GELD-Magazin, November 2020
14 . GELD-MAGAZIN – November 2020 Wasser ist zum Fahren da U m satte 98 Prozent stieg in Öster- reich die Anzahl neu zugelassener E-Autos im Juli, August und Sep- tember 2020 im Vergleich zum Vorjahres- quartal. In den größten europäischen Märk- ten Deutschland, Frankreich, Italien, Spani- en und Großbritannien steigerten sich die Absatzzahlen sogar um 146 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahresquartal. Eine beacht- liche Leistung, auch wenn die Elektro-Boli- den natürlich von einem niedrigen Durch- dringsungsniveau aus gestartet sind. In Ös- terreich erreichte der E-Anteil an den ge- samten Neuzulassungen Ende September aber beinahe 17 Prozent. E-Autos gehört also scheinbar die Zukunft. Seltsam, dass man allerdings praktisch nichts von Was- sertsoff-Autos hört, die eigentlich noch um- weltfreundlicher sind. Warum ist das so? Politisch gefördert „Es wird von den guten Aussichten der Elek- tro-Autos berichtet, da es politisch gewollt ist – Reichweite, Preis und Modellpalette sind aber immer noch recht überschaubar“, meint Michael Sponring, Energie- und Res- sourcen-Experte bei PwC Österreich. Das Problem bei den Wasserstoff-Autos ist laut dem Spezialisten wiederum die unzurei- chende Infrastruktur des Tankstellensy- stems – außerdem ist Wasserstoff als Treib- stoff im Moment nicht rentabel. Hingegen positiv: Die Reichweite von Wasserstoff- autos ist ähnlich wie bei den fossil betrie- benen Fahrzeugen. WarumWasserstoff? Der Hauptvorteil liegt aber im ökologischen Bereich. Sponring: „H 2 -Autos können im weitesten Sinn als E-Fahrzeuge gesehen werden, da sie ebenfalls mit einem Elektro- motor ausgestattet sind. Doch anstatt einer Batterie wird dieser von einer Brennstoff- zelle angetrieben. Innerhalb der Brennstoff- zelle sorgt eine chemische Reaktion zwi- schen Wasserstoff und Sauerstoff für die BRENNPUNKT . Wasserstoff-Technologie So funktioniert´s Wasserstoffautos sind im Grunde Elektrofahrzeuge. Der Unterschied zum „normalen“ E-Autos: Im Fahr- zeug ist eine Brennstoffzelle samt Wasserstofftank verbaut, die den Strom für den Antrieb während der Fahrt erzeugt. Eine kleine Batterie fun- giert als Puffer bzw. Zwischenspei- cher und deckt Lastspitzen z.B. beim Beschleunigen ab. Zudem nimmt sie Rekuperationsenergie (Bewegungse- nergie beim Bremsen) auf und spei- chert sie. In der Brennstoffzelle wird nun elek- trischer Strom aus Wasserstoff ge- wonnen. Das geschieht durch die Umkehrung der Elektrolyse. Was- serstoff und Luftsauerstoff reagie- ren zu Wasser, dabei entstehen Wärme und elektrische Energie. Letztere treibt den Elektromotor an. Quelle: ADAC H 2 -Autos sind bisher in einer Nische gefangen, was auch auf die Kosten für Wasserstoff selbst zurückzuführen ist. Aber technologische Fortschritte geben Hoffnung: Die Kosten für die Herstel- lung von grünem (umweltfreundlich produzierten) Wasserstoff verringerten sich seit 2015 um 50 Prozent. Gemäß aktuellen Prognosen soll der Preis bis 2030 um weitere 50 Prozent sinken. Prognose: Deutliche Kostensenkung für grünenWasserstoff Quelle: Block-Builders, Datengrundlage: Hydrogen Council Kostensenkung in Prozent 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 2015–2020 2020–2025* 2020–2030* Heute gelten Elektro-Autos als die Hoffnungsträger umweltfreundlicher Mobilität. DerWasserstoff-Antrieb wird hingegen vernachlässigt. Schade, denn hier schlummert einiges an Potenzial. HARALD KOLERUS „Wegen der höheren Reichweite beim Wasserstoffantrieb sind weniger Tank stellen nötig als beim reinen E-Auto.“ Günther Reiter, Automotive- Experte bei PwC Österreich
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