GELD-Magazin, November 2020

Wenn Investoren an das große Ganze denken Für Investoren, Nutzer und Entwickler von Immobilien sind SRI- Faktoren sehr wichtig geworden, wobei soziale und Governance- Faktoren jetzt den energie- und umweltzentrierten Ansatz ergänzen. Von Bauarbeitern über Stadtplaner bis hin zu strategischen Investoren beschäftigen sich eine Menge Personen mit Immobilien. Wer ist für die Nachhaltigkeit zuständig? Projektentwickler sorgen dafür, dass Bauprojekte bereits in der Bauphase den Prüfungsprozess inter- nationaler Bewertungssysteme wie zum Beispiel dem britischen BREEAM-Zertifikat unterliegen. In- vestment Manager unterstützen institutionelle Inve- storen dabei, ihre nachhaltigen Investmentkriterien umzusetzen. Doch am längsten Hebel sitzen die großen Versicherungen, Versorgungswerke, Stif- tungen und Pensionskassen, die fortschreitend den Immobilienbestand in ihren Portfolios erhöhen. Die durchschnittliche Immobilienquote der deutschen Versicherungen hat 2019 mit 10,3 Prozent einen hi- storischen Höchststand erreicht. Welcher Buchstabe aus dem ESG-Alphabet spielt für die Immobilienbranche die größte Rolle? Bislang das E wie Environmental. Damit die Erwär- mung der Erde unter zwei Grad Celsius bleibt, muss der weltweite Energieverbrauch von Gebäuden bis 2030 um 30 Prozent sinken. Tatsächlich nennen amerikanische, europäische und asiatische Invest- ment- und Fondsmanager vor allem Kriterien wie Energie, CO 2 -Emission, Wasser und Abfall als rele- vante ESG-Kriterien ihrer Investmententscheidung. In der Immobilienbranche spielen aber auch soziale Faktoren und Corporate Governance eine Rolle. Ent- sprechend empfiehlt der Branchenverband bri- tischer Pensionsfonds seinen Mitgliedern Fragen zum gesamten ESG-Spektrum einschließlich von ge- sellschaftlichen und Governance-Fragen. Was passiert, wenn der gute Wille in die Praxis überführt wird? Bei der Umsetzung und der Vereinheitlichung des ESG-Reportings spielen auch Branchenverbände und staatliche bzw. europäische Einrichtungen eine Rolle. Im Rahmen der Marktregulation versteht sich die EU dabei in der Rolle eines Verbraucherschüt- zers, der Investoren in den Stand versetzt, infor- mierte Entscheidungen zu treffen. Darum hat der Europäische Rat im Jahr 2019 nach Konsultationen mit Branchenplayern eine wichtige Verordnung zu nachhaltigen Investments erlassen, zunächst mit dem Ziel, europaweit einheitliche Nachhaltigkeits- kriterien zu schaffen. Diese Taxonomie ist ein Klas- sifizierungsrahmen, um Geschäftsaktivitäten da- raufhin zu bewerten, ob sie ökologisch nachhaltig sind. Es geht dabei um vier Eigenschaften: Die Ge- schäftsaktivität muss einen wesentlichen Beitrag zu den Umweltzielen leisten, nämlich zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung an den Kli- mawandel; sie darf keinem der Umweltziele erheb- lichen Schaden zufügen; sie muss unter Einhaltung der sozialen Mindeststandards durchgeführt wer- den; und sie muss die technischen Screening-Krite- rien erfüllen. Wie geht es mit der Nachhaltigkeit weiter? Den vollen Katalog der ESG-Kriterien erfüllen fast nur neue Projektentwicklungen in Spitzenqualität. Allein, die auf dem Markt verfügbare Menge der Neubauten in dieser Qualität ist begrenzt. Ange- sichts der großen Menge an Altbestand und der ge- ringen Neubautätigkeit, wie sie aktuell vorherrscht, ist die Umsetzung der ESG-Normen ein Vorhaben, das einen langen Atem verlangt. www.principalreeurope.com Paul Muno, Head of Investor Relations & Germany, Managing Director, Principal Real Estate Europe November 2020 – GELD-MAGAZIN . 69 EXPERTS TALK . Paul Muno, Principal Real Estate Europe EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Social Impact Investment Der Principal Care Invest II ist ein offener Immobilien-Spezial-AIF mit Ge- sundheitsimmobilien, der sich an institutionelle Investoren richtet. Ziel ist der Aufbau und die Bewirtschaftung eines regional diversifizierten Gesundheits- immobilienportfolios mit langfristiger Wertstabilität. Der Investitionsschwer- punkt richtet sich auf Pflegeimmobilien, ambulante Pflegeeinrichtungen und betreute Wohnformen in Deutschland. Bislang hat der Fonds in Objekte in Bad Neuenahr, Sachsenheim und Friedenweiler investiert. Das Investitionsvo- lumen des Fonds beträgt aktuell 300 Mio. Euro.

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