GELD-Magazin, November 2020

Gut, aber noch zu teuer: Wasserstoff-Autos kommen schwer auf die Überholspur. November 2020 – GELD-MAGAZIN . 15 Entstehung von Strom. Dieser wird wiede- rum an den Motor weitergeleitet und treibt das Fahrzeug an. Der große Vorteil: Es tre- ten keine Emissionen sondern nur Wasser- dampf aus. Somit wäre das Wasserstoffauto im Gebrauch das umweltfreundlichste Auto.“ Günther Reiter, Automotive-Experte bei PwC Österreich, ergänzt: „Beim Wasser- stoffantrieb liegt der Fokus derzeit mehr auf LKWs als auf PKWs. Die dazugehörige Infra- struktur kann entlang der Hauptverkehrs- routen gezielt ausgebaut werden, insbeson- dere hinsichtlich der Schwer-LKWs. Zudem sind im Vergleich zum reinen Elektroantrieb weniger Tankstellen/Ladestationen not- wendig aufgrund der größeren Reichweite beim Wasserstoffantrieb.“ Innovation und Förderung Es bleibt das Problem, dass Wasserstoff als Treibstoff zu teuer ist. Die Herstellung macht im Moment nur in Groß-Elektrolyse- anlagen Sinn. Um die Produktion von Was- serstoff voranzutreiben, müssten solche An- lagen gefördert werden. Sponring: „Innova- tion ist in vielerlei Richtung notwendig. Man kann vor allem von drei Bereichen, ab- seits des weiterhin notwendigen technolo- gischen Fortschritts, sprechen: Ausbau der Infrastruktur, politische Unterstützung und Aufklärung über die Nützlichkeit der Tech- nologie in der Bevölkerung.“ Und immerhin arbeitet etwa das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt an einem preisgün- stigen Wasserstoff-Fahrzeug, das nur rund 15.000 Euro kosten soll. Noch befindet sich das Projekt in der Forschungsphase - eine Revolution durch H 2 -Autos bleibt also bis auf weiteres Zukunftsmusik. Leider. Im europäischen Vergleich finden sich einzig und alleine in Deutschland Wasserstoff-Tankmög- lichkeiten im zweistelligen Bereich. Dennoch kommt auch hier auf eine Million Einwohner nur eine Tankstelle! In anderen Ländern sieht die Bilanz noch dürftiger aus: Zum Beispiel wird in Italien nur eine einzige adäquate Tankmöglichkeit gezählt. Knackpunkte Ein Hauptproblem der Wasserstoff- Autos ist die Infrastruktur, Tankstellen (siehe Grafik links) müssen praktisch noch mit der Lupe gesucht werden. Momentan sind außerdem die Bo- liden auf jeden Fall noch viel zu teu- er, sie kosten rund 70.000 bis 80.000 Euro. Hier müsste man noch einiges in Forschung & Entwicklung investie- ren, um die Erzeugung eines Fahr- zeugs für den Hersteller günstiger zu gestalten. Die Marktpalette von H 2 -Autos ist weiters noch stark be- grenzt – aktuell sind nur drei Mo- delle in Österreich verfügbar (von Hyundai, Toyota und Mercedes). Credit: H2 MOBILITY Deutschland/Felix Krumbholz Anzahl derWasserstoff-Tankstellen: Magere Bilanz Quelle: Block-Builders, Datengrundlage: H2live Prozent 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Norwegen 5% Dänemark 4% Frankreich 5% Östrereich 5% Schweden 4% Niederlande 4% Schweiz 3% Belgien 2% Estland 1% Lettland 1% Italien 1% 86% Deutschland

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