus der Wertsteigerung. Nachdem sichere Anleihen oder Sparbücher nun eben keine Verzin- sung mehr abwerfen, erscheint das Edelme- tall als Wertanlage umso attraktiver. Auch die Prognosen stimmen zuversichtlich: Goldman Sachs geht für 2021 von 2300 Dollar pro Feinunze aus. Der auch internati- onal sehr angesehene österreichische Gold- Analyst Ronald Stöferle von Incrementum spricht sogar von einer „goldenen Dekade“ und geht langfristig gesehen – bis 2030 – von einem Goldpreis von 4800 Dollar aus. Wobei er nicht empfiehlt, jetzt blindwütig große Mengen einzukaufen, sondern besser regelmäßig zu investieren. Denn „goldrich- tiges Timing“ ist nicht die richtige Herange- hensweise. Gold sollte vielmehr einen aus- gewogenen Bestandteil eines breit diversifi- zierten Portfolios mit Aktien, Anleihen usw. ausmachen. Die genaue Quote ist natürlich individuell unterschiedlich, aus empi- rischen Studien wird aber ein Anteil von fünf bis zehn Prozent abgeleitet. Gold ist und bleibt also ein Dauerbrenner. Fazit Für Rohstoffe ist ein vorsichtig optimisti- scher Ausblick angesagt, allerdings werden sich nicht alle Commodities gleich gut ent- wickeln. Also Vorsicht etwa bei Öl; Goldpo- sitionen könnten hingegen als Portfoliobe- standteil weiter ausgebaut werden. Als In- strumente eignen sich Exchange Traded Commodities für Wetten auf einzelne Roh- stoffe. Mit ETFs können kostengünstig Roh- stoffkörbe abgebildet werden, wenn man doch breiter streuen will. Gold kann wiede- rum auch praktisch in physischer Form von Münzen oder Barren erworben werden. Eine weitere Alternative: aktiv gemanagte Goldminen-Aktienfonds (siehe unten). Nachteil ist hier die relative Abhängigkeit von der breiten Börsenentwicklung. MÄRKTE & FONDS . Ausblick 2021 – Rohstoffe Anders als Gold genießt Platin nicht das Image der Krisenwährung, sondern spielt seine Karten in der industriellen Anwendung aus. Deshalb wurde es 2020 von der Corona- Pandemie hin und her gebeutelt, am Ende ein Nullsummenspiel: Das Edelmetall notiert mit nun rund 1000 Euro auf dem Niveau wie zu Beginn des Jahres. Das Kurspotenzial ergibt sich nun aus zwei Faktoren: Erstens ist Platin im Vergleich zu anderen Edelmetallen günstig bewertet. Zweitens sollte es von der erhofften Konjunkturerholung 2021 und darüber hinaus von seinem Einsatz in der Industrie profitieren. Langfristiger Treiber: Platin spielt bei der Herstellung von grünem Wasserstoff und Brennstoffzellen für Elektrofahrzeuge eine Schlüsselrolle. PLATIN: GEHEIMFAVORIT Logischerweise wurde Gold von der Corona- Krise stark gepusht, der bisherige Höhepunkt wurde im August mit dem Überschreiten der Marke von 2000 Dollar erreicht. Dann sah man allerdings eine Abflachung, gefolgt von einer kleinen Erholung, als die nächsten Lock Downs das Geschehen bestimmten. Tatsache ist aber, dass sich Gold seit August im Ab- wärtstrend befindet: Ist somit der Bull Run vorüber? Wahrscheinlich nicht: 2021 könnten erfolgreiche Massenimpfungen die Situation zwar hoffentlich entspannen, viele Unsicher- heiten werden allerdings bestehen bleiben. Das unterstützt natürlich die Krisenwährung Gold, ebenso wie das bis zum „St. Nimmer- leinstag“ prolongierte Niedrigzinsumfeld. GOLD: WEITER GUTE AUSSICHTEN „Der Goldpreis könnte 2030 bei etwa 4800 Dollar liegen.“ Ronald Stöferle, Analyst bei Incrementum und Herausgeber des jährlichen ‚In Gold We Trust‘-Reports Credit: beigestellt/Archiv HERVORRAGENDE AKTIENFONDS: EDELMETALLE ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER LU0459291166 Commodity Capital - Global Mining Fund 48 Mio.€ 68,7% 51,5% 480,4% 3,98% DE000A0Q2SD8 Earth Gold Fund UI 171 Mio.€ 52,6% 97,2% 232,8% 2,34% LU0308790152 STABILITAS - Gold+Res. Special Situations 10 Mio.€ 42,4% 126,1% 282,2% 3,07% LU0175576296 Konwave Gold Equity Fund 557 Mio.€ 46,0% 67,7% 198,8% 1,85% LU0147784465 NESTOR Gold Fund 22 Mio.€ 45,5% 59,1% 178,7% 2,18% Quelle: Morningstar, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl der Fonds nach Sharpe Ratio, TER=Total Expense Ratio (p.a.), Stichzeitpunkt: 30. November 2020 USD/Unze 2018 2019 2020 1.800 1.700 1.600 1.500 1.400 1.300 1.200 2.000 1.900 USD/Unze 2018 2019 2020 600 900 800 700 1.100 1.000

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