GELD-Magazin, November 2020
Wie sieht Ihr Investment Case für den Bereich Unternehmensanleihen (vorwiegend in Euro de- nominiert) aus? Im Zuge der Coronakrise haben wir Chancen ge- nutzt, um Unternehmensanleihen mittlerer Qualität zu reduzieren und in Papiere mit höherer Qualität mit längeren Laufzeiten umzuschichten. Unser Fo- kus lag auf höherwertigen Unternehmensanleihen, die in US-Dollar denominiert sind. Mit Blick auf mögliche Chancen, die sich durch die dort steiler ge- wordene Zinsstrukturkurve ergeben können, bevor- zugten wir dabei Laufzeiten um die 20 Jahre. Die aus den Positionen resultierenden Währungsrisiken haben wir größtenteils abgesichert. Nachdem wir bei Anleihen von Emittenten schwächerer Bonität (High Yield Bonds) und Nachranganleihen (Hybrid Bonds) weniger aktiv waren, nutzten wir die Schwä- che dieser Titel zum Quartalsende, um hier einige Positionen selektiv aufzubauen. Welche Chancen hat die Corona-Krise eröffnet? Wir sind mit einer sehr defensiven Positionierung in das Jahr 2020 gegangen, nicht weil wir die Ausbrei- tung der Corona-Pandemie befürchtet hätten, son- dern weil unseres Erachtens in vielen Marktseg- menten Risiken nicht mehr adäquat bepreist waren. Als es zum Höhepunkt der Krise zu einem breiten Ausverkauf am Anleihemarkt kam, nutzten wir unse- re Liquidität, um den Bestand an hochwertigen US- Corporate Bonds auszubauen. Dabei fokussierten wir uns auf Papiere von Emittenten mit resilienten Geschäftsmodellen. Zuletzt erreichte der FvS Bond Opportunities schon wieder neue Höchststände. Was sind die Faktoren dieses Erfolgs? Zum einen waren wir zu Beginn der Krise sehr de- fensiv aufgestellt und verfügten über ausreichend Li- quidität und Flexibilität, um im März von den lukra- tiven Neuemissionen bei hochwertigen Unterneh- mensanleihen mit längeren Laufzeiten profitieren zu können. Zum zweiten waren wir im Februar bis An- fang April phasenweise über Terminkontrakte in US- Staatsanleihen mit Laufzeiten von zwei und fünf Jahren investiert. Mit dieser Position konnten wir (weitgehend ohne Währungsrisiko) von den Zins- senkungen der US-Notenbank profitieren. Drittens haben wir den Bestand an qualitativ hochwertigen US-Unternehmensanleihen mit Laufzeiten zwischen 20-30 Jahren aufgestockt. Ein hohes Maß an Aktivi- tät gepaart mit Flexibilität und dem Fokus auf einen Risiko-Ertrags-gesteuerten Investmentansatz waren und bleiben die Treiber für vergangene und zukünf- tige Performance. Wir erwarten nach vorne blickend wenig Unterstützung durch weitere Spread-Einen- gungen und bleiben eher defensiv ausgerichtet. Frank Lipowski, Fondsmanager des FvS Bond Opportunities . INTERVIEW „Der Anleihemarkt ist mit einer Vielzahl an Emittenten riesig und Anleger können sogar von Kursanstiegen profitieren, selbst wenn die Rendite negativ ist.“ sinkender Liquidität in diesem Segment stellten wir Corporate Credit-Positionen sehr liquide Positionen, z.B. US-Staatsanlei- hen (Treasuries), gegenüber“, erläutert Mor- hedec. Unverzichtbarer Stabilisator „Mehr als je zuvor sollten Anleihen als Port- foliostabilisator eingesetzt werden. Wenn das Momentum an den Aktienmärkten schwächer wird, bieten Anleihen, wie wir es dieses Jahr mehrmals gesehen haben, eine Art Versicherung, um Verluste auf der Ak- tienseite abzufedern. Sowohl Kursgewinne als auch sinkende Spreads generieren posi- tive Renditen. Darauf konzentrieren wir uns beim Fidelity Global Bond Fund“, sagt Ma- nager Rick Patel. Der Fonds strebt nach ei- ner defensiven Ausrichtung in allen Markt- phasen, indem er in relativ sichere Assets wie US-Treasuries investiert, aber er baut auch Positionen auf, die oft konträr zur Marktmeinung sind und ein höheres Risiko aufweisen, um Kapitalgewinne zu erzielen. „Zum Beispiel haben wir im Zuge des Coro- na-Crashs Staatsanleihen verkauft und nun günstig bewertete Unternehmensanleihen ins Portfolio geholt. Generell fokussieren wir unsere Strategie aber auf Qualitätstitel im IG-Segment.“ Die traditionelle Rolle von An- leihen lag darin, „den Investoren eine reale Rendite zu liefern: also Erträge oberhalb der Inflationsrate. Trotz der extrem tiefen Zin- sen und vielen Anleihen mit negativer Ren- dite, die wir den Notenbanken zu verdanken haben, gibt es immer noch einige Argu- mente für ein Fixed-Income-Investment, al- lerdings mit einem neuen, flexiblen Ansatz“, erklärt Marilyn Watson, Head of the Global Fundamental Fixed Income Strategy Team und für den BGF World Bond mitverant- wortlich. Es gibt Bereiche, die im Faden- kreuz der Notenbanken auftauchen und wo die Zinsen nach unten gedrückt werden, und solche, wo diese nicht aktiv sind. So ist z.B. die US-Notenbank Fed dabei, einen er- heblichen Teil des Bloomberg Barclays Glo- bal Aggregate Bond Index (bzw. der darin enthaltenen Anleihen) zu kaufen, vor allem US-Treasuries und Mortgage Backed Securi- ties (Hypothekenanleihen), während weite Teile im Corporate Credit-Bereich und struk- turierte- Zinsprodukte nicht aufgekauft wer- den, was dort zu höheren Renditen führt.“ MÄRKTE & FONDS . Anleihen Credit: pixabay; bereitgestellt; Archiv 34 . GELD-MAGAZIN – November 2020
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